Economia | Milchmädchenrechnung

Folgekosten - wer zahlt?

Sicher nicht die industrielle Landwirtschaft. Es müssten aber jegliche Subventionen gestrichen werden, die Folgekosten für die Zukunft erzeugen. Qualitativ gewaltig...
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Giuseppe Carta

Bezüglich der Volksgesundheit

Schon im Jahre 2011 wurde  auf UN-Ebene ein Sonderbericht veröffentlicht, der sich mit den weltweit aktiven gesundheitsschädlichen Faktoren im Ernährungssystem befasste. Zusammenfassung auf Deutsch:

Unser Ernährungssystem macht krank. Die Zahl der Übergewichtigen übertrifft mittlerweile die der Unterernährten bei weitem. Der UN-Sonderberichterstatter schlug schon damals vor, ungesunde Produkte zu besteuern; salz-, zucker- und fettreiche Lebensmittel zu regulieren; Werbung für Junkfood einzuschränken; Agrarsubventionen abzuschaffen, die ungesunde Zutaten billiger machen und die lokale Nahrungsmittelproduktion zu unterstützen, damit alle Zugang zu gesunder Nahrung haben.

Das ist nur eine Seite. Nicht erwähnt werden hier die Auswirkungen der Pestizide und generell der nunmehr langjährige und weiter zunehmende Chemieeinsatz in der Landwirtschaft, gleichbedeutend mit einer beständige Exposition der Bevölkerung mit einer Vielzahl von chemischen Substanzen, deren Kombinationen in wissenschaftlich begründetem Verdacht stehen, Krankheiten verschiedenster Arten auszulösen.

2013 wurden in Deutschland 1.452 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben und kamen in der Tierhaltung zum Einsatz. 2011 waren es noch 1.706 Tonnen - fast doppelt so viel wie in der Humanmedizin. Knapp die Hälfte der Gesamtwirkstoffmenge wurde im nördlichen Nordrhein-Westfalen und im westlichen Niedersachsen ausgegeben. Der Einsatz von Fluorchinolonen in der Tiermast, die als wichtige Reserveantibiotika für den Menschen gelten, stieg seit 2011 von 8 auf 13 Tonnen an.

Bezüglich der Umwelt

Die negative Nachricht für die Menschheit ist, dass der Chemie- wie der Einsatz großer Maschinen sowie die systematische Verringerung der Biodiversität (sprich Ausbreitung der Monokulturen) die Bodenfruchtbarkeit vermindert. Die gute Nachricht für die industriellen Landwirtschaftsbetriebe und die Nahrungsmittel- und Chemiekonzerne daran ist die Senkung der unmittelbaren Arbeitskosten.

Alle diese Folgekosten sind real noch nicht quantifiziert, sind aber sicherlich ungeheuerlich groß und werden noch unsere Nachfahren belasten. Wer trägt diese Kosten? Die Verursacher bis dato nicht und das ist unannehmbar! Weil sie nicht aufscheinen scheinen sie nicht zu existieren. Allerdings haben wir Konsumenten deswegen heute den Vorteil niedriger Preise in den Massenprodukten der Kaufhäuser. Scheinbar erfreulich für sofort! In Wirklichkeit verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung und das wird volkswirtschaftlich höhere Gesundheitskosten nach sich ziehen.

Von allen diesen Folgekosten handelt der Weltagrarbericht und der fordert auch daher die konsequente Förderung der Agrarökologie, die Abschaffung der Subventionen für die industrielle Landwirtschaft und die wirtschaftliche und wissenschaftlich unterstützte Förderung der Kleinbauern. Nur das führt zu Arten- und Produktvielfalt in den vielfältigen Regionen.