Cultura | Salto Weekend

Bühnenpräsenz und Künstlertreff

Das Klassische, Sprachen- und Kunstgymnasium „Walther von der Vogelweide“ absolvierte eine Projektwoche, bei welcher „Förderkurse“ angeboten wurden. Zwei Einblicke.
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Foto: Quelle: Salto.bz

Alljährlich wird am Gymnasium Walther von der Vogelweide der Regelunterricht für eine Woche unterbrochen. In der Projektwoche (13. bis 17. Februar) wurden nämlich, neben den "Stützkursen" für die Schülerinnen und Schüler die noch Schwierigkeiten in einzelnen Fächern haben, jede Menge Förderkurse mit Lehrpersonen, ehemaligen Schülern, Experten und Partnern angeboten: Philosophie, Kunst, Kultur, Einführung in Berufe und Betriebspraktika, journalistisches Schreiben, Sport, Lebenserfahrung, Musik, Naturwissenschaften, politische Bildung. Die Jugendlichen blickten hinter Theaterkulissen oder etwa ins Museion.

Neben vielsprachigen Angeboten wie: La nuova prova scritta d` italiano, Préparation écrite pour le bac, A-level exam preparation workshop, Taller de composición escrita, Vertiefung der Textsorten für die Staatliche Abschlussprüfung im Fach Deutsch, gab es auch die Kurse: Upcycling - eine stylische Form von Nachhaltigkeit, Let’s play theatre, Cinema italiano, Ökologische Landwirtschaft, Erstellen von Stop-Motion-Filmen. Natürlich auch  philosophischen Fragestellungen wie: Was es wirklich heißt, frei zu sein.

Rede und Antwort

Der ehemalige Schüler des Gymnasiums und Poetry-Slam-Landesmeister "Morgenstern 2014" Haris Kovacevic, referierte in einem zweitägigen Workshop zum Thema: „Bühnenpräsenz“ als Voraussetzung für eine gute Rede. Für salto.bz stand er gerne Rede und Antwort.

salto.bz: Wie waren deine Erfahrungen an der Projektwoche, als ehemaliger Schüler an deiner Schule?
Haris Kovacevic Die Erfahrungen waren recht vielseitig. Ich bin überrascht, was für eine riesige Sache die Projektwoche an meiner ehemaligen Schule geworden ist, was natürlich super cool ist. Ich hatte den Eindruck, dass die Schülerinnen und Schüler interessiert in mein Thema eingestiegen sind und dass sie viel dazulernen wollen. Ich hatte wenig Kontakt zu anderen Lehrern, was schade ist, weil ich gerne gesehen und gehört hätte, wie die Lehrer und Lehrerinnen in diesen Tagen mit dem Stress und ihren Aufgaben umgehen. Jedenfalls waren meine Erfahrungen durchwegs positiv.

Wie findest du das Förderangebot für Schüler und Referenten?
Ich finde das Angebot super, weil die Schülerinnen und Schüler –  wie ich hoffe – auch mitbestimmen können, welche Workshops angeboten werden und wo sie sich anmelden wollen. Auch für die Referenten und Referentinnen ist das Angebot super und eine Möglichkeit mit Schülerrinnen und Schülern zu arbeiten und dadurch neue Erfahrungen zu sammeln. Eine Win-win-Situation.

Was braucht es für eine gute Bühnenpräsenz?
Für eine gute Bühnenpräsenz braucht es Lust auf der Bühne zu stehen, man muss irgendetwas tun können, was es wert ist, angeschaut zu werden und dies muss man immer weiter ausbauen und trainieren. Rein pragmatisch gesehen, um sich auf der Bühne wohl zu fühlen, sollte man das Reden trainieren, welches aus deiner Stimme, deiner Mimik, deiner Gestik und dem Gesagten besteht. Dann hat man eine gute Bühnenpräsenz.

Nach-DADA

Auf Spurensuche nach der Kehrseite ihres Schulpaten Walther von der Vogelweide machten sich Schülerinnen und Schüler bei einem DADA-Spaziergang von der Schule Richtung Gasthaus Batzenhäusl. 101 Jahre nach dem Cabaret Voltaire in Zürich zog das Dutzend Nachdadaisten entlang der Bozner Wassemauer, über die Talferbrücke und auf den Waltherplatz.

Die jungen Nachdadaisten des Förderprogramms "promenierten" im Geiste des Vordadaisten Franz Held, begegneten seinen Söhne Wieland Herzfelde und John Heartfield (Helmut Herzfeld), wesentliche Vertreter von DADA Berlin. Oder Franz Jung, dem Mitverfasser der ersten Berliner Dada-Zeitung Neue Jugend. Dieser kam nach einem ohnehin schon aufregenden Leben 1944 ins Durchgangslager Bozen, wo er notierte: „Da war die Nacht im Lager bei Bozen. Mein Block war geräumt worden. Die Bomber waren über der Stadt und streiften das Etschtal ab. Sie flogen vereinzelt über das Lager, das durch große Zeichen auf den Dächern der Baracken als Gefangenenlager markiert war. Wir wurden zu drei Blocks in eine Baracke gepfercht. Die Flieger hielten sich nicht mehr an die Zeichen, sie sind zu oft getäuscht worden“.
Am Waltherplatz angekommen fiel der Blick der jungen Nachdadaisten zunächst auf den Virgl, von welchem die Dadaistin Hannah Höch (1889-1978) im Jahr 1920 auf die den Bozner Talkessel blickte und anschließend in ihr Tagebuch schrieb:

„Und Bozen hat die Virglbahn und da schaut man hinunter - und Berlin hat nichts, von wo man hinunterschauen kann, es sei denn die Untergrundbahn…“

Vor dem Denkmal Walther von der Vogelweide performten die Nachdadaisten des des Gymnasiums Walther von der Vogelweide Zeilen aus dem Franz Held-Gedicht Kehrseite:

Herr Walter zeigt dem Hotel d'Europe
Höchst majestätisch den Rücken,
Den faden, geblähten Reise-Mob
Mit dem H… nur zu erblicken.

Im Batzenhäusl, dem einstigen Künstlertreff fand der Held-enhafte DADA-Spaziergang sein Ende - im literarischen Sinn mit kurzen originalen Sätzen, die Franz Held hier Ende des 19. Jahrhunderts ins Gästebuch geschrieben hat: „Deshalb rühmen sie ihn hoch in säubern Verslein des Fremdenbuchs, rühmen wohl auch sich untereinander, und im Bädeker steht infolge dieses Humbugs zu lesen, es gäbe im »Batzenhäusl« den besten Wein von ganz Bozen. Ich aber versehe hiermit (und ich bin kompetent –) den »Pfauen« in der Bindergasse. 
Im Sinne seines Sohnes John Heartfield und der Collage-Künstlerin Hannah Höch kreierten die Nachdadaisten Wortcollagen aus historischen Batzenhäusl-Aufnahmen und Franz Held-Textbausteinen