Blick nach Süden
Foto: Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

Zur Enzianhütte in Zirog am Brenner

Wenn es südlich der Alpen keinen Schnee hat, hier am Brenner, am Alpenhauptkamm, ist der Schneesegen aus Norden gerade noch ein wenig angekommen.

So sind wir nun im Grenzgebiet zu Österreich unterwegs. In der Zwischenkriegszeit wurde die Staatsgrenze vom italienischen Grenzschutz gesichert, es wurden viele Militärstraßen gebaut, einen dieser alten Wege nutzen wir zum Aufstieg zur Zirog Alm und der Enzianhütte, die auf der Ostseite des Tales, hoch über dem Brennerpass auf einem weiten Almboden liegen. Vom engen Tal aus möchte man gar nicht meinen, wie weit und offen sich in der Höhe die Almen ausbreiten.

Zum Wegverlauf

Wir starten an der Staatsstraße, wenig südlich von Brennerbad, fahren unter der Autobahn durch und parken kurz danach am Waldrand, nahe des Kreithofes. Wir nehmen nicht den steilen Waldsteig (Nr. 13), sondern bleiben auf der breiten Straße, die mäßig ansteigend durch Fichtenwald führt und an Höhe gewinnt. Nach einer halben Stunde Gehzeit zweigen wir auf den alten Almweg ab (Wegweiser 13), nach 1 h und 30 min (ab Parkplatz) tritt der Weg aus dem Wald heraus und wir gelangen zu den weiten Wiesen bei der Almsiedlung Ziroger Alm. Mehrere Almhütten, einige alte Blockbaustadel und ein stillgelegtes Hotel bilden ein ganzes Almdorf, im Winter ist hier alles geschlossen. Am Gegenhang sehen wir bereits die Enzianhüte, unser Ziel. Wir gehen den weiten Kessel aus, zur Rechten steigen die hellen Wände von Weißspitz, Amthorspitz und Rollspitz in die Höhe, alle um die 2.800 m hoch. Wir sind etwas zu früh unterwegs, die Sonne versteckt sich noch hinter den Gipfeln, aber die Enzianhütte ist schon sonnenbeschienen. Der Weg wird flacher, bald sind wir bei der Enzianhütte, wo wir uns die gute Tiroler Kost munden lassen, die Hüttenwirtin Hildegard Wierer serviert. Die Brixnerin hat hier auf der Hütte ihren Ganzjahreswohnsitz aufgeschlagen. In der Küche sorgt ein Profikoch für gute Tiroler Kost mit Knödel aller Art, Schlutzkrapfen, Suppen und einfachen Fleischgerichten. Als Nachtisch gibt’s Kuchen und Strudel. Bei Windstille und Sonnenschein lädt die Terrasse vor dem Haus zum Verweilen ein...

Gehzeit für den Aufstieg: knapp 2 Stunden, Wegstrecke 5,5 km, Höhenmeter 529 m. Abstieg wie Aufstieg.

Vor der Hütte, am Fahnenmast, weht die kanadische Flagge weil Helmuth, einst Bediensteter bei der Liftgesellschaft und seit Jahrzehnten das Faktotum auf der Hütte, vielmals seinen Urlaub in Kanada verbracht hat und so mit der Flagge seinem Lieblingsland huldigt. Die Hütte ist im Winter, besonders an den Wochenenden, von Skitourengehern, Schneeschuhwanderern und Rodlern, welche auf der Straße von der Ziroger Alm bis zum Parkplatz hinabsausen, gut besucht. Tourengeher steigen gern bis zur 2.566 m hohen Flatschspitze hinter der Hütte auf. Hier standen zu Zeiten des Radiosenderwildwuchses die Antennenanlagen von Radio Eisack (Radio Isarco).

Interessantes am Weg

Zirog war bis in die 80er Jahre ein kleines Skigebiet. Bereits 1947 wurde ein erster Lift gebaut, 1974 wurde ein Sessellift bis zur Zirog Alm gebaut und von dort ein weiterführender Tellerlift. Auf der Zirog Alm entstand ein Hotelbau, das Projekt kam dann in finanzielle Schieflage und schlussendlich wurde der Liftbetrieb 1986 eingestellt und das Hotel zugesperrt. Die Abfahrt von Zirog galt als anspruchsvoll, sie diente gern als Rennstrecke. So wurden hier mehrmals die internationalen Grenzpolizeirennen, die Skibob-Weltmeisterschaft und auch die Ski-Italienmeisterschaften ausgetragen. Die Pistentrasse, auch wenn sich mittlerweile auf den Wiesen die Bäume wieder ausbreiten, wird immer noch von Skitourengehern genutzt, die Trasse im Wald gilt als lawinensicher und wird besonders bei kritischer Schneelage oder bei Schneefall als „Ausweich-, Sicherheits- und Verlegenheitstour“ begangen.

Einkehr

Enzianhütte Zirog

Wierer Hildegard, 39041 Brenner (BZ), Tel. 0472 631224

Autor:

Oswald Stimpfl

www.folioverlag.it

www.stimpfl.info