Cronaca | Testreihe

Teamwork für den Tourismus

Ab nun werden 22.000 Personen, die im Tourismus arbeiten, einem Corona-Schnelltest unterzogen. Eine Initiative, die bestens inszeniert ist und über 500.000 Euro kostet.
Arno Kompatscher beim Schnelltest
Foto: LPA/ea

Für Arnold Schuler ist es “ein kleines Zeichen gegenüber den Gästen”. Manfred Pinzger hingegen spricht von einem “starken Signal für die Touristen”. Wie man die Initiative auch kommuniziert, fest steht: Ab heute werden Angestellte und Mitarbeiter in Südtirols Tourismusbetrieben auf das Coronavirus getestet. Und zwar flächendeckend und rasch.

Um 10 Uhr ist der Startschuss in Dorf Tirol gefallen. Vom 22. Juni bis 20. Juli werden, wie angekündigt, über 22.000 Personen, die im Gastgewerbe oder in der Hotellerie arbeiten und sich freiwillig melden konnten, getestet. Auch Betriebsleiter und deren Familienmitglieder. Die Tests werden mit Unterstützung des Weißen Kreuz an 20 Standorten im ganzen Land – z.B. in Vereinshäusern oder bei Tourismusverbänden – durchgeführt. Dass sich so viele für einen Test gemeldet haben – gerechnet hatte man mit rund 20.000 Personen –, ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass Gastwirte oder Hoteliers bei einer unentdeckten Infektion riskieren, den gesamten Betrieb schließen zu müssen und ihre Mitarbeiter entsprechend angehalten haben dürften, sich an der Testreihe zu beteiligen.

 

Schnelltests für eine halbe Million

 

Die Testreihe kostet insgesamt über eine halbe Million Euro. Die 8 Euro pro Test-Kit hat der HGV in Vorleistung aufgebracht und werden von der Tourismuswirtschaft übernommen. Die 15 Euro, die pro Test an Spesen für die Durchführung anfallen, übernimmt das Land Südtirol. Bei 22.000 Tests ergeben sich somit Kosten von 506.000 Euro, von denen 330.000 Euro die öffentliche Hand zahlt.

“Bei den durchgeführten Tests handelt es sich um Schnelltests, bei denen IgM- und IgG-Antikörper im Blut festgestellt werden”, erklärt Patrick Franzoni, stellvertretender Leiter der Corona-Task-Force. Für die Schnelltest-Reihe stellt das Weiße Kreuz täglich 15 bis 20 Teams zur Verfügung, die aus zwei Personen zusammengesetzt sind. “Ein Sanitäter und ein Krankenpfleger”, präzisiert WK-Direktor Ivo Bonamico. Da nicht alle Freiwillige des Weißen Kreuzes auch Krankenpfleger sind, habe man sich mit dem Krankenpflegerverband in Verbindung gesetzt, über den das notwendige Personal organisiert werden soll. Die Daten der Schnelltests werden in Echtzeit in die Datenbank des Sanitätsbetriebs eingespeist. Fällt ein solcher Test positiv aus – das Ergebnis liegt innerhalb 15 Minuten vor –, bedeutet das, dass die Person in Kontakt mit dem Virus SARS-CoV-2 gekommen ist. Sollte das der Fall sein, schickt das Hygienedepartment des Sanitätsbetriebs ein Team los, um bei dem Betroffenen einen PCR-Test, also einen Nasen-Rachen-Abstrich durchzuführen. Erst wenn auch dieser positiv ausfällt, sprich eine aktive Infektion nachgewiesen wird, muss der Getestete, wie gesetzlich vorgesehen, in Quarantäne. Diese “Tourismus-Schnelltrupps” können innerhalb von acht Stunden vor Ort sein und innerhalb eines Tages das Ergebnis des PCR-Tests liefern, so Franzoni.

 

“Nicht nur Tourismus”

 

Der Auftakt von “Südtirol testet” – unter diesem Slogan läuft die Tourismus-Testreihe – ist bestens inszeniert. Bei der Präsentation der Initiative, an der sich neben dem Land, dem Sanitätsbetrieb und dem Weißen Kreuz auch IDM, HGV, LTS, die Privatvermieter, Bauernbund und Handelskammer beteiligen, lassen sich Landeshauptmann Arno Kompatscher und HGV-Präsident Manfred Pinzger am Montag Vormittag gleich selbst einem Schnelltest unterziehen. Die beiden Landesräte für Tourismus, Arnold Schuler, und Gesundheit, Thomas Widmann, unterstreichen die Wichtigkeit der Testungen, um Südtirol als sicheres Urlaubsland zu positionieren. Zusätzlich zu den Mitarbeitern können Tourismusbetriebe ihre Urlaubsgäste testen – auf eigene Kosten. “Gäste und Mitarbeiter kommen aus verschiedenen Ländern und Regionen, umso mehr sollte das Potential der Ansteckungen verringert werden”, sagt Schuler. Zur Veranschaulichung berichtet Widmann vom Fall eines Mitarbeiters, der in den vergangenen Tagen aus dem Ausland nach Südtirol eingereist ist und dabei zehn Personen in seinem (familiären) Umfeld infiziert habe. Sämtliche elf Betroffenen seien isoliert worden, der Fall aber zeige, dass die Testreihe im Tourismus “wesentlich für die Sicherheit Südtirols” sei, so Widmann.

Besonders Wert aber legen die anwesenden Mitglieder der Landesregierung auf die Botschaft, dass der Branche mit der Testreihe, für die keine Mühen gescheut wurden, keinerlei Sonderbehandlung zukomme. “Auch in anderen Bereichen, in denen es viel Kontakt zwischen Menschen gibt, wird getestet, nicht nur im Tourismus”, betont Landeshauptmann Kompatscher. So würden die Mitarbeiter in Krankenhäusern, in Altersheimen, Apotheken, aber auch Hausärzte inzwischen “immer wieder durchgetestet”, ergänzt Gesundheitslandesrat Widmann. Geplant sind ähnliche Testserien auch im Handel und der Verwaltung des Sanitätsbetriebs.

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Julia Denkmayr Mar, 06/23/2020 - 09:53

Diese Schnelltests sind so wenig spezifisch, dass der Erkenntnisgewinn gleich null sein wird.
Dass dafür jetzt über 300. 000 Euro öffentliche Gelder ausgegeben werden reiht sich perfekt ein mit der Schlauchtuchgeschichte und der chinesischen Schutzausrüstung...

Mar, 06/23/2020 - 09:53 Collegamento permanente
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Elisabeth Hammer Gio, 06/25/2020 - 14:36

"Wird es auch an den Schulen bzw. unter Lehrpersonen und Schülern eine großflächige Testreihe geben?

Ich würde das erneut mit Blick auf Sicherheit und der Hoffnung auf Sicherheit betrachten. Was bedeutet ein Test? Wenn ich heute alle Lehrer teste, was bedeutet dieser Test in einer Woche?" (G. Tschenett heute im Salto Interview) - Keine weiteren Fragen rund um das Thema "keinerlei Sonderbehandlung" für den Tourismus bzw. die Sinnhaftigkeit von grossflächigen Testreihen. Irgendwo beisst die Katze sich da in den Schwanz.

Gio, 06/25/2020 - 14:36 Collegamento permanente