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Zerstreute Kontrolleure

Wie lächerlich die Eigenkontrolle in den sozialen Netzwerken sein kann, zeigt eine Episode, in der es um Markus Wilhelm, salto.bz und die Südtiroler Schützen geht.
Markus Wilhelm
Foto: dietiewag.org
 
Markus Wilhelm ist einiges gewohnt, aber hier hat es dem Ötztaler Aufdecker die Sprache verschlagen.
Vergangenen Woche wurde Wilhelm für 24 Stunden von Facebook gesperrt. Zudem wurde ein Post aus seiner Facebook-Seite „DieTiwag.org“ gelöscht. „Wir haben etwas entfernt, das du gepostet hast“, heißt es lapidar in der Nachricht von Facebook. Und weiter: „Offenbar entspricht ein von dir geposteter Inhalt nicht unseren Gemeinschaftsstandards“.
Was hat Markus Wilhelm verbrochen?
Schaut man sich das an, wird klar, wie absurd der Umgang der Facebook-Kontrolleure mit der Realität sein kann. Wilhelm hat auf seiner Facebook-Seite einen Link zur Salto-Geschichte zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Südtiroler Schützen gepostet. Der Text dazu: „Die Tiroler Schützen wurden nie so hofiert wie in der NS-Zeit. Die Südtiroler haben das Thema jetzt auch aufgegriffen“.
Diese paar Zeilen genügten, dass Facebook zur Löschung des Posts und zur Sperre griff.


Die Kontrolle

 
Nachdem in den vergangenen Jahren das Wutbürgertum und die Hasstiraden in den sozialen Netzwerken immer massiver zugenommen haben, kam auch der Riese Facebook immer mehr in die Kritik. Als im Frühjahr 2017 bekannt wurde, dass Nutzer Mordvideos veröffentlicht hatten, musste der Konzern öffentlich gegensteuern.
 
Rund 4500 Mitarbeiter waren bis dahin zuständig, Millionen von Hinweisen pro Woche von Nutzern nachzugehen, die als unzulässig gemeldet wurden. Im Mai 2007 gab Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bekannt, dass man weitere 3000 Kontrolleure eingestellt hat. Auf ihren Kontrollzügen durch die Beiträge sollen die Mitarbeiter unter anderem die Darstellung von Gewalt oder die Verbreitung von Hassreden unterbinden.
Im Fokus der firmeneigenen Zensur stehen seit vielen Jahren aber auch rechtsextremistische Inhalte. Denn Facebook geht nicht nur auf Hinweisen Dritter vor, sondern man hat auch Computerprogramme im Einsatz, die sofort einschreiten, wenn gewisse Schlüsselbegriffe oder Symbole auftauchen und gepostet werden.
Das Problem dabei: Gelöscht wird nicht nur offene Nazipropaganda, sondern auch Artikel, die sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit befassen, in denen aber Nazi-Symbole vorkommen.
Genau das dürfte letztlich auch zu Löschung des Posts von Markus Wilhelm und den Hinweis auf den salto.bz-Artikel geführt haben.
 

Die Vorgeschichte

 
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Markus Wilhelm Opfer dieser absurden Zensurpraktiken wird.
Wilhelm deckt Ende September einen weiteren Nordtiroler Politskandal auf. Martin Hochstöger, langjähriger Präsident der Apothekerkammer Tirol, führt in vierter Generation die Stadtapotheke „Zur Mariahilf“ in Landeck. Politisch ist Höchstöger in der FPÖ engagiert und er sitzt auch im Landesparteivorstandes der FPÖ Tirol.
Der Apotheker gehört wie schon sein Vater und sein Großvater der schlagenden Verbindung „Corps Gothia“ ab und war auch einer der Organisatoren des Burschenschafter-Kommers in Innsbruck 2009.
Martin Hochstögers Großvater Karl, Jahrgang 1901, war Mitglied der SS und nach dem Einmarsch der Nazis für einige Wochen auch kommissarischer Leiter der Bezirkshauptmannschaft Landeck. In diese Zeit fällt die Volksabstimmung vom 10. April 1938 zum Anschluss.
An diese Abstimmung in Landeck erinnert eine große Marmortafel von damals, die Martin Hochstöger - wie Markus Wilhelm aufdeckte - im Raum hinter der Apotheke prominent angebracht hat.
Daneben finden sich auch Vitrinen mit ausgestellten Nazisymbolen.
 
Weil auf dem Bild aber das Hakenkreuz und der Name Adolf Hitler vorkommen, schlugen die Facebook-Kontrolleure umgehend zu.
Einen Tag später löscht Facebook den Post. Mit derselben Begründung, wie man sie auch zum Salto-Link gibt.
Markus Wilhelm reagierte sofort.
Facebook hat meinen gestrigen Beitrag samt den vielen Kommentaren gelöscht. Kritik an Nazi-Propaganda geht eben nicht.“.
Gleichzeitig macht der Ötztaler Publizist seine Nachricht aber „(hoffentlich) facebooktauglich“. Hakenkreuz und der Name Adolf Hitler werden abgedeckt.
 
So steht das Bild bis heute auf Facebook.
Auch damit wird klar, wie absurd gewisse Einschränkungen in den sozialen Netzwerken sein können.
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gorgias Lun, 10/16/2017 - 17:46

Facebook ist Scheisse und salto macht sich zum Handlanger indem es aktive Elemente von Facebook auf Salto.bz implementiert die von Facebook dazu benutzt werden Besucher von salto zu tracken und Daten zu sammeln.

Herr Franceschini bringen Sie mal Ihr Haus in Ordnung bevor Sie sich über andere aufregen.

Lun, 10/16/2017 - 17:46 Collegamento permanente
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gorgias Mar, 10/17/2017 - 04:39

In risposta a di Harald Knoflach

Ich möchte nicht mit jemanden auf die selbe Stufe gestellt werden, der auf eine Aussage, die auf einen Sachverhalt hinweist, inhaltlich nicht zu antworten vermag, sondern mit persönlichen Angriffen startet. salto baut auf seiner Seite Elemente von verschiedenen social medias ein, die automatisch von deren Seiten geladen werden im Moment in dem man salto aufruft. Facebook kann genau feststellen, welche Seiten wann aufgerufen werden und wie lang man darauf verlbeibt. Es gibt andere Seiten in denen man diese Elemente zumindest beim ersten Besuch einmal manuel aktivieren muss, so was wird aber von salto, soweit ich weis nicht in betracht gezogen.
Ich finde dass darauf hinzuweisen legitim ist. Die Antwort von @19 amet zeigt, dass er den sachlichen Aspekt entweder nicht interessiert oder ihn nicht einmal versteht sondern nur daran interessiert ist einen persönlichen Angriff zu starten. Wenn ich sage dass das einfach nur dumm ist, dann habe ich mich noch gewählt ausgedrückt.

Mar, 10/17/2017 - 04:39 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Mar, 10/17/2017 - 08:36

In risposta a di gorgias

du hast dahingehend recht, dass die stellungnahmen einiger hier im forum nicht mit der netiquette, die sich salto.bz gegeben hat, kompatibel sind. nicht wenige diskussionen werden so vergiftet. das ist sehr schade.

https://www.salto.bz/de/netiquette

Zum Beispiel dieser Punkt: Vergessen Sie bitte nicht, dass auf der anderen Seite des Bildschirms Menschen sitzen. Behandeln Sie die anderen UserInnen mit Rücksicht und Respekt.

Mar, 10/17/2017 - 08:36 Collegamento permanente