Cultura | Salto Afternoon

Das Geheimnis der Vorhölle

Der Künstler Peter Holzknecht hat sich jenen Bunker vorgenommen, der am archäologischen Fundort "Vorhölle" an der Etsch bei Sigmundskron liegt. Ein düsteres Nachgespräch.
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Foto: Bunker Now

salto.bz: Wie kam es zum Projekt Vorhölle in dem vergessenen Bunker?
Ich wurde vor einiger Zeit vom Galeristen und Ost/West Club-Präsidenten Erwin Seppi angesprochen, ob ich im Rahmen des Bunker Now-Projektes Lust hätte, einen Luftschutzbunker künstlerisch zu bespielen. Schon während des gemeinsamen Lokalaugenscheins des spannenden, 3-stöckigen, in den Fels hineingebauten Bunker Nr. 17 in Bozen Firmian, hat es in mir „losgerattert“ ...

Weshalb trägt der Bunker den Flurnamen Vorhölle? Hast du dich damit beschäftigt? Spielt es eine Rolle in deiner Arbeit?
Dieser Ort war in der Kupferzeit eine Bestattungsstätte. Hier wurden verschiedene Funde gemacht, darunter auch ein Menschenkiefer aus dieser Zeit. Ich habe mich mit der Archäologie der „Vorhölle“ beschäftigt, und dazu eine performative Installation herausgefiltert. Zudem habe ich mich mit Erwin Seppi über die Geschichte der Bunker in Südtirol unterhalten, mich mit dem Bunkerologen Heimo Prünster getroffen, der mir die Pläne des Bunkers ausgehändigt hat und mir einige interessante Anekdoten zur Bunkersituation in Südtirol offenbart hat. Ansonsten hab ich noch einige Solobegehungen vorort gemacht...

Mich faszinieren seit jeher verlassene Orte, das Wahrnehmen von dortigen Präsenzen wie eigenartige Luftzüge, Geräusche, allgemein Zeichen von dort verbrachter Zeit.

Wie hast du deine Performance aufgebaut. Es gab Führungen…
Mir ging es vor allem darum das Paradoxon Krieg darzustellen. Es war mir wichtig, dass die Teilnehmer sehr respektvoll mit dem Ort umgehen. Am Eingang der Vorhölle hat Erwin Seppi den Besuchern nahegelegt, besonders bei der anfangs völligen Dunkelheit, als Gruppe zusammenzubleiben und dann einfach der Intuition zu folgen.

Klingt etwas unheimlich. Und dann?
Weitere Details der Aktion möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben, da es durchaus sein kann, dass es eine weitere Auflage von "Vorhölle" geben wird.

Die Vorhölle bleibt also bis auf weiteres ein Geheimnis?
Nur soviel: Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Schauspielerin Brigitte Knapp für ihre besondere Mitwirkung bei „Vorhölle“ bedanken. Ihre Darstellung des weit entfernten Vergangenen, bei diesem doch so unglaublich nahen und lauten Monstrums Krieg, war für mein Vorhaben von hoher Wichtigkeit. 

Du arbeitest in deinen auditiven Arbeiten und künstlerischen Performances gern in Bunkern oder mit Bunkern. Was spürst du an solchen Orten?
Mich faszinieren seit jeher verlassene Orte, das Wahrnehmen von dortigen Präsenzen wie eigenartige Luftzüge, Geräusche, allgemein Zeichen von dort verbrachter Zeit. Es entstehen bei mir sofort Bilder, feinstoffliche Geschichten kommen ans Licht und vor allem: Respekt.

Bunkerrespekt?
Jeder Ort kann zum Geisterhaus werden und besitzt auch dessen Hausgeister. Ich hatte bereits als kleines Kind eine Vorliebe für Morbides entwickelt. Bis heute fühle ich mich von allem was geheimnisvoll und "antrisch" (unheimlich, Antrum = Höhle, A.d.R.) ist, magisch angezogen.