Cronaca | Schnals

Carabinieri am Kraftwerk

Ein widerrechtliches Wasserkraftwerk, finanziert mit öffentlichen Geldern: Mit diesem Verdacht beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft. Im Visier sind sechs Personen.
Carabinieri
Foto: upi

Wir haben damit nichts zu tun.” Oberhalb von Karthaus bewirtschaftet Familie Fritz im Schnalstal auf 2.154 Metern Meereshöhe die gleichnamige Almhütte der Kloster Alm. “Wir sind nur die Pächter. Mit dem, was drumherum passiert, haben wir nichts zu tun”, heißt es von Familie Fritz auf Nachfrage von salto.bz am Dienstag Morgen. Und damit ist die Sache für sie erledigt. Keineswegs abgeschlossen sind indes die Ermittlungen gegen mehrere Personen, die unter Verdacht stehen, in rechtswidrige Vorgänge auf der Kloster Alm verwickelt zu sein.

Der Verdacht, der dazu geführt hat, dass sich nun die Bozner Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat, kam den Carabinieri der Station Schlanders vor einigen Monaten. Der Eigentümer der Kloster Alm, die Gesellschaft “Interessentschaft Karthaus”, soll – widerrechtlich – 56.000 Euro an Landes- und EU-Geldern für den Bau eines Wasserkraftwerkes für die Kloster Alm verwendet haben.
Mit “Interessentschaft” wird eine Privatgemeinschaft öffentlichen Interesses bezeichnet, die den Zweck hat, auf Gemeindeebene Alpweideflächen und die dazugehörigen Gebäude zu nutzen und zu bewirtschaften.

Kraftwerk statt Becken

Die Schnalser Gesellschaft ist im Besitz einer Konzession zur Wasserableitung für Bewässerungszwecke aus dem Penauderbach, einem Zufluss des Schnalserbaches, und erhielt vergangenes Jahr die Genehmigung, in Karthaus ein Bewässerungs- und Feuerschutzbecken zu errichten. 41.000 Euro gab es dafür von der Provinz, 15.000 Euro aus EU-Fonds. Laut den Hinweisen, die die Schlanderser Carabinieri gesammelt haben, ist mit diesen Geldern statt dem Feuerschutzbecken ein Wasserkraftwerk entstanden, das die Kloster Alm mit Strom versorgen soll – und das trotz der eindeutigen Zweckbestimmung der insgesamt 56.000 Euro und fehlender Zulassung.

Von den Carabinieri informiert, haben die Justizbehörden nun sechs Personen im Visier, gegen die ermittelt wird: vier Forstbeamte im Landesdienst – darunter der Projektant des Bewässerungs- und Feuerschutzbeckens und ein Beamter, der selbst Mitglied der Interessentschaft ist –, den Präsidenten der “Interessentschaft Karthaus” und einen ehemaligen Forstbeamten, der sich um die Kollaudierung des Beckens gekümmert haben soll. Die vom Bozner Oberstaatsanwalt Giancarlo Bramante vorgebrachten Beschuldigungen lauten unter anderem auf erschwerten Betrug zur Erlangung öffentlicher Beiträge, Amtsmissbrauch, Verstöße gegen den Einheitstext über die Bauordnung, missbräuchliche Verwendung von Beiträgen und Veruntreuung. Nun liegt es am zuständigen Richter, die Indizien zu sichten. Erst dann könnte es zu einer Anklage kommen. Vom Corriere dell’Alto Adige, der in seiner Dienstagsausgabe über die Geschichte berichtet, befragt, sagt der Schnalser Bürgermeister, dass die Gemeinde – ebenso wie die Pächter der Almhütte der Kloster Alm – nicht in die Vorgänge verwickelt sei. Er glaube allerdings nicht an ein Vergehen, so Bürgermeister Karl Josef Rainer, sondern “dass es sich dabei schlicht und einfach um eine kleine Anlage zur Selbstversorgung neben der Almhütte handelt”. Das werden die kommenden Monate zeigen.