Economia | Nahverkehr

"Friss oder stirb"

Das Kräfteringen zwischen Land und SAD sowie den Mitarbeitern des Transportbetriebs geht weiter. Zeugnis davon geben geharnischte Briefe der vergangenen Tage.
SAD Bus
Foto: sad.it

„Ich glaube, das ist jetzt der Höhepunkt“, sagt Richard Goller, Fachsekretär der Gewerkschaft für Transport und Verkehr (GTV) im ASGB. Anlass für die neuerliche Empörung des Gewerkschafters über das Transportunternehmen SAD ist ein Brief, der Bediensteten der Dienststellen Kastelruth und Brixen in diesen Tagen zugestellt wurde. Betreff: Mitteilung der Wahlfreiheit über den Verbleib bei der SAD Nahverkehr AG. „Friss oder stirb“, bringt Goller den Inhalt auf den Punkt. Ein wenig detaillierter informiert die SAD ihre Mitarbeiter darin über die Tatsache, dass die Fahrten von insgesamt vier bisher von der SAD bedienten Linien künftig an die Gesellschaften Pizzinini und Silbernagl übergehen. Da in Folge der SAD-Dienstsitz in Kastelruth geschlossen werde sowie die Mitarbeiterzahl im Dienstsitz Brixen reduziert wird, werden die Mitarbeiter schriftlich aufgefordert, sich innerhalb von 20. März zu entscheiden, ob sie bei der SAD bleiben möchten oder ab 2. April ihren Dienst als Mitarbeiter bei Silbernagl bzw. Pizzinini aufnehmen möchten. Sollten sie sich für die SAD entscheiden, müssen sie damit rechnen, dass ihr Dienstsitz verlegt werden könnte, heißt es in dem Brief „Zudem teile ich mit, dass bei einer Kündigung ihrerseits innerhalb 01.04.2017 von Seiten der SAD auf die vorgesehene Kündigungsfrist verzichtet wird“, endet das von Generaldirektor Mariano Vettori unterzeichnete Schreiben.

Richard Goller skandalisiert vor allem die Art des Umgangs, die einmal mehr zeigt, warum die SAD in dieser Woche nicht zu einem der beliebtesten Arbeitgeber des Landes gekürt wurde. „Einfach brutal“, meint der Gewerkschafter. „Statt mit den Leuten zu reden, schreibt man ihnen solche Briefe.“ Dass die Linien zwischen den Unternehmen übertragen werden sollen und die SAD darüber hinaus plant, die Gesellschaft TAG in Brixen und all ihre Buslinien in Meran zu übernehmen, wussten die Gewerkschaften dagegen seit einem Treffen mit der SAD Mitte Februar. Allerdings ist ihnen laut Goller weder der Hintergrund des Deals klar noch die Eile, die nun bei seiner Umsetzung an den Tag gelegt wird. Wie viele Beschäftigte insgesamt innerhalb Montag über ihre berufliche Zukunft entscheiden müssen, ist beim ASGB ebenso nicht ganz klar. In Kastelruth seien es wahrscheinlich rund zehn, in Brixen sei nicht klar, ob nur einige der SAD-Mitarbeiter angeschrieben worden sein. „Unseren Informationen nach wurden aber auch in Klausen Briefe verteilt“, sagt Goller. Unabhängig vom Umgang mit den Mitarbeitern in der Causa hat der Gewerkschafter auch Zweifel am gesamten Procedere. „Ich bin der Auffassung, dass vor dem Abkommen zwischen den Firmen zuerst die Landesregierung als der direkte Auftraggeber eingeschalten werden müsste, und dann erst die Mitarbeiter“, meint er.

Mussners Stopp

Derselben Überzeugung ist der direkt Zuständige in der Landesregierung, Mobilitätslandesrat Florian Mussner. Er diktierte am gestrigen Freitag einen Brief an die Unternehmen SAD, Silbernagl, Pizzinini und TAG, in dem er die vier Konzessionäre salopp auf den Punkt gebracht daran erinnert, dass das Hin- und Herschieben von Konzessionen allein in seiner Kompetenz liege. Er sei erst nur durch die Gewerkschaften am Donnerstag auf den Brief hingewiesen worden, der an die SAD-Bediensteten verschickt wurde. „Wir laden Sie dazu ein, diese Aktion auszusetzen, bis die Provinz geklärt hat, ob die Übertragung der Linien den gesetzlichen Bestimmungen entspricht und keine weiteren rechtlichen Prozeduren im Sinne der Transparenz und Konkurrenz notwendig sind“, heißt es in dem Schreiben an die vier Unternehmen.

Zumindest bei der SAD ließ man sich davon nicht beeindrucken. In einer geharnischten zweiseitigen Antwort an den Mobilitäts-Landesrat, die das Datum 18. März trägt, wäscht der SAD-Generaldirektor sowohl Mussner als auch den Gewerkschaften den Kopf. Vor allem, indem Vettori sie recht schulmeisterlich darüber aufklärt, dass die Abtretung von Unternehmen sowie von Konzessionen im Öffentlichen Transportwesen von ganz anderen rechtlichen Bestimmungen geregelt wird als jenen, von denen sie ausgehen. Die Botschaft des Schreibens? Wir sind vollkommen im Recht und werden nichts aussetzen.

Bricht nun also der offene Krieg zwischen Land und SAD aus? „Warten wir ab, was Montag passiert“, meint Gewerkschafter Richard Goller.