Cultura | Model Expo Italy

Südtirol aus 10.000 Steinchen

Auf der größten Modellbaumesse Italiens in Verona steht ein kleines Fleckchen Südtirol – gebaut aus über 10.000 Legosteinen.
Südtiroler Diorama
Foto: Lidiana Marchetto

Für unzählige Lego-Fans hielt die vergangene Woche eine traurige Nachricht bereit: Jens Nygaard Knudsen, der Erfinder des Lego-Männchens ist tot. Der gebürtige Däne verstarb im Alter von 78 Jahren. Doch sein Erbe lebt unvergessen weiter – auch dank Menschen wie Lidiana Marchetto.

Vom 7. bis 8. März kann man Südtirol als Legomodell in Verona bestaunen. Die zirka 1,5 × 1,5 × 1 Meter große 3D-Landschaft wurde von Lidiana Marchetto, Künstlername Lillibrick, Stein für Stein akribisch zusammengesetzt. Zu sehen sind ikonische Südtiroler Sehenswürdigkeiten: das Rittner Bahnl, die St. Valentins-Kirche in Seis, der Laaser Bahnhof, ein winterliches Schlern-Panorama und zahlreiche erfundene oder echte Häuschen und Gebäude. Dazwischen tummeln sich zahlreiche Figuren aller Art. Sogar „Goaßlschneller“ sind mit dabei. Diese kleinen Alltagsszenen, Bergsteiger, die den Schlern erklimmen, Bauern bei der Ernte, das geschäftige Treiben von Touristen und Gastwirten und gemütlich grasenden Rindern, hauchen der Südtiroler Szenerie Leben ein. Außerdem bringen drei Motoren zusätzlich etwas Bewegung in das Modell.

   

Allein in den Bau dieses Kunstwerks hat die Bozner Lego-Begeisterte mehr als 650 Stunden, also gut 27 volle Tage, investiert. Zuallererst besuchte Lillibricks jedoch über mehrere Monate hinweg unterschiedliche Täler und Dörfer, um das „Südtiroler Diorama“ so originalgetreu wie möglich zu gestalten. „Mit jedem Ausflug konnte ich mir mein Diorama besser vorstellen und gleichzeitig wuchs in mir die Begeisterung für das Land und für die Berge“, erzählt sie.
Die Idee, das Modell zu bauen, kam ihr auf einer der vielen Legomessen. Sie bemerkte, „dass es ein typisch bayrisches Dorf und eine Trentiner Landschaft gab, aber nichts über Südtirol.“ So fiel der Entschluss: Ihr nächstes Projekt würde eine Südtiroler Berglandschaft werden.  

 

Mit dem Diorama will sie aber nicht nur eine Marktlücke füllen, sondern den Betrachter an seine Kindheit erinnern. Wie bei Vielen sind die Bausteine nämlich auch aus Lidianas Kinderjahren nicht wegzudenken. „Ich liebte nicht das Spielen, sondern das Bauen. Ich versuchte Orte und Gebäude, die ich sah oder mir in meiner Phantasie vorstellte, nachzubauen.“
Bei solch einer Begeisterung ist es naheliegend, dass sie als Studiengang Bauingenieurswesen und Architektur wählte. Während des Studiums hatte sie zwar kaum Zeit für ihr Hobby, umso leidenschaftlicher jedoch stürzte sie sich nach ihrem Abschluss auf die Legosteine. Gemeinsam mit ihrem Ehemann stellte sie Bau-Sets für Fortgeschrittene zusammen und besuchte zahlreiche Legomessen in ganz Italien und Deutschland. „So kam in mir die Leidenschaft auf, nicht nur fertige Sets zu bauen, sondern selber Kunstwerke zu schaffen.“ Sie begann, sich eine riesige Sammlung verschiedener Legosteine aufzubauen und kaufte sogar ein Lötset, um mit Lichteffekten zu experimentieren.

So kam es 2018 dazu, dass zu Weihnachten ihre „Winterlandschaft“ in einem Spielwarengeschäft in Bozen ausgestellt wurde. Ein Jahr später schaffte sie es mit ebendiesem und ihrem neuen Modell „Kleines Fischerdorf“ auf die Model Expo Verona, wo sie heuer stolz ihr Diorama präsentieren wird. Die erste Ausstellung hat das Modell bereits letztes Jahr bei „Bolognabricks 2019“ bestanden.

Man darf gespannt bleiben, welche Meisterwerke Lillibricks in Zukunft auf die Beine – oder besser gesagt, auf die Bausteine – stellen wird. Bis dahin kann das „Südtiroler Diorama“ zwei Märztage lang in Verona besucht, bewundert und bestaunt werden.