Economia | Genossenschaften

Lukrative Posten

Die Freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair fragt nach den Amtsentschädigungen im Genossenschaftssektor. Landesrat Arnold Schuler antwortet, das Land habe keine Daten
Obstgenossenschaft
Foto: Othmar Seehauser
Ulli Mair legt den Finger direkt in die Wunde.
Die Freiheitliche Landtagsabgeordnete reichte am 25. September im Landtag eine Anfrage zu den Weinbau- und Obstgenossenschaften ein. Ulli Mair will nicht nur in Erfahrung bringen, welche Beiträge die Genossenschaften bekommen, sondern sie wagt sich auch an eines der bestgehüteten Geheimnisse der Südtiroler Gesellschaft heran.
Die Landtagsabgeordnete will wissen, wie viel die Obmänner und Geschäftsführer der einzelnen Obstgenossenschaften und Kellereien verdienen. Eigentlich eine einfache Frage. Wäre da nicht ein Problem: Die Entschädigungen werden seit Jahrzehnten geheim gehalten. Selbst die meisten Genossenschaftsmitglieder wissen nicht was ihr Geschäftsführer verdient. Der Grund dafür: Ein Großteil der Brutto-Gehälter liegt über der 150.000-Euro-Grenze. Einige Geschäftsführer verdienen mehr als ein Mitglied der Südtiroler Landesregierung.
Doch das will man nicht an die große Glocke hängen. Auch die Antwort auf die Anfrage von Ulli Mair macht deutlich, dass auch das Land alles tut, um die Zahlen nicht zu lüften.
 

Die Beiträge

 
Es gibt im Land derzeit 25 Obstgenossenschaften. 13 Genossenschaften sind in der Erzeugergenossenschaft VOG zusammengeschlossen. Weitere sieben Genossenschaften in der Vinschger Erzeugergenossenschaft VIP. Dazu kommen noch 14 Kellereigenossenschaften im Land.
Ulli Mair fragte auch nach den Beiträgen, die die Genossenschaften in den Jahren 2016 bis 2018 bekommen haben. In der Antwort von Landrat Arnold Schuler scheinen dabei ausschließlich Kellereigenossenschaften auf. 
 
 
Demnach haben acht Kellereien in den vergangenen drei Jahren EU-Förderungen nach der Weinmarkverordnung erhalten. Die Kellerei Kaltern bekam insgesamt 809.670,31 Euro, die Kellerei Bozen 579.190,80 Euro, die Kellerei St. Pauls 234.231,30 Euro, die Kellerei Tramin 172.353,76 Euro, die Kellerei Girlan 141.372,78 Euro, die Kellerei Meran 51.175,40 Euro die Kellerei St. Michael-Eppan 37.600 Euro und die Eisacktaler Kellerei 30.579.50 Euro.
Weit höher sind die EU-Beiträge zu Entwicklung im ländlichen Raum. Hier wurden in zwischen 2016 und 2018 an die Kellerei Kaltern 1.618.260 Euro und die Kellerei Bozen 945.000 Euro ausbezahlt. Dazu kommen Gelder, die bereits zugesagt und verpflichtet aber noch nicht ausbezahlt wurden. Es sind weitere 1.155.000 Euro für die Kellerei Bozen und 481.740 Euro für die Kellerei Kaltern. Demnach bekommen beide Kellereien 2,1 Millionen Euro von der EU.
 

Die Entschädigungen

 
Ulli Mair wollte aber auch wissen, wie hoch die Entschädigungen der Obmänner und Präsidenten der einzelnen Genossenschaften sind. Ebenso jene der Geschäftsführer. Eine weitere Frage lautet: „Wie hoch war die Amtsentschädigung des Obmanns des Verbands der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG in den Jahren 2016, 2017 und 2018?
Die Antwort des zuständigen Landesrates Arnold Schuler: „Die Landesverwaltung verfügt in Bezug auf die Fragen 4, 5 und 6 nicht über die entsprechenden Daten.
 
Es ist eine Antwort, die so nicht ganz der Wahrheit entspricht. Denn das Land verfügt durchaus über gewisse Daten. So müssen seit einigen Jahren alle Mitglieder der Verwaltungs- und Aufsichtsräte von öffentlichen Gesellschaften ihre Amtsentschädigungen offen legen. Weil die Politik bei der Vergabe der Versorgungsposten auch gern im Genossenschaftssektor fischt, sind einige dieser Daten sehr wohl beim Land vorhanden. Es handelt sich wie vom Gesetz vorgesehen um Eigenerklärungen.
Ulli Mair hatte zum Beispiel nach der Amtsentschädigung des VOG-Obmannes Georg Kössler gefragt. Kössler sitzt im Verwaltungsrat der IDM und muss dort seine Bezüge offen legen. Demnach bekommt der Multifunktionär als Verwaltungsratspräsident des Verbandes der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) 97.822 Euro im Jahr. Dazu kommen weitere Entschädigungen aus VOG-Tochterunternehmen und anderen Genossenschaften. Jeweils 15.000 Euro als Präsident des Verwaltungsrates der FROM und als Vizepräsident der Assomela. 3.000 Euro als Präsident des Südtiroler Apfelkonsortiums und 2.400 Euro als Verwaltungsratsmitglied der VOG Products. Georg Kössler ist aber auch Obmann der Sigmundskroner Obstgenossenschaft Fruchthof. Dafür bekommt er 44.191 Euro. 
 

Demnach bekommt der VOG-Obmann laut Eigenerklärung vom September 2019 aus diesen Ämtern 177.413 Euro im Jahr. Es ist die Amtsentschädigung, die ein Mitglied der Landesregierung erhält.
Ebenso werden jährlich die Daten der Mitglieder des Kammerrates der Handelskammer Bozen veröffentlicht. Dort sitzen mit Thomas Oberhofer und Leo Tiefenthaler zwei weiterer Obmänner von Genossenschaften.
Thomas Oberhofer ist Obmann der Vinschger V.IP. Er erhält dafür eine Entschädigung von 49.296,62 Euro. Dazu kommen 1.840 Euro als Verwaltungsrat der VOG Products und 910,28  Euro als Verwaltungsrat von Assomela. Oberhofer ist aber auch Obmann der Obstgenossenschaft Mivo-Ortler. Sein Jahresbezug dort: 33.258 Euro.
Im Kammerrat der Handelskammer Bozen sitzt auch Leo Tiefenthaler. Der Obmann des Südtiroler Bauernbundes (Jahresentschädigung 60.500 Euro) ist auch Obmann des Kellereigenossenschaft Tramin. Dafür erhalt er eine Entschädigung von 35.097 Euro.
Alle diese Zahlen sind öffentlich im Internet zugänglich. Im Landtwirtschaftsassessorat vergisst man das aber lieber.