Economia | Start europe up

Postkarten für die Welt

Deborah Hofer aus Sand in Taufers hat sich in den Niederlanden einen kleinen aber erfolgreichen Online-Shop aufgebaut.
deborah_hofer.png
Foto: Deborah Hofer

Vor etwas mehr als zwei Jahren entschied sich die Pustererin Deborah Hofer, Südtirol und die Berge hinter sich zu lassen. Die heute 25-Jährige zog es in die Niederlande, nach Amsterdam. Eine spontane Entscheidung, wie sie sagt: „Die Menschen dort haben einen kreativen, offenen Eindruck auf mich gemacht.“ Während ihrer Kindheit in Sand in Taufers war Hofer selbst eine schöpferische Seele, malte und bastelte viel, verlor es mit der Zeit jedoch etwas aus den Augen.

 

Eine genaue Vorstellung, was sie beruflich machen wollte, hatte sie nicht. 2020 in der Niederlande angekommen, sollte Corona ihre kreative Ader wieder aufleben lassen. Behördengänge wurden als Folge der Pandemie zur Mühsal, eine Registrierung zog sich über Wochen hin und jedwede Anstellung war somit erstmal vom Tisch.

Eine Freundin gab ihr den Anstoß, in der Zwischenzeit Selbstgestaltetes und Handgefertigtes im Internet zu veräußern. Als digitales Schaufenster dient ihr noch heute die e-commerce-Plattform Etsy. Diese hatte mit der Pandemie einen Aufschwung erlebt. Die Zahl der aktiven Verkäufer ist von 2,7 Millionen im Jahr 2019, auf mehr als 7,5 Millionen gestiegen, die Umsätze des US-amerikanischen Unternehmens hatten sich im selben Zeitraum zum Teil verdoppelt.

 

„Oft verzweifelt“

 

Hofer, die sich selbst keine Etikette verpassen möchte, begann also mit dem Verkauf von Postkarten, die sie mit eigenen Fotos oder Zeichnungen, inspiriert von der Natur, versah. Bald schon gestaltete sie Notizbücher und Terminkalender. „Ich dachte mir, ich würde ohnehin nur zehn verkaufen – und diese an Freunde“, sagt Hofer, die bei jedem Verkauf einen kleinen Anteil des Preises als Gebühr an die Plattform entrichten muss und zu Beginn kaum Gewinn machte. „Aber ich hatte echt Spaß daran“, gesteht sie zufrieden.

 

Die Käuferschaft aus aller Welt fand aber schnell Gefallen an den Produkten. Insbesondere die Planer hätten es den Menschen angetan, und so verkaufte und versandte Hofer am Jahresende jede Woche hunderte davon, die meisten davon in die USA. Die kurzen holländischen Wintertage verbrachte sie fast ausschließlich mit der Vorbereitung und dem Versand der Ware.

Es war herausfordernd, gleichzeitig aber wahnsinnig schön. 

Hinzu kam unliebsamer Mehraufwand, wie Hofer erzählt: „Alles Bürokratische nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ich war oft sehr verzweifelt mit Steuerfragen.“ Mittlerweile helfe ihr ein Steuerberater, weil alles zu komplex geworden sei. Seit dem Bestehen des Online-Shops verzeichnet sie mehr als 2.400 Verkäufe. Dabei kann sie allein von ihrem Shop noch nicht leben, arbeitet nebenbei vier Tage pro Woche in einer Brillenproduktionsfirma. Ihre Freizeit und ihr Geschäft seien so oft ineinander verschmolzen.

 

Heute verkauft Deborah Hofer neben Postkarten und Planern auch Textilien wie Tragetaschen und Baseball-Kappen, sowie einpflanzbare Lesezeichen und Grußkarten oder biologisch abbaubare Handyhüllen. Die Nachhaltigkeit ihrer Produkte und der Verpackungen liegt ihr sehr am Herzen. So sind viele ihrer Produkte aus recyceltem Material oder biologischen Ursprungs. Die Menschen würden ihre Produkte jedoch nicht primär aus Gründen der Nachhaltigkeit kaufen, viele schätzten es aber enorm, dass zum Beispiel keine Plastikverpackung Verwendung finde.

Hofer ist zudem bewusst, dass hundertprozentige Umweltverträglichkeit schwer erreichbar ist, zumal sie ihre Waren in die ganze Welt verkauft – von Hawaii bis Saudi-Arabien: „Ich produziere mit jedem Verkauf potenziellen Müll. Und nur weil etwas mit recyceltem Material erstellt wird, heißt das auch nicht, dass es umweltfreundlich sein muss. Am umweltfreundlichsten wäre es, nichts zu produzieren.“  

Danach sieht es in ihrer 13 Quadratmeter großen Produktionsstätte im Süden Amsterdams aber nicht aus. Die Kalender für das kommende Jahr sind schon in Arbeit, die Nachfrage sei bereits jetzt groß. Obwohl der Online-Shop derzeit in jedem Fall ein guter Nebenerwerb ist, kann sich Hofer in Zukunft auch vorstellen, ihre Produkte im stationären Handel oder auf Märkten anzubieten. „Wer weiß, vielleicht kann ich irgendwann davon leben“, so die junge Pustererin. Aber das stehe noch in den Sternen.