Economia | Crowdfunding

Gute Ernte für jungen Visionär

Mit seiner Vision von einer nachhaltigen, vielfältigen und solidarischen Landwirtschaft hat der Afinger Jungbauer Stefan Oberkofler einen großen Erfolg eingefahren.
Stefan Oberkofler
Foto: LVH

Er ist überwältigt, sagt Stefan Oberkofler. Dass eine stattliche Summe zusammenkommen würde, habe er sich schon erwartet. “Aber mit fast 30.000 Euro habe ich nicht gerechnet.”
Stefan Oberkofler ist Jungbauer in Afing. Der 24-Jährige bewirtschaftet den Bergbiohof Ausserbrunner. Und sorgt nun mit einem großen Erfolg für Schlagzeilen.

 

Vsionen in Afing

Anfang der 2000er Jahre erbt Oberkoflers Vater den Hof von seinem Onkel, führt ihn aber immer im Nebenerwerb. “Mein Vater hat immer Vollzeit gearbeitet, für den Hof blieb nicht viel Zeit”, berichtet Oberkofler. Er selbst hat die Fachschule für Obst- und Weinbau Laimburg besucht, nebenher auf dem Ausserbrunner mitgearbeitet. “Pflanzen haben mich schon immer interessiert.” Er macht sich viele Gedanken, beschäftigt sich mit den Folgen, die (seine) Landwirtschaft haben kann. 2015 fällt in der Familie die Entscheidung, den Hof vollständig auf Bio umzustellen. Es ist vor allem Stefan, der darauf drängt. Ihm liegt Nachhaltigkeit am Herzen, er verspürt den Auftrag, Vielfalt und eine intakte Umwelt zu erhalten. “Viele scheinbare Fortschritte der industriellen Landwirtschaft bringen irreversible Schäden an unserer Umwelt mit sich, welche langfristig das Überleben auf dem Planeten erschweren werden. Wir, als klein strukturierter landwirtschaftlicher Familienbetrieb, wollen unsere Verantwortung dafür ernst nehmen”, schreibt Oberkofler auf der Homepage des Aussbrunner.

Im heurigen Frühjahr übernimmt er den Hof von seinem Vater – und setzt sich ein langfristiges Ziel: “den Bergbiohof Ausserbrunner nachhaltig weiterführen und mit meiner Familie davon leben können”. Auf drei Hektar Ackerland werden auf dem Afinger Bergbiohof Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Erdbeeren und Kräuter angebaut. Auf über einem halben Hektar stehen Marillenbäume. Außerdem werden vier Hektar Wiese, etwas Weide und 58 Hektar Wald extensiv mit bewirtschaftet. Vor Kurzem gib es auch zwei Grauvieh-Kühe am Ausserbrunner.

 

Ein Lager für Bio-Obst und -Gemüse

Seine Erzeugnisse vertreibt der junge Landwirt zum Teil in Biogeschäften und verkauft sie am Hof. “Den Großteil aber gebe ich direkt weiter”, erklärt Oberkofler. Seine Kunden bestellen online, einmal in der Woche liefert er die Bestellungen dann an fixe Sammelorte in Jenesien, Afing und Bozen. Um einen fairen Preis zu garantieren, die Transportwege kurz zu halten und Verpackung zu sparen, liefert der 24-Jährige nur in größeren Einheiten. “Viele meiner Kunden teilen die Produkte unter Freunden und Familie auf und bilden somit kleine Einkaufsgemeinschaften”, erklärt Oberkofler.

“Ich bin der Überzeugung, dass wir die Entwicklungen etwas verlangsamen und in unseren Handlungen den nachhaltigen Umgang mit der Natur in den Mittelpunkt stellen müssen.”
(Stefan Oberkofler)

Anders als sein Vater führt der 24-jährige Afinger den Ausserbrunner im Vollerwerb. Und stößt an Grenzen. Die Betriebsgebäude sind veraltet, zum Teil baufällig. Auch ein Winterlager fehlt, um seine Kunden das ganze Jahr über mit frischen Produkten versorgen zu können. Stefan Oberkofler beschließt, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, um einen Teil der Investitionen zu decken. Die Idee dazu kommt nicht von ungefähr. “Ich habe mich viel mit Solidarischer Landwirtschaft beschäftigt”, sagt Oberkofler zu salto.bz. Das Prinzip dahinter: Auf lokaler Ebene geht eine Gruppe von Verbrauchern eine Partnerschaft mit Bauern ein, sichert den Landwirten zu, für eine bestimmte Zeit ihre Produkte abzunehmen und finanziert fallweise auch den Aufbau des Hofes oder die Umstellung auf biologische Landwirtschaft.

 

Nachhaltiges Nachahmpotential

12.000 Euro möchte Stefan Oberkofler über die Crowdfunding-Kampagne sammeln, die er über die vom lvh betriebene Plattform “Open Innovation” startet. Am Ende der eineinhalb Monate, die die Kampagne läuft, kommen 29.510 Euro zusammen. Von über 80 Unterstützern, darunter sechs Betriebe, sagt Stefan Oberkofler. Je nach Beitrag erhalten die Unterstützer im Gegenzug Einkaufsgutscheine für seine Bio-Produkte.
“Danke an alle, die mich bei meinem Vorhaben unterstützen, danke für euer Vertrauen und ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit in den nächsten Jahren!”, schreibt der Jungbauer auf der Homepage vom Ausserbrunnerhof.

 

Beim Südtioler Bauernbund ist der große Erfolg des jungen findigen Biolandwirts nicht unbemerkt geblieben. “Diese Crowdfunding-Kampagne zeigt, dass diese neue Form der Finanzierung auch in der Landwirtschaft erhebliches Potential bietet”, schreibt SBB-Obmann Leo Tiefenthaler in einer Aussendung. “Das hat auch damit zu tun, dass sich immer mehr Konsumenten für Lebensmittel und besonders für deren Herkunft interessieren.”
Der Bauernbund selbst will künftig Initiativen wie jene von Stefan Oberkofler stärker unterstützen, heißt es in der Aussendung.