Economia | Startup

"Wir sind nicht im Silicon Valley"

Stefan Leitner, Doktorand am Field Robotics Lab der Unibz, hat ein Start-Up am NOI gegründet. In Südtirols Wirtschaft Investoren zu finden, ist dabei schwer.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale del partner e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Stefan Leitner
Foto: Stefan Leitner

Herr Leitner, Sie sind Doktorand am Field Robotics Lab der Freien Universtiät Bozen. Worum geht es in dem Labor?

Stefan Leitner: Da geht es um Projekte, die für den Alpenraum relevant sind, insbesondere für Südtirol im Bereich der Agroforstwirtschaft. Dazu gehören zum Beispiel Erntemaschinen, die die Arbeit für lokale Bauern erleichtern können.

Wozu forschen Sie?

In meiner Forschung geht es um die Effizienzsteigerung von Land- und Forstwirtschaftlichen Maschinen. Im speziellen um die Elektrifizierung  von Forstmaschinen für das steile Gelände.  Praktische Erfahrung in der Branche und die Tätigkeiten bei Leitalpin bereiten mich optimal auf dieses Studium vor.

Um was geht es bei Ihrem Start-Up "Leitalpin"

Auch bei Leitalpin geht es um die Holzernte im steilen Gelände. Meist gibt es keine Zufahrtsstraßen in steile Gebirgswälder, weshalb mit Seilbahnanlagen gearbeitet werden muss. Dazu wird ein Stahlseil gespannt, auf dem ein sogenannter Laufwagen das Holz vom Wald zum nächstgelegenen Abladepunkt transportiert. Solche Laufwagen gibt es heute viele am Markt, allesamt sind hydraulisch angetrieben. Wir hingegen arbeiten an einer vollelektrischen Maschine.

Welche Vorteile bringt das?

Wenn die Maschine Holz vom Berg ins Tal transportiert, dann kann sie dadurch Energie zurückgewinnen. Teilweise kann sie so viel Energie zurückgewinnen, dass sie damit wieder hinauf fahren kann. Das heißt, es ist bis zu 100 Prozent Treibstoffersparnis möglich. Das bedeutet Umweltschutz und Kostenreduzierung. Außerdem ist die elektrische Maschine bei gleichem Gewicht wesentlich leistungsfähiger, was die Produktivität der Holzernteunternehmen steigert.

 

Wo steht das Unternehmen zurzeit?

Im November 2018 wurde das Start-Up gegründet. Den ersten Prototyp haben wir  Ende letzten Jahres getestet. Mittlerweile sind wir bei der Enwicklung des zweiten Prototyps, dem letzten vor der Markteinführung.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Das Projekt ist sehr kostenaufwändig, da geht es um mehrere Hundert Tausend Euro. Da hatten wir im ersten Moment natürlich Investoren im Kopf. Wir haben uns 2018 und 2019 mit einigen Investoren getroffen, aber kein Investor ist aufgesprungen. Beim Land hat man aber gute Chancen, gefördert zu werden, wenn man mit seinem Projekt überzeugt. Mit dem Geld finanzieren wir momentan auch den Großteil unserer Entwicklung.

Warum ist es so schwer, in Südtirols Wirtschaft Investoren zu finden?

Wir sind nicht im Silicon Valley. Die Risikobereitschaft und die Ressourcen sind nicht die, die es dort gibt. Und unser Projekt ist vielleicht in der Hinsicht nicht so attraktiv für Investoren.

Inwiefern?

Unser Projekt ist technisch extrem komplex, das Risiko groß, der Weg bis zum Markt lang. Auch ist der Markt nicht riesig, die alpine Holzernte ist eine Nische.

Südtirols Wirtschaft fordert immer wieder von der Politik, neue Unternehmen zu fördern. Scheint es da nicht heuchlerisch, dass ältere Firmen sich selbst nicht in der Pflicht sehen, den Nachwuchs zu unterstützen?

Das stimmt. Natürlich stehen die Verantwortlichen bei den Firmen auch unter einem gewissen Druck: wenn man nicht sieht, dass man in relativ kurzer Zeit zumindest seine Investition zurückbekommt, mit dem Potential, danach auch mehr zurückzukriegen – ich denke meistens erwarten sich Investoren das zehnfache von dem, was sie investiert haben – dann ist das für sie keine attraktive Investition. Zumindest wenn man nur den Aspekt des Geldes betrachtet.