Politica | Sanität

Süd-Tiroler Reanimation

Die STF fordert umfassende Maßnahmen gegen die „völlig chaotische Gesundheitspolitik der Landesregierung“.
Süd-Tiroler Freiheit
Foto: Foto: Salto.bz

„Von den 50 angebotenen ärztlichen Visiten des Sanitätsbetriebes haben sich in 32 Fällen die Wartezeiten verlängert und in nur 18 Fällen verkürzt.“ Dieses Ergebnis einer Auswertung der Wartezeiten zwischen Mai 2016 und Mai 2017 präsentierte die Süd-Tiroler Freiheit am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Die Ankündigung der Landesregierung, dass ein Patient künftig nicht länger als 60 Tage auf eine nicht-dringliche medizinische Behandlung warten müsse, wurde somit nicht erfüllt, stellt die Bewegung fest. Die Analysen der Landtagsfraktion hätten auch gezeigt, dass die mittlere Wartezeit für einen Termin im Vergleich zum Vorjahr um weitere vier Tage und somit auf 69 Tage angestiegen sei. Außerdem hätten sich bei 32 von 50 Gesundheitsleistungen die Vormerkzeiten verlängert. Am längsten müsse man, mit einer mittleren Wartezeit von 280 Tagen, auf eine rheumatologische Visite in Bozen warten. Wenn die Vormerkzeit länger als 60 Tage beträgt, haben Patienten Anspruch auf einen Zuschuss von 50 Euro bei der Behandlung durch einen privaten Facharzt. Dies hätte die Landesregierung in den Jahren 2014-2016 schon 1,2 Millionen Euro gekostet, kritisiert Landtagsabgeordneter Bernhard Zimmerhofer

Ärztemangel und fehlende Sprachkompetenz 

Immer noch ein großes Problem für die Zukunft des Südtiroler Sanitätsbetriebes stellt für die Süd-Tiroler Freiheit der massive Ärztemangel und das Fehlen der nachkommenden Jungärzte dar. „Nur 87 neue Ärzte kommen pro Jahr nach Südtirol und in den nächsten fünf Jahren gehen viele Ärzte in Pension. Dann wird es keine flächendeckende Gesundheitsversorgung mehr geben“, prophezeit Zimmerhofer. Ein weiterer Dorn im Auge ist der STF, dass der allergrößte Teil dieser Ärzte aus Nord- und Mittelitalien kommt und somit kein einziges Wort Deutsch spreche. „Das diese Dienste nicht in der Muttersprache angeboten werden, ist eine Bankrotterklärung der Landesregierung“, so Landtagsabgeordneter Sven Knoll. Die Notstandsverordnung der Regierung untergrabe das Recht auf Verwendung der deutschen Sprache und gefährde eine gute medizinische Behandlung, erklärt Knoll weiter. Ein Arzt könne unmöglich innerhalb von drei Jahren die deutsche Sprache so erlernen, dass ein kompetentes Anamnesegespräch geführt werden kann. Auch die Landtagsabgeordnete Myriam Atz Tammerle unterstreicht, dass das Geld in Anreize für Jungärzte, nach Südtirol zurückzukehren, anstatt in Sprachkurse und Anwerbung ausländischer Ärzte investiert werden solle. Die Landesregierung müsse endlich dafür sorgen, dass die Facharztausbildung in Südtirol reibungslos funktioniert und die in Österreich erworbenen Studientitel automatisch anerkannt werden. Besonders die aufwendigen Bewerbungsverfahren, der bürokratische Aufwand und der fehlende finanzielle Anreiz wirken abschreckend auf die Südtiroler Jungärzte. „Für das Militär werden Wohnungen bereit gestellt, warum nicht auch für Ärzte“, prangert Knoll an. 

ÖH-Studie

Auch eine Umfrage der ÖH-Innsbruck zeige laut STF, dass von den befragten Südtiroler Medizinstudenten nur 10 Prozent nach ihrer Ausbildung nach Südtirol zurückkehren wollen. „Im Vergleich dazu gaben zwei Drittel der österreichischen Jungärzte an, in Österreich bleiben zu wollen. Auch 50 Prozent der deutschen Mediziner wollen nach ihrer Ausbildung nach Deutschland zurückkehren.“ Für die Süd-Tiroler trägt daran eindeutig die Landesregierung mit ihrer gescheiterten Gesundheitspolitik Schuld. „Die Dienste werden schlechter und die Menschen werden weiterhin das Vertrauen in die Sanitätsbetriebe verlieren“, bedauert Knoll abschließend.