Ambiente | Verkehrskonzept

Schöne neue Welt der Tiefgaragen

Crazy Castle-Garage: Ver-rückte Absichten am Schlossberg
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Rindler Eck Bruneck 1908.jpg
Foto: Fotoarchiv Mahl

von Nina Maccariello

In den letzten Wochen wurde das geplante Verkehrskonzept in Bruneck über alle Maßen gelobt und als richtiger Schritt in eine strahlende verkehrsberuhigte Zukunft bezeichnet. Dies ist generell lobenswert, allerdings müssen die einzelnen Bestandteile davon genauer betrachtet werden.

So soll laut Bürgermeister Roland Griessmair das Verkehrsproblem der sogenannten Zone Ost mithilfe „weniger, minimaler“ Eingriffe gelöst werden; die Aushöhlung der Schlossbergwiese, der Neubau eines Straßentunnels mit zwei dazugehörigen Kreisverkehren, die Verbreiterung des alten Kronplatzweges und Einfahrt in die mehrstöckige Tiefgarage sind hier nur Details am Rande eines viel größeren, ja fast visionären Projektes. („Die Lösung für Bruneck...fast schon die Quadratur des Kreises...“)

Die Gegend rund um Schwimmbad, Musikschule, Hockeyhalle soll laut Griessmairs Verkehrskonzept nur mehr über eine Richtung (Kronplatzweg) erreichbar sein. Indem ein gesamtes Stadtviertel durch dieses Nadelöhr (Kronplatzweg) gelenkt wird, bekommt die seit jeher viel kritisierte Parkgarage letztlich ihre Legimitation.

Was war nun zuerst da? Verkehrskonzept oder Garagenpläne? Fakt ist, dass seit 1993 über eine Garage, welche den Reischacher Verkehr abfängt, diskutiert wird. Als Grundlage für die Wahl des aktuell geplanten Standortes dient eine Grundsatzentscheidung der Gemeinde aus dem Jahr 2012, welche auf vollkommen anderen, mit der gegenwärtigen Situation nicht  mehr übereinstimmenden Prämissen fußt (Schlossgarage:eine Chronologie). Damals (!) war wichtigstes und entscheidendes Argument für die Standortentscheidung, dass die Garage für die Gemeinde gratis sein soll. Davon ist heute schon lange nicht mehr die Rede, im Gegenteil. Das Ganze kostet die Stadt einen zweistelligen Millionenbetrag, dennoch ist man nicht gewillt, einmal gefasste Pläne zu ändern, geschweige denn alternativen Lösungen Platz zu geben.

Die Initiative „Bruneck-mitgestalten“ überreichte im letzten Monat dem Bürgermeister der Stadtgemeinde Bruneck ein Memorandum, in dem klar und deutlich unterstrichen wird, dass die Initiative gegen die Aushöhlung des Schlossbergs ist und dass der Schlossberg Bann- und Tabuzone Brunecks bleiben muss.

Bürgermeister Griessmair begründete bei dem Treffen den Standort der Garage wieder mit dem Verkehrskonzept und erklärte dabei, dass der seit 1993 immer wieder aufgebrachte alternative Standort für die Garage in der Schlosskurve nicht mehr zur Diskussion stehe (oder noch nie gestanden ist?). Zudem meinte er, dass es für diese Variante nie Pläne gegeben habe, über die man hätte diskutieren können.

Immer laut BM stellt das Projekt einen sanften Eingriff in die Natur dar, welcher auf natürliche Weise gestaltbar sei. Wer sich aber die Mühe macht und die aktuellen Pläne einsieht, der stellt fest, dass die Tiefgarage unter der Schlossbergwiese samt Tunnel einen enormen, nicht mehr rückgängig machbaren Eingriff in das Brunecker Stadtbild bedeutet, ein zerstörerischer Eingriff in den Erholungsraum der BruneckerInnen, verbunden mit der Belastung einer gewaltigen Baustelle, mit Dreck, Lärm und massiven Einschränkungen für Bewohner und Besucher.

Bei derartigen Eingriffen in die Natur geht es auch um die Zerstörung historischen Allgemeingutes. So sehen es auch Amtsdirektor Peter Kasal, vom Amt für Landschaftsplanung, die Vorsitzende des Heimatpflegeverbandes Plaikner Claudia und die Chefin des Denkmalamtes Karin Della Torre. Für sie alle steht fest, dass das gesamte Ensemble Schlossberg in keiner Weise berührt, geschweige angebohrt, untertunnelt und untergraben werden darf. Es handle sich, so der Heimatpflegeverband in einer Stellungnahme, um „eine Symbollandschaft, gekennzeichnet von einer Geschichte, die eng mit der Entstehung der Stadt und mit seiner baulichen Entwicklung zusammenhängt. Außerdem ist die Südansicht auf Wiese und Schloss mit der abwechslungsreichen Botanik von besonderem landschaftlichem Reiz. All dies würde durch die geplanten Baumaßnahmen stark beeinträchtigt werden.“

Die Schäden sind nicht abzusehen und wären auch nicht wiedergutzumachen. Der historische Schlossberg, Vorgarten aller Brunecker BürgerInnen, muss als Tabuzone auch für jegliche wirtschaftlichen Interessen, denn diese spielen in das Projekt natürlich hinein, bewertet und als Erholungszone angesehen werden.

Am 27. Februar findet in Bozen ein Treffen zwischen dem Bürgermeister und der Landesrätin Kuenzer statt, bei dem es um die Schlosswiesengarage gehen soll. Es gilt zu hoffen, dass unsere politischen Vertreter das gesamte Spektrum der Problematik im Auge behalten. Schlussendlich muss die Notwendigkeit dieses Projektes abgewogen werden.

Nicht die einzelnen wirtschaftlichen Interessen, sondern das Wohl der Stadt und der BürgerInnen, sowie der Erhalt unseres historischen und kulturellen Erbes gilt es in den Mittelpunkt zu stellen.

Wir sind für ein Lebenswertes Bruneck, für eine innovative Mobilität, für die Verkehrsberuhigung der Stadt und ganz klar gegen die Zerstörung des Schlossberges im Herzen der Stadt Bruneck.