Cultura | Salto Afternoon

Im Namen des Schwans

Nach dem Erfolg der letzten Ausgabe will das Tanzfestival "Bolzano danza / Bozen tanzt" wieder ein starkes Zeichen setzen. Mit dem passenden Tier.
duo d´eden
Foto: riccardo panozzo

„360 Grad des Schwans“ – mit Hommagen an große Tanzklassiker, sowie modernen „Reenactments“ (=wieder in Szene gesetzt) rund um den Schwan (das symbolträchtigste Element des Balletts schlechthin) lädt Bolzano danza / Tanz Bozen bis Ende Juli ein, um das Pulikum (erneut) in die vielschichtigen Elemente des Tanzes eintauchen zu lassen.

Das Tanzen soll zelebriert werden

Die 37. Ausgabe Swan wird – unter der künstlerischen Leitung von Emanuele Masi – gemeinsam von der Stiftung Haydn Bozen und Trient organisiert. Wurde bereits die Ausgabe 2020 Eden vielfach für die Originalität gelobt und mit dem Preis Danza&Danza ausgezeichnet, so soll Swan in die gleiche Kerbe schlagen. An die „Covid-bedingte spezielle Edition Eden“ will Masi jedenfalls erfolgreich anküpfen. Was ist anders? „Das Tanzen soll wieder in den Mittelpunkt gerückt und zelebriert werden“, betonte Masi bei der Vorstellung des Programms und fügte hinzu, dass es ihm zudem wichtig erscheint, mit Swan „mehr Festivalcharakter zu versprühen, um dem Publikum intensivere Erfahrungen zu ermöglichen.“ Sehr passend daher das archetypische Symboltier Schwan zu verwenden, um künstlerisch auf die Themen Veränderung und Transformation einzugehen. 

Zum Auftakt gab zwei verschiedenen Ausführungen der Partnerkompanie aus Stuttgart Gauthier Dance Company: einmal mit „the dying swans live experience“ im Stadttheater von Bozen, sowie dem urbanen Trekking-Durchgang „u-game/the dying swan“, bei welchem man anhand von QR-Codes das Stadtviertel Don Bosco auf der Suche nach 10 Schwänen erkunden konnte. Die zeitgenössischen Schwanensee-Neuinterpretationen zur Auftaktveranstaltung stammten aus der "Feder" von Hofesh Shechter, Marie Chouinard, Cayetano Soto und Marco Goecke.
Außerdem gab es live-Einblicke zu den aufwendigen Vor-Arbeiten der diesjährigen Aufführungen. Da bis vor kurzem nicht klar war, wie und ob in Covid-Zeiten performen werden kann, entschied sich Gauthier, alle 16 Stücke zu verfilmen. Das Ergebnis ist ein multimediales und interaktives Stück, an dem mehr als 64 Künstler*innen beteiligt sind und welches einen feinen Umgang mit Ressourcen (und mit Leidenschaft) widerspiegelt – alles in allem eine Inspiration, viele Möglichkeiten, die die Zeit bietet, auszuschöpfen.

Auf dem Programm von Bolzano danza / Bozen tanzt stehen noch viele weitere Highlights, etwa das Remake von The Dying Swan von Mikhail Fokin und Camille Saint-Saëns. Konventionen könnten hingegen von der italienischen MMContemporary Dance Company (Duo D’Eden) und dem Ballet de Marseille gesprengt werden, welche Schlüsselwerke zweier Tanzikonen des 20. Jahrhunderts (Maguy Marin und Lucinda Childs) aufführen. Ein weiterer Höhepunkt ist Mozarts Requiem (28. Juli) in der Neufassung für Orchester und Live-Elektronik von Matteo Franceschini. Es tanzt die kubanische Micompañia zusammen mit einer Gruppe lokaler Amateure. Zudem gibt es auch zwei Liveabende mit dem Haydn Orchester, unter der Leitung von Jean Deroyer.