Economia | Interview

„Nachts schlafen können“

Georg Oberrauch, Präsident der Investorengruppe, verteidigt das umstrittene Großbauprojekt der Kavernengarage in Meran. Über Nachtruhe, Verkehrsregelung und Fahrräder.
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Foto: Georg Oberrauch
salto.bz: Herr Oberrauch, wie verlief das Treffen mit der Gemeinde Meran und dem Bürgerzusammenschluss SOS Kavernengarage für Sie?
 
Georg Oberrauch: Ich hatte das Gefühl, dass viele Emotionen und Ängste vonseiten der Anrainer da waren. Deshalb denke ich, dass es weitere Gespräche braucht, um mit ihnen eine pragmatische Lösung zu finden. Wir haben das Maximum vom Maximum getan, um die Sicherheitsstandards beim Bau der Kavernengarage einzuhalten und mit den besten Experten Südtirols zusammengearbeitet, etwa mit dem Ingenieur Aribo Gretzer. Die Sorgen der Anrainer sind auch unsere Sorgen, denn das ist unser Job als beauftragter Partner im PPP-Projekt mit der Gemeinde Meran. Allerdings wird es schwierig, wenn jemand versucht, den Schlaumeier zu spielen und uns als Missetäter darzustellen. Wir sind aber nach wie vor bereit, einen seriösen und fairen Diskurs auf Augenhöhe zu führen. Beim Treffen mit den Anrainern habe ich deshalb angeboten, uns drei Wochen nach Beginn der Bauarbeiten erneut zu treffen, um die Sachlage zu besprechen.
Unser Ziel ist es, dass die Anrainer nachts schlafen können und die Lärmbelastung im Vergleich zum Bau des Küchelbergtunnels weniger groß ausfällt.
 
Kann die Nachtruhe eingehalten werden?
 
Unser Ziel ist es, dass die Anrainer nachts schlafen können und die Lärmbelastung im Vergleich zum Bau des Küchelbergtunnels weniger groß ausfällt. Die Sprengungen werden zweimal pro Tag, einmal in der Früh und einmal am Abend, durchgeführt. Dabei bieten wir den Anrainern an, sie per SMS kurz vor der Sprengung zu informieren. Dieses Angebot gab es auch schon beim Bau des Küchelbergtunnels. Die Sprengungen werden mit Bohrungen vorbereitet, das ist möglichweise durch die Weiterleitung der Schallwellen im Felsen für die Nachbarhäuser als Surren hörbar. Nach den Sprengungen wird das Material weggeräumt und eventuelle Felsen, die von der Sprengung nur teilweise erfasst wurden, müssen mit dem Bohrhammer beseitigt werden. Anschließend wird die Stelle mit einem Gitternetz und Beton befestigt. Am lautesten sind dabei die Sprengungen und der Bohrhammer, der für die Gewährleistung der Sicherheit eingesetzt werden muss.
 
Rechnen Sie mit Schadenersatzforderungen?
 
Wenn es Schäden gibt, werden wir sie bezahlen – dafür haben wir uns auch versichert. Bei Baustellen in besiedeltem Gebiet wie der Altstadt in Meran kann es durchaus vorkommen, dass Risse im Nachbarhaus entstehen. Diese Risse haben für gewöhnlich aber nur einen Einfluss auf die Ästhetik und nicht auf die Statik des Hauses. Diese können dann geweißelt oder gemörtelt werden. Der Firma, die den Küchelbergtunnel gebaut hat, wurden bisher allerdings keine durch den Bau verursachten Schäden zugetragen. Für die Baustelle der Kavernengarage werden wir ein Monitoring durchführen, um eventuelle Schäden, die durch die Bauarbeiten entstanden sind, nachvollziehen zu können.
Eine grundsätzliche Diskussion zur Kavernengarage hätte vor zehn Jahren geführt werden müssen und nicht kurz vor Baubeginn.
Welche Auflagen haben den Baubeginn verzögert?
 
