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Bunker Nr. 15

Das Projekt Tarnrasen des Vereins "bunkerforum Kasematte" wird kommende Woche erneut einen Bunker tarnen. Und ihn gleichzeitig sichtbar machen.
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Foto: Foto: Verein Kasematte

Der Verein "bunkerforum Kasematte" realisierte bereits 2016 ein erstes zeitgenössisches Kunstprojekt mit einem Bunker in Südtirol, auf einem Grundstücke des Vereins in der Bozner Industriezone, welches direkt beim Kreisverkehr und der ENI-Tankstelle, an der Autobahnabfahrt der A22 und dem Schnellstraßenzubringer nach Meran und ins Zentrum Bozen liegt.

Die neue Gestaltung, die kommende Woche installiert wird, basiert auf klassischen Camouflage-Mustern, wie man sie von Militärkleidung kennt.

Objekt der Begierde ist der Bunker Nr. 15, der Bozner Sperre, der in den 90er Jahren mit Erde zugeschüttet wurde. Die österreichische Künstlerin Catrin Bolt wurde beauftrag eine öffentlichkeitswirksame Arbeit vor Ort zu installieren.

Bolt konzipierte ein dreiteiliges Projekt mit dem Namen Tarnrasen, das sie gemeinsam mit Roland Schweizer ausarbeitete. Das Projekt sieht verschiedene Camouflage-Muster vor, die mit Rasenmarkierfarbe auf den Hügel aufgetragen werden und ihn so verändern. Die Wirkung der Tarnbemalung wird ad absurdum geführt und in ihr Gegenteil verkehrt - der Hügel lenkt die Aufmerksamkeit auf sich und rückt das unter ihm begrabene historische Relikt ins Rampenlicht. Im vergangenen Jahr enstand die erste Gestaltung: in Anspielung an Tarnunmuster aus der Zeit des ersten Weltkriegs entstand eine Abwandlung eines sog. „dazzle-pattern“.

„Die systematische Durchsetzung der Landschaft, das Aufnehmen von Elementen aus der Umgebung und dem Alltag und das Übergehen in die Landschaft durch Tarnen und Täuschen sind die Aspekte der Bunker die mich in meinen Gestaltungen interessiert haben“ erzählt Catrin Bolt. Sie realisierte ausgehend vom militärischen Prinzip, Versatzstücke aus Alltag und Umgebung und brachte sie hier in einer seltsamen Kombination und Situation zusammen.

Die neue Gestaltung, die kommende Woche installiert wird, basiert auf klassischen Camouflage-Mustern, wie man sie von Militärkleidung kennt. Die Tarnung von Militäruniformen wurde genau jener Zeit vom italienischen Militär erfunden, als das faschistischen Italien auch damit begann, seine Landesverteidigung mit Bunkeranlagen zu konzipieren. „Je nach umgebender Natur besteht die Tarnung aus verschiedenen Farben und stellt eine Art von Abstraktion dieser Landschaft dar. Sie erzeugt die skurrile Situation, in der sich der Grashügel als Natur - beispielsweise als Blätterwald - tarnt und verwendet zugleich eine Modeerscheinung, in der zivile Kleidung mit militärischen Mustern gestaltet wird.“, so Bolt weiter.

Der Bunkerologe und Architekt Heimo Prünster beschäftigt sich nicht nur seit Jahren mit der Thematik Bunker, er hat auch speziell das Thema der Tarnung von militärischen Gebäuden erforscht. Im Bunker Nr. 15 soll beides zeitgenössisch installiert für die Öffentlichkeit gestaltet werden: „Die Bunker wurden schon beim Bau im Hinblick auf die Möglichkeiten des Tarnens gestaltet. Mit einem Satteldach ausgestattet und Bauernhausattrappen umstellt sollten Bunker wie Scheunen oder Bauernhäuser wirken, wobei die diensthabenden Soldaten bei Außenarbeiten ebenfalls als Bauern oder Knechte verkleidet gewesen wären. Die Tarnung hatte für das Militär eine Wirkung, die einer höheren Mauerstärke gleichzusetzen war, sie sollte den Einschlag von Projektilen an der Bunkeroberfläche verhindern und machte sie somit „widerstandsfähiger“.“

Die Tarnbemalung wird voraussichtlich mehrere Monate sichtbar sein und sich erst nach und nach enttarnen - bis spätestens nächsten Herbst, wo die nächste Tarnbemalung auftauchen wird.