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Über Einsamkeit und Zweisamkeit

Mit ihren ersten Singles Without You und Another Love haben ANGER es weit geschafft. Ein Grund, die beiden Brixner näher kennenzulernen.
ANGER
Foto: Foto Stefan Plank

Jede Band hat ihre Geschichte. ANGERs Geschichte ist jene eines Duos: Nora Pider und Julian Angerer sind seit vielen Jahren ein Paar und haben sich nun entschlossen auch gemeinsam Musik zu machen. Ihre Lieder öffnen sphärische Welten, in denen die unterschiedlichsten Gefühle aufeinandertreffen. Träumerische Stimmen und melancholische Stimmungswellen berieseln die ZuhörerInnen und öffnen sphärische Welten in denen man sich verlieren kann und darf. Ein Hauch von Funk hebt das Ganze auf eine surreale Ebene, in der sich die beiden Musiker mit ihren Gefühlen zueinander auseinandersetzen.

Als ich Nora und Julian in einer Bar in der Nähe ihres Proberaums am Yppenplatz in Wien treffe wird schnell klar: aus 1 + 1 wird 1. ANGER sind ein eingespieltes Team, ein Duo, das zu einer Person zusammenzuschmelzen scheint. Dabei gibt es die Band noch gar nicht so lange. Erst als sich Nora letzten Herbst entschloss ein neues Instrument zu lernen, machte sie sich kurzerhand mit einem neuen Bass und der Idee eine Band zu gründen auf den Weg zu Julian. Auch der Bandname ließ nicht lange auf sich warten…

ANGER: Der Name ANGER bezieht sich direkt auf uns zwei und unsere Leben. Das Haus in dem ich [Nora] aufgewachsen bin heißt Anger und liegt am Angerweg. Lustigerweise hat hier Julians Familie väterlicherseits früher gewohnt. Und Julian heißt ja Angerer mit Nachname und wohnt nebenbei auch noch Am Anger. Deshalb gab es eigentlich keine großen Diskussionen: es war von Anfang an klar, dass wir ANGER sind.

Ihr habt bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet: Performativ mit VonPiderZuHeiss, musikalisch mit der Band The Artficial Harbour. ANGER ist euer erstes gemeinsames Projekt zu zweit. Was ist das Besondere an diesem Duo?

ANGER: Schon bei früheren Projekten haben wir gemerkt, dass wir beide sehr gut zusammenarbeiten können, dass wir zwei uns gegenseitig ergänzen. Als ANGER singen wir immer unisono. Dadurch entsteht etwas Neues, Androgynes, das sich vom Konzept der Frontfrau oder des Frontmannes löst. Wir funktionieren zusammen als einheitliches Front Duo. Wir sagen immer, wir sind wie Ying und Yang: unsere beiden Energien verschmelzen zu einem gemeinsamen Ganzen.

In eurer ersten Single „Without You“ spürt man diese Zweisamkeit. Und auch das Video dazu erzählt von euch beiden…

ANGER: Das Video zu „Without You“ haben wir selbst gedreht, im Schlafzimmer von Noras Mutter. Ein Notfallplan, weil das Hotelzimmer das wir wollten nicht frei war… [beide lachen] Es gab nur uns zwei und die Kamera, dadurch ist es sehr intim geworden: eine Authentizität die man vielleicht nicht erreicht, wenn noch andere Personen anwesend sind.

Eine intime Gefühlsebene, die auch in euren Songs übermittelt werden soll?

ANGER: Ja, unsere Lieder reflektieren die Situationen in denen wir uns gerade befinden. Wir greifen auf, was um uns und in uns vorgeht und versuchen diese Stimmung durch die Musik zu vermitteln. Wir sind keine Fans von allzu kryptischen Liedern. In dieser Hinsicht ist der Pop ein geeignetes Mittel, denn er erlaubt jedem einen eigenen Zugang zur Musik zu finden. Aus den verschiedenen Ästhetiken die sich vermischen, kreieren wir eine Sprache, die im besten Fall Platz für Interpretation lässt; eine Musik, in die sich jede/r hineinversetzen kann.

Bei eurem letzten Konzert in Wien hat man schnell gemerkt, wie sehr sich die Zuhörer in eurer Musik wiederfinden. Wie schafft ihr es das Publikum so mitzureißen?

ANGER: Uns ist die Nähe zu unserem Publikum besonders wichtig: wir wollen uns nicht abgrenzen, die Bühne soll keine eigene Welt sein. Zwischen uns und dem Publikum findet ein Wechselspiel der Energien statt: wir geben ihnen was und sie geben uns etwas zurück. Neben der Musik trägt auch die Performance auf der Bühne einen großen Teil bei, dass Gefühle und Stimmungen übermittelt werden.

Inwiefern spielen dabei eure gemeinsamen Performance-Erfahrungen mit VonPiderZuHeiss eine Rolle?

ANGER: Dass wir beide schon performativ gearbeitet haben, bringt uns sehr viel. Auf der Bühne zu stehen ist nichts Neues für uns, wir fühlen uns dort wohl. Mit VonPiderZuHeiss haben wir in den letzten Jahren öfters auch mit Musik gearbeitet. Auf eine gewisse Art und Weise verbinden sich die verschiedenen Künste jetzt: Für uns ist es wichtig, die Musik nicht nur zu spielen, sondern auch zu performen. Dabei geht es vor allem darum dem Publikum ein intensives Gesamtbild zu übermitteln, das auf den fertig produzierten Platten nie so stark rüberkommen kann wie bei einem Liveact. Die Performance unterstützt die Musik und gibt ihr einen Mehrwert.