Ambiente | Energie

Rekordausgaben für saubere Energie

Vor dem Hintergrund der globalen Energiekrise steigen die Investitionen in saubere Energie stark an.
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Foto: un.com

Laut Ausgabe des World Energy Investment-Berichts der Internationalen Energiebehörde (IEA) vom Juni 2022 stiegen die Investitionen in saubere Energie* seit 2021 weltweit kräftig an. Hohe Kraftstoffpreise**, Inflationsdruck und Engpässe in den Lieferketten, Energieknappheit und Unsicherheit bezüglich der Energieversorgung*** und klimatische Erfordernisse zur Erreichung der Klimaziele erhöhen den Druck die Transformation des Energiesektors zu beschleunigen und mehr in saubere Energie zu investieren.

Fast drei Viertel des Wachstums der gesamten Energieinvestitionen entfielen im Jahr 2021 auf Investitionen in saubere Energie. Während die weltweiten jährlichen Ausgaben für saubere Energie in den fünf Jahren nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Jahr 2015 nur etwas mehr als 2% betrugen, stiegen sie ab 2021 kräftig an und betrugen laut IEA im Jahr 2021 12%. Für 2022 wird eine Steigerung von 8% erwartet, was einem Betrag von 2,4 Billionen US-Dollar entspricht, ein Betrag der deutlich über dem Niveau vor der Covid-19-Krise liegt. Die Investitionen reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die gegenwärtige Energiekrise zu lösen, den Weg für eine sauberere und sicherere Energiezukunft zu ebnen und die Klimaziele zu erreichen.

Die energiepolitischen Folgen des Ukraine-Krieges könnten laut diverser Studien die Wende hin zu sauberer Energie beschleunigen. 

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Die meisten Investitionen werden in die Stromgewinnung aus erneuerbarer Energie und in die Energieeffizienz-Steigerung getätigt.

Der wichtigste Wachstums-Bereich für Investitionen in saubere Energie ist der Stromgewinnungssektor, in erster Linie Photovoltaik und Windenergie. Auch wenn die Kosten in den vergangenen Monaten erheblich gestiegen sind, sind Wind- und Photovoltaik-Anlagen in vielen Ländern die günstigste Option für neue Stromerzeugung, zumal auch als Folge des Ukraine-Krieges die Kosten für Kohle und Gas stark gestiegen sind.  Erneuerbare Energien, Netze und Speicher machen heute mehr als 80% der gesamten Investitionen im Stromsektor aus.

Investitionen in die Batteriespeicherung erreichen neue Höchststände und es wird erwartet, dass sich die Investitionen im Jahr 2022 mehr als verdoppeln und fast 20 Milliarden US$ erreichen.

Auch Investitionen in verbesserte Energie-Effizienz (z.B. Energetische Sanierung im Gebäudesektor) nehmen stark zu.

Im Bereich Elektro-Fahrzeuge kann ein starkes Wachstum der Investitionen beobachtet werden. Der Absatz von Elektrofahrzeugen hat sich im Jahr 2021, verglichen mit dem Vorjahr, mehr als verdoppelt und auch 2022 steigen die Verkäufe von E-Fahrzeugen weiter an.

Investitionen in die Forschung und Entwicklung von emissionsarmem Wasserstoff haben als Folge der russischen Invasion in die Ukraine zugenommen, vor allem in Europa wird stark in Wasserstoff-Bereich investiert.

Im Jahr 2021 wurden Pläne für rund 130 kommerzielle CO2-Abscheidungsprojekte**** in 20 Ländern angekündigt. Sