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Flughafen: Bauern bleiben neutral

Der Landesbauernrat des Südtiroler Bauernbunds hat seine Entscheidung getroffen: Man sagt weder Ja noch Nein zum Flughafen. Und ruft die Mitglieder zur Partizipation auf.

“Es ist keine leichte Entscheidung, aber Zerreißprobe ist es für uns sicher keine”, hatte der Obmann des Südtiroler Bauernbundes (SBB) Leo Tiefenthaler Anfang Februar zu salto.bz gesagt. Leicht hat man sich die Entscheidung, wie man sich in Sachen Flughafen positioniert, im SBB auch nicht gemacht. Doch nun ist sie da. “Der Landesbauernrat im Südtiroler Bauernbund wird sich in Bezug auf die Flughafen-Volksbefragung neutral verhalten.” So die Mitteilung, die am Freitag Mittag an die Medien geht.

In den letzten Wochen hat sich der Landesbauernrat gründlich mit der Volksbefragung zur Finanzierung des Flughafens, die am 12. Juni stattfinden wird, beschäftigt. Sowohl Befürworter als auch Gegner wurden angehört. Außerdem war der Flughafen Thema in allen Bezirksbauernräten. Dabei habe es sowohl auf Landes- als auch auf Bezirksebene Ablehnung wie Zustimmung gegeben, teilt der SBB mit. “Es wurden wirtschaftliche Vorteile wie Arbeitsplätze oder neue Gäste genauso genannt, wie die Umweltbelastungen oder die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung und die landwirtschaftlichen Flächen im Einzugsgebiet des Flughafens”, erklärt Leo Tiefenthaler. Die Kritik sei dabei vor allem aus den Bezirken Bozen, Überetsch und Unterland gekommen. “Wir haben berücksichtigt, dass die betroffenen Ortsgruppen die Solidarität des Bauernbunds einforderten”, sagt Tiefenthaler. Der Landesbauernrat habe aber auch Verständnis für die wirtschaftlichen Vorteile. “Nach intensiver Diskussion haben wir letztlich entschieden, neutral zu bleiben”, so der SBB-Obmann.

Gleichzeitig wurde auch vereinbart, dass die Bauernbund-Mitglieder in den nächsten Wochen ausführlich informiert sollen und in den Verbandsmedien nochmals das Für und Wider gegenübergestellt wird. “Damit sich die Mitglieder ein objektives Bild machen können”, meint Tiefenthaler. Gleichzeitig werde man die Mitglieder aufrufen, “zur Abstimmung zu gehen und von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen”.

Gedanken hat sich der Landesbauernrat auch für die Zeit nach der Abstimmung gemacht. Denn unabhängig wie sich die Mehrheit entscheidet seien wichtige weitere Schritte nötig. “Wenn das Nein zur Finanzierung des Flughafens überwiegt, muss die Erreichbarkeit Südtirols so rasch als möglich verbessert werden – etwa durch den Ausbau des Zugverkehrs und eine engere Zusammenarbeit mit den umliegenden Flughäfen. Sollten hingegen die Befürworter gewinnen, muss sichergestellt werden, dass die Bevölkerung in der Umgebung, besonders in Bozen, im Überetsch und im Unterland, vom Flugverkehr so wenig wie möglich belastet wird. Daneben muss sichergestellt sein, dass die landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Felder in der Einflugschneise auch in Zukunft nicht beeinträchtigt wird”, stellt Tiefenthaler klar.  

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Mensch Ärgerdi… Ven, 03/18/2016 - 16:00

Mals, Gülle und jetzt das! Bravo, Hut ab! Die Bauern schaffen es immer wieder ihr Image der "Landschaftspfleger" zu bestätigen! Vielleicht verdient sich ja der eine oder andere mit der an den Flugplatz angrenzenden Obstanlage eine goldene Nase, wie es vor Jahren bei der Straße zum Bozner Krankenhaus der Fall war. Die von der Flugschneise betroffenen Landwirte bekommen wahrscheinlich eine Entschädigung vom Arno und alle sind zufrieden.

Ven, 03/18/2016 - 16:00 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Ven, 03/18/2016 - 18:55

Es ist sehr löblich, dass der Bauernbund keine Wahlempfehlung zum Flughafen gibt! Offensichtlich zum ersten Mal in seiner Geschichte wird er sich bewusst, dass er keine Polit-Vorfeld-Organisation sein darf! Vielleicht hält diese Haltung auch weiter an!

Ven, 03/18/2016 - 18:55 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Ven, 04/01/2016 - 11:28

Im heutigen "Landwirt" lese ich in einem Kommentar zur Neutralität des SBB bzgl. Flughafen auf S.19 folgende Sätze:
"Eine sachlich geführte Diskussion ist nur möglich, wenn der Bauernbund die PRO und CONTRAS auflistet. Das wäre bei einem "JA" oder "NEIN" nicht möglich. Dies ist der Hauptgrund für die neutrale Haltung."

Diese Aussage muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Denn sie bedeutet, dass bei einer Empfehlung von JA oder eben NEIN die jeweiligen Gegenargumente nicht mitgeteilt würden! Der SBB gibt hier also zu, in allen bisherigen öffentlichen Disputen, wo er durchaus Stellung bezogen hatte (vor allem vor Wahlen!) die Sicht auf die andere Seite der Medaille bewusst verhindert hatte! Damit beweist er selbst, dass er eine politische Vorfeldorganisation einer Partei ist, denn ich habe noch nie erlebt, dass der SBB für eine andere Partei als die SVP eine Empfehlung gegeben hätte.

Ven, 04/01/2016 - 11:28 Collegamento permanente