Politica | SVP

„Es stand zu viel auf dem Spiel“

Daniel Alfreider über seine Entscheidung für den Landtag zu kandidieren, die Kritik am Ladinergesetz und die Frage, ob er jetzt Landeshauptmannstellvertreter wird.
Salto.bz: Onorevole Alfreider, zuerst die Absage und jetzt doch die Entscheidung von Rom nach Bozen zu wechseln. Warum diese Wende?
 
Daniel Alfreider: Diese Entscheidung fällt vor allem aus einem Grund. Der ursprüngliche Plan der SVP-Ladinia war es an beiden Rennen - den Parlamentswahlen und den Landtagswahlen - teilzunehmen und sie siegreich zu beenden. Das heißt: Ich sollte wiederum bei den Parlamentswahlen antreten und für den Landtag sollte ein neuer gemeinsamer Kandidat gefunden werden. Wobei die Vorgabe war, dass der Landtagskandidat, weil jahrelang jetzt ein Grödner im Landtag saß, diesmal aus dem Gadertal kommt.
 
Diesen Kandidaten oder diese Kandidatin hat man aber letztlich nicht gefunden?
 
Es war von vornherein klar, dass wir für die Landtagswahlen nicht nur eine Person brauchen, die in beiden Tälern den totalen Konsens hat, sondern die darüber hinaus in ganz Südtirol Stimmen holen kann. Denn ich bin der Überzeugung, dass der ladinische Kandidat auf jeden Fall aus eigener Kraft in den Landtag kommen muss und nicht per Wahlgesetz nachrücken soll. Innerhalb der SVP-Ladinia startete dann eine lange und kontroverse Diskussion. Es hat sich eine Tendenz herauskristallisiert, dass man möglicherweise mit zwei Kandidaten antreten will. Einen aus Gröden und einem aus dem Gadertal.
 
Sie waren und sind gegen eine solche Doppel-Kandidatur?
 

Ja. Denn damit wird das ganze auch riskant. Zwei Kandidaten, die um die ladinischen Stimmen fischen, das kann gefährlich werden. Auf jeden Fall hätte uns das mehr gespalten als vereint. Vor diesem Hintergrund sind die Ortsobleute noch einmal zu mir gekommen, auch einige Bürgermeister und der Gebietsausschuss des Gadertals mit der Bitte, ich solle es mir noch einmal überlegen.
 
Und Sie haben dankend angenommen?
 
Es war keine leichte Entscheidung. Aber es gibt für mich eine Priorität: Wir Ladiner müssen zusammenhalten und an einem Strang ziehen. Das war der Hauptgrund, warum ich meine Entscheidung im Parlament zu bleiben revidieren musste.
 
Es ist bekannt, dass Sie seit langem der Wunschkandidat von Landeshauptmann Arno Kompatscher sind. Er braucht Sie in der neuen Landesregierung.
 
Das freut und ehrt mich natürlich.
Es war keine leichte Entscheidung. Aber es gibt für mich eine Priorität: Wir Ladiner müssen zusammenhalten und an einem Strang ziehen.
Böse Zungen behaupten: Das Ladinergesetz im Parlament genehmigt, kandidiert Alfreider jetzt für den Landtag, weil er 2019 nicht nur Landesrat, sondern auch Landeshauptmannstellvertreter wird?
 
So ein Blödsinn. Ich habe es immer vermieden, die beiden Bereiche zu vermischen. Ich arbeite seit 2012 am Ladinergesetz und an dieser Reform der Autonomie. Wir hatten viel Glück, dass wir es jetzt geschafft haben. Das war nur durch die Zusammenarbeit aller möglich. Für mich stand die Frage meiner eigenen Position wirklich nie im Raum. Mein Ziel war es endlich diese vorhandenen Diskriminierungen zu eliminieren.
 
Kritiker bemängeln aber, dass man den Missstand der ladinischen Richter am Verwaltungsgericht nicht behoben hat?
 
Die Leute sollen wissen, was passiert ist. Wir haben diese Reform eingereicht. Die Kritiker haben dann gesagt, das ist der falsche Weg, wir müssen auf das Ergebnis des Konvents warten und vieles mehr. Zum Glück habe ich mich durchgesetzt und wir sind diesen Weg gegangen. Ich weiß nicht, ob den Menschen bewusst ist, was es heißt, in Rom das Südtiroler Autonomiestatut sozusagen kurz aufzuschnüren und einige Bestimmungen zu reformieren. In diesem Klima, das derzeit im italienischen Parlament herrscht. Das ist eine riskante Operation am offenen Herzen. Das hat sich gerade am Thema Verwaltungsgericht gezeigt.

 
Warum gerade da?
 
Ursprünglich war vorgesehen auch diese Diskriminierungen zu beheben. Als wir das Thema dann im Parlament behandeln wollten, ist es aber plötzlich nicht mehr um die Gleichstellung der Ladiner gegangen, sondern um die angeblichen Sonderrechte und Privilegien der Südtiroler. Der Tenor: Es kann doch nicht sein, dass Südtirol sich eigene Verwaltungsrichter ernennt. Plötzlich stand die gesamte Bestimmung zur Südtiroler Verwaltungsjustiz auf der Anklagebank. Es stand viel mehr auf dem Spiel. Deshalb habe ich hier nachgeben müssen. Und ich stehe heute noch zu dieser Entscheidung. Das war richtig, denn es stand zu viel auf dem Spiel.
Ich weiß nicht, ob den Menschen bewusst ist, was es heißt, in Rom das Südtiroler Autonomiestatut sozusagen kurz aufzuschnüren und einige Bestimmungen zu reformieren. In diesem Klima, das derzeit im italienischen Parlament
Wer wird für die SVP-Ladiner bei den Parlamentswahlen antreten?
 
Das werden wir auf der Sitzung des nächsten Verbindungsausschusses besprechen. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Luft für einen ladinischen Parlamentskandidaten bei den nächsten Wahlen sehr, sehr dünn ist. Es braucht eine Person, die landesweite Unterstützung bekommt. Diese Person zu finden, ist sehr schwierig.
 
Einer, der seit langem bei jedem Wahlgang im Gespräch ist, wäre Christoph Perathoner. Vorsitzender der Bezirksobmänner in der SVP, Jurist und vor allem Grödner?
 
Ich habe mit ihm darüber noch nicht gesprochen. Aber wir werden im Verbindungsausschuss alle Optionen durchdiskutieren.
 
Sie gelten in der Landesregierung als natürlicher Nachfolger von Florian Mussner. Das heißt Sie werden auch seinen Agenden übernehmen?
 
Ich bin Bauingenieur und deshalb wären die öffentlichen Arbeiten für mich sicherlich interessant. Auch mit Fragen der Mobilität habe ich mich immer beschäftigt. Aber darüber zu reden, ist noch viel zu früh. Zuerst müssen wir als SVP ein gute Landtagswahl bestreiten. Den Rest werde wir dann sehen.