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Höllisches Gezwitscher

Bis vor wenigen Jahren hatte ich keine Ahnung, was ein Tweet ist, und hinter einem Hashtag hätte ich wohl verbotene Substanzen samt Rechtschreibfehler vermutet.

Heute ist alles anders. Wie so oft. Das liebliche Gezwitscher des Tweets ist zur gefährlichen Waffe geworden. Wesentlich billiger als jedes Schießeisen, vollkommen legal und dazu noch unblutig, weil manches Gezwitscher das Blut in den Adern eher gerinnen als fließen lässt.

Die Kommentare blühen, alle nachgeborenen Richtigstellungen, prallen an den satten Bildern ab, die es sich schon gemütlich gemacht haben in den hohleren Köpfen.

Spätestens seit letzter Woche ist dieser Tweet-Typus, den wir bisher vor allem aus den USA kannten, auch in Südtirol angekommen. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: Es kommt zu einem Handgemenge mit einem traumatisierten und deshalb psychisch erkrankten Asylbewerber, die Polizei nimmt Ermittlungen auf, Infos will sie erst dann geben, wenn sie Durchblick hat. Weil aber das Gerücht genau ins politische Wunschszenario passt, beeilen sich andere und reichen dieses Gerücht an den Innenminister weiter, und der zwitschert drauflos. 280 Zeichen, mit denen er sich selbst in den Mittelpunkt stellt, ein Dekret, bewirbt, das seinen Namen trägt, das großgeschriebene SCHIFOSO mit einem Schwarzen Geflüchteten in Verbindung setzt, und sich selbst als rettenden Heilsbringer zelebriert.

Die 280 Zeichen haben den Film im Kopf gestartet, die Wahrheit ist nachhaltig überzwitschert. Die Kommentare blühen, alle nachgeborenen Richtigstellungen, prallen an den satten Bildern ab, die es sich schon gemütlich gemacht haben in den hohleren Köpfen.

Spannend wird’s, wenn die Brixner Whistleblower direkt an den Hebeln der Macht sitzen dürfen und alles verzwitschern bevor es beschlossene Sache ist.