Der Baubeginn der Kavernengarage war ursprünglich für Juli geplant. Allerdings haben wir die Bedenken der Anrainer ernstgenommen und die Sicherheitsstandards noch einmal eingehend geprüft, denn für eine erfolgreiche Umsetzung ist eine gute Vorbereitung wesentlich. Nun stehen noch einige bürokratische Schritte an und ich hoffe, wir können mit dem Bau Ende August starten.
 
Bei der Planung des Küchelbergtunnels und der Kavernengarage blieb die Meraner Bevölkerung außen vor. Hätte die Bürgerbeteiligung geholfen, Zweifel aus dem Weg zu räumen?
 
Ich finde es immer wichtig, sich mit der Bevölkerung auszutauschen. Diese Gelegenheit bietet auch der Tag der offenen Tür am 2. September bei der Baustelle des Küchelbergtunnels und der Kavernengarage. Eine grundsätzliche Diskussion zur Kavernengarage hätte vor zehn Jahren geführt werden müssen und nicht kurz vor Baubeginn. Schließlich haben über 30 Planer in den letzten zwei bis drei Jahren an dem Projekt gearbeitet. Viele Bürger wünschen sich außerdem das Projekt.  
In 30 Jahren könnte der Parkplatz dann vielleicht neu genutzt werden, sollten sich die öffentlichen Verkehrsmittel bis dahin verbessert haben und die Menschen keine Autos mehr nutzen.
Wieso haben Sie sich entschieden, beim Projekt der Kavernengarage einzusteigen?
 
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass es in Meran eine bessere Regelung des Verkehrs und der Parkplätze für Autos und Fahrräder braucht. Für die Bevölkerung im Stadteil Obermais ist der Küchelbergtunnel eine Verkehrsentlastung, da der Verkehrsstrom aus dem Passeiertal so umgeleitet wird. Zudem kann mit der Kavernengarage auch der Touristenzustrom nach Meran besser geregelt werden. Durch die unterirdischen Parkplätze und die Anbindung an den Küchelbergtunnel ist die Kavernengarage ein Pionierprojekt, das Schule machen könnte. Was mir allerdings in Meran noch fehlt, ist ein besserer Umgang mit Radfahrern. Als ich das erste Mal mit dem Rad durch Meran fuhr, hatte ich ein Verkehrsschild in der Innenstadt missverstanden und wurde bestraft. Zudem fehlen in Meran wie auch in Bozen genügend Parkplätze für Fahrräder.
 
 
Der Bürgerzusammenschluss SOS Kavernengarage beurteilt Ihr Bauprojekt als nicht nachhaltig und befürchtet einen noch größeren Zustrom an Touristen.
 
Zum jetzigen Zeitpunkt bringt die Kavernengarage der Stadt Meran durch die zuvor genannten Punkte eine Erleichterung. In 30 Jahren könnte der Parkplatz dann vielleicht neu genutzt werden, sollten sich die öffentlichen Verkehrsmittel bis dahin verbessert haben und die Menschen keine Autos mehr nutzen. Was den Zustrom an Touristen betrifft, finde ich, dass die Situation in Meran noch sehr gut tragbar ist. Da in Meran viel Pionierarbeit geleistet wurde, hat die Stadt vieles zu bieten, was andere Städte in Südtirol nicht haben, zum Beispiel das WineFestival, das Trauttmansdorff und das Kurhaus.
 
Andererseits hat die Stadt andere Bereiche wie die Jugendförderung vernachlässigt und der Klimawandel zwingt uns zum Umdenken.
 
Da stimme ich Ihnen zu, die Jugend muss besser eingebunden werden. Wir brauchen die philosophische Diskussion, wie wir organisieren, dass die Menschen auf dieser einen Welt glücklich und in Frieden leben können. Da gibt es sicherlich noch viele Scheuklappen, die einen 360 Grad-Blick verhindern.