Società | Weltladen Brixen

Der Sportliche

Arbeit bewegt sein Leben – auch nach der Pensionierung.
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Foto: Maria Lobis

Die Elbe, die Donau, die Mosel, der Inn: Es gibt keine großen Flüsse in Europa, an denen Max Großrubatscher nicht entlanggeradelt wäre. Je nach Jahreszeit machen er und seine Frau Erika Rad-, Schi- oder Wandertouren. Beweglich ist er auch in seinem sozialen Engagement.

Seit neun Jahren ist der Brixner Lehrer Max Großrubatscher pensioniert. Er nahm das sportlich im Jahr 2009, pilgerte zunächst 40 Tage auf dem Jakobsweg und ließ sich dann von drei Vereinen als Freiwilliger einbinden: „Man muss die Menschen nur fragen und ihnen klare Angebote machen“, sagt der 66-Jährige und schmunzelt. Er hat Freude dabei: Montags und donnerstags betreut Max Großrubatscher im Haus der Solidarität (HdS) gemeinsam mit Tatiana Schwarz Dejaco den Badante-Service. Am Donnerstagvormittag kontrolliert er im Weltladen Brixen die gelieferten Waren und gleicht sie mit den Begleitscheinen ab. Er packt aus, räumt ein und bringt die Paletten für Kleinholz nach Hause. Am Abend geht er häufig ins Kino. Im Filmclub im Forum Brixen ist er mit anderen Freiwilligen für das Einspielen der Filme zuständig.

Das Soziale im Blut

Max Großrubatscher zählt sich zur 68er-Bewegung. Soziales Engagement ist ihm sozusagen angeboren. Er ist mit sechs Geschwistern aufgewachsen und hat seit seinem siebten Lebensjahr gearbeitet: Als Kind hat er im Sommer für einen Betrieb in der Nachbarschaft Weihnachtsschmuck mit Bändern versehen, eingepackt und dafür wöchentlich sechs Eier und ein halbes Kilo Butter bekommen. Nach der Oberschule im Johanneum in Dorf Tirol studierte er in Innsbruck Pädagogik, Philosophie und Kunstgeschichte, arbeitete dann als Erzieher und Sportlehrer im Vinzentinum und unterrichtete daraufhin mehr als 30 Jahre lang an der Lehrerbildungsanstalt Brixen Pädagogik, Psychologie und Philosophie. Anfangs unterrichtete er auch an der Abendschule. Dort lernte er seine Frau kennen. Ein mehrfacher Glücksfall: Auch im Radfahren und Bergwandern stand sie ihm in nichts nach.

Lange vor ihm begeisterte sich Erika Großrubatscher für den fairen Handel, interessierte sich für internationale Zusammenhänge und warnte vor der Globalisierung. Mehrere Jahre lang war sie Vorsitzende des Brixner Weltladens. Damals, Ende der 90er-Jahre, half Max am früheren Sitz in der Brunogasse nachmittags manchmal beim Auspacken und Einräumen. Nach dem Umzug in die Stadelgasse im Jahr 2011 wurde aus dem Familienbetrieb des Weltladens ein professionelles Geschäft, wie er sagt. Manchmal vermisst Max Großrubatscher die Atmosphäre der Gründerzeit, den Mut und Geist der Initiatoren. Von der Idee des fairen Handels ist er überzeugt und selbst guter Kunde. „Ich kaufe kein T-shirt, nur weil es vier Euro kostet, ich kaufe eines, wenn ich es brauche“, sagt er. Dafür zahlt er einen fairen Preis.

Den Badanteservice im Herzen

Besonders am Herzen liegt ihm der Badanteservice im HdS. Den Bedarf an Pflegekräften in Südtirol hat die Brixner Hilfsorganisation schon lange wahrgenommen. Max Großrubatschers Pensionierung kam gerade recht: Seine Erfahrung und Professionalität haben aus dem Dienst eine über das Eisacktal hinaus bekannte Beratungsstelle gemacht: für Familien auf der Suche nach Pflegekräften und für arbeitssuchende Frauen – hauptsächlich aus Osteuropa. Rund 1.000 Frauen und wenige Männer haben sich bei Max Großrubatscher und Tatiana Schwarz Dejaco seit dem Start im Jahr 2010 vorgestellt. Einige hundert haben in Südtiroler Haushalten Arbeit gefunden. Die Ansprüche, die kulturellen Unterschiede und Sprachhürden sind groß. Dann sind Intuition, Mediationsgeschick und Klarheit gefragt und die psychologischen Kenntnisse des langjährigen Pädagogen von Vorteil.

Mit federndem Gang geht Max auf die Menschen zu, fast immer einen humorigen Spruch auf den Lippen. Betroffen machen ihn weinende Frauen, die von zurückgelassenen Kindern und arbeitslosen Männern in der Ukraine, in Bulgarien, Rumänien oder Weißrussland erzählen.

Diese Belastungen verschwinden bei Wanderungen in die Berge. Heuer steht das 40-jährige Hochzeitsjubiläum des Paares an. Wenn alles nach Plan geht, fahren Erika und Max Großrubatscher im Herbst nach Südfrankreich. Sie wollen die Radtour wiederholen, mit der ihre Ehe 1978 Fahrt aufgenommen hat.

(Maria Lobis)