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Schneereserven schon abgeschmolzen

Die Gemeinde Tisens hat nach dem schneearmen Winter nun den Wassernotstand ausgerufen. Die Trockenheit folgt auf eine niederschlagreiche Periode mit Höchstständen.
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Foto: Karl Egger / Pixabay
Das Wasser bleibt nach dem schneearmen Winter auch in Südtirol weiterhin knapp. Der Wassernotstand, der vom Landeshauptmann Arno Kompatscher am 22. April für das Einzugsgebiet der Etsch ausgerufen wurde, bleibt somit weiterhin aufrecht. Es gilt die „mittlere Aufmerksamkeitsstufe“. Auch die Gemeinde Tisens hat nun den Wassernotstand ausgerufen. Das Bewässern der Gärten mit Trinkwasser ist seit Freitag verboten.
„Am Freitag waren wir nahe dran, auf die Löschwasserreserve zurückgreifen zu müssen. Das wäre problematisch gewesen“, sagt Bürgermeister Christoph Matscher gegenüber der Tageszeitung Dolomiten. Es sei ein großes Problem, wenn nur 3 bis 4 Liter Wasser pro Sekunde in den Trinkwasserspeicher fließen, aber 8 bis 10 Liter gebraucht werden. Die Bozner Berufsfeuerwehr sei bereits in Alarmbereitschaft, um gegebenenfalls Trinkwasser nach Tisens zu transportieren. Zudem warnt ihr Hauptbrandinspektor, Christian Auer, wegen der lang anhaltenden Trockenheit vor der hohen Waldbrandgefahr in Südtirol, insbesondere bei Herz-Jesu-Feuer am nächsten Wochenende.
 

Die Schneeschmelze

 
„Die Schneereserven sind wegen dem schneearmen Winter bereits jetzt abgeschmolzen, normalerweise tritt diese Situation erst Ende Juli ein“, so Thomas Senoner, Amtsdirektor für nachhaltige Gewässernutzung. Dadurch sind vor allem jene Gemeinden mit Wasserknappheit konfrontiert, deren Quellen durch die Schneeschmelze gespeist werden. Gemeinden wie Bozen oder Meran hingegen können auf reichlich vorhandenes Grundwasser zurückgreifen.
 
 
„Tisens liegt in einem Einzugsgebiet, wo schwerlich noch letzte Schneeflecken zu finden sind. In höheren Lagen werden die Quellen durch die Gletscherschmelze gespeist. Das ist in diesem Fall ein Segen, obwohl die Gletscherschmelze langfristig betrachtet eine Katastrophe ist“, so Senoner. Es sei erstaunlich, dass nach einem wasserreichen Jahr mit Höchstständen wie 2021 ein Jahr mit Niedrigständen folgt. „Diese Wetterextreme sind alarmierend und eine Folge des Klimawandels.“
 

Wasserknappheit in Norditalien

 
Diese Woche trifft sich deshalb das sogenannte „Osservatorio per gli utilizzi idrici“, die Beobachtungsstelle für Wassernutzung des Einzugsgebietes der Etsch. An dem Treffen nehmen nicht nur die Behörden aus Südtirol, Trentino, Veneto und Friuli Venezia Giulia sowie Vertreter:innen der zuständigen Staatsministerien teil, sondern auch Trinkwasserversorger, Stromerzeuger und Vertreter:innen der Landwirtschaft. Gemeinsam wird dort auch beschlossen, ob ein Wassernotstand ausgerufen wird.
 
 
Normalerweise tagt das „Osservatorio per gli utillizzi idrici“ ab dem späten Winter bis in den Frühling alle zwei Wochen – dieses Jahr dürfte der Sommerbeginn kein Ende der Treffen bedeuten. Indessen steht Italien eine neue Hitzewelle bevor. Das afrikanische Hochdruckgebiet „Caronte“ soll für Temperaturen mit bis zu 37 Grad sorgen. Besonders die Po-Ebene ist von der Hitze betroffen. Dieses Gebiet kämpft ohnehin schon seit Wochen mit der schwersten Dürre der letzten 70 Jahre. Wegen der anhaltenden Trockenheit wollen die norditalienischen Regionen den Ausnahmezustand ausrufen. Am Mittwoch wird sich Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli mit den Präsident:innen der betroffenen Regionen treffen, Südtirol wird nicht vertreten sein.