Economia | Telekommunikation

Die Brennergeh AG

Der Verkauf ist perfekt. Die Athesia verkauft die Brennercom AG an die Mailänder Retelit Spa. Der Preis: 65 Millionen Euro. Gleichzeitig wird Athesia Retelit-Aktionär.
brennercom_server.jpg
Foto: brennercom
Es war wie so oft. 
Am 8. Jänner 2020 brachte Salto.bz die Exklusivmeldung, dass die Athesia AG dabei sei die „Brennercom AG“ zu verkaufen. Kein anderes Medium übernahm die Meldung. Weil 80 Prozent des regionalen Medienmarktes in der Hand des Ebner-Verlages liegt, ist das keine Überraschung. Aber auch für die anderen Medien waren die Wirtschaftsnachricht und das Thema anscheinend zu heiß.
In dem Salto-Artikel wurden die Verkaufverhandlungen detailliert geschildert: „Das Interesse an den Unternehmen ist relativ groß. So prüft nicht nur die börsennotierte Mailänder Retelit SPA den Kauf ernsthaft. Mehrere nationale Unternehmen haben bereits Abgesandte nach Bozen geschickt. Ganz in klar in der Pole Position findet sich derzeit Telecom Italia Mobile (TIM)“. Auch der kolportierte Kaufpreis wurde angegeben: Um die 50 Millionen Euro.
Wie richtig Salto.bz – mit Ausnahme der Pole Position – dabei lag, wird jetzt klar.
Am Montagvormittag gaben die „Athesia AG“ und die „Retelit Spa“ in einer gemeinsamen Presseerklärung den Verkauf bzw. die Übernahme der Brennercom bekannt.
Auch der Kaufpreis stimmt: Das Mailänder Unternehmen zahlt 50 Millionen in bar. Zudem weitere 15 Millionen Euro in Aktien.
 

Der Deal

 
Der Telekommunikationsanbieter „Retelit Spa“ wurde Ende August 1999 in Mailand mit einem Gesellschaftskapital von 144.208.618,73 Euro gegründet. Das Unternehmen ist einer der großen Player auf dem italienischen Telekommunikationsmarkt. Retelit gehören über 12.678 Kilometer verlegte Glasfaserkabel mit denen man über 15 Datenzentren 10 Netze in großen italienischen Städten betreibt. 2018 machte die Unternehmensgruppe einen Umsatz von 73 Millionen Euro und einen Gewinn von 10,1 Millionen Euro.
 
 
Dass das Mailänder Unternehmen durchaus funktioniert zeigt sich an seiner Aktie. Retelit ging 2000 an die Börse. Die Retelit-Aktie, die anfänglich mit 0,87 Euro dotiert war, steht derzeit an der Börse mit einem Wert von 1,65 Euro.
Zur Unternehmensgruppe gehört auch die „Retelit Digital Services“. Diese 100prozentige Tochter ist jetzt auch die Käuferin der Brennercom AG. Nach monatelangen Verhandlungen und zwei verschiedenen due Diligence ist man sich handelseinig geworden. Innerhalb 31. Jänner 2020 wird der Kaufvorvertrag unterzeichnet. Zwischen dem 30. Juni und dem 31. Juli 2020 soll die Übernahme mit dem closing abgeschlossen werden.
Weil börsennotierte Unternehmen alle Details einer solche Operation mitteilen müssen ist auch der Kaufpreis bekannt: 65 Millionen Euro. 15 Millionen davon zahlt Retelit mit eigenen Aktien. Konkret heißt das, dass die Athesia AG in Zukunft rund 6 Prozent am Mailänder Telekommunikationsunternehmen halten wird.
Verkauft wird die gesamte Brennercom-Gruppe mit Ausnahme der „MET GmbH“. Das Unternehmen mit Sitz in Leifers, das zu 69 Prozent der Brennercom AG gehört, wird vor dem Verkauf aus dem Unternehmen ausgegliedert. Aber auch diese Tochter wird von der Athesia jetzt abgestoßen. Übernommen werden die Athesia-Anteile vom MET-Gründer
und CEO, Luigi Mazzotta.


Strategische Achse

 
Es ist ein Aufbruch zu neuen Ufern“, umschreibt Athesia-Direktor und Hobbysegler Michl Ebner in einer Aussendung den Verkauf. Ebner unterstreicht dabei, dass der ICT-Sektor für die Athesia Gruppe weiterhin von strategischer Bedeutung ist. Die Eigenständigkeit der Brennercom AG und ihre Rolle als führendes ICT-Unternehmen in der Region Trentino Südtirol sollen gewährleistet bleiben. „Das soll auch durch eine direkte Beteiligung der Athesia Gruppe an der künftigen Unternehmensführung verdeutlicht werden“, meint der Athesia-Boss.
 
 
Kurz bevor gestern der Verkauf öffentlich bekannt wurde, wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Brennercom AG in einer Versammlung über die anstehenden Veränderungen unterrichtet. Dabei wurde auch versichert, dass die Arbeitsplätze in Bozen und in der Region abgesichert sind.