Economia | Transit

Luft über Brenner bleibt dick

Kritik an der Tiroler Transit-Politik kommt nicht nur von Verkehrsminister Danilo Toninelli, sondern auch von den Südtiroler Frächtern: “Wir sind enttäuscht.”
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Foto: Transitforum

“Meilensteine sehen anders aus, aber man kann doch von einem wichtigen Schritt und einem Erfolg sprechen.” Mit diesen Worten, zog Landeshauptmann Arno Kompatscher vergangenen Donnerstag im Landtag Bilanz über das Brenner Meeting.
Ergebnis des Verkehrs-Gipfels: ein Memorandum, unter dem die Unterschrift des Tiroler Landeshauptmannes fehlt und das keine konkreten Maßnahmen, sondern einzig Absichtserklärungen enthält. Zu wenig, finden die Frächter südlich des Brenners – die vor allem Günther Platter kritisieren.

Der Tiroler Landeshauptmann hatte das Gipfeltreffen in Bozen vorzeitig verlassen und weitere Blockabfertigungen angekündigt. Doch nicht nur das lässt die Wogen weiter hochgehen. Von 1. Juli bis 26. August will Tirol das LKW-Fahrverbot am Wochenende ausweiten. Ab Samstag, 7 Uhr (und nicht erst ab 15 Uhr) bis Sonntag, 22 Uhr soll den LKW nicht nur in Richtung Süden, sondern auch in Richtung Norden die Durchfahrt durch Tirol untersagt werden.

Als die Nachricht am Wochenende bekannt wurde, war in Palermo die Jahresversammlung von ANITA im Gange. Für die italienische Frächtervereinigung um Präsident Thomas Baumgartner hielt der neue Verkehrsminister Danilo Toninelli – der 5-Sterne-Minister war dem Brenner Meeting in Bozen fern geblieben – ein Versprechen bereit. “Iniziative unilaterali di blocco come quelle del Tirolo non possono essere subite passivamente, ma richiedono risposte chiare e senza rotture, con la giusta fermezza”, so Toninelli in einer Videobotschaft.

Die Aussage, dass “einseitige Maßnahmen wie jene des Landes Tirol nicht passiv geduldet werden” könnten, sorgte sogleich für eine Reaktion aus Innsbruck. “Vollkommen unverständlich” ist die Kritik von Toninelli für Günther Platter. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Transitverkehrs in Tirol seien “alles andere als einseitig, sondern in der Europaregion mit den beiden Provinzen Südtirol und Trentino abgestimmt”, so der Tiroler Landeshauptmann.

Doch nicht nur vom Verkehrsminister, auch von den Südtiroler Frächtern erntet Platter Kritik. Über das Festhalten an den Blockabfertigungen und die Ausweitung des LKW-Fahrverbots am Wochenende zeigen sich die Frächter im lvh enttäuscht. “Wir bedauern, dass der Tiroler Landeshauptmann nicht kompromissbereiter ist, wenn es darum geht, kurzfristige Lösungen zu finden”, meint der Obmann der Frächter im lvh, Elmar Morandell. Blockabfertigungen würden nicht zu weniger Verkehr führen, sondern zu Staus in den Nachbarländern, sprich Italien und Deutschland, betont Morandell – und spricht wie Toninelli von einer “einseitigen Maßnahme”, die “nicht nur die Umwelt dieser Regionen” belaste, sondern auch die italienische und deutsche Wirtschaft schädige.

Die Frächter fordern ihrerseits eine Aufhebung des Nachtfahrverbots in Tirol, “damit der Schwerverkehr nicht tagsüber den Individualverkehr behindert”, so Morandell. Außerdem verlangt man eine höhere Frequenz der RoLa-Züge in der Nacht und an den Wochenenden: “Diese Züge müssen als Alternative zur Autobahn günstiger werden und besser ausgeschildert und kommuniziert werden.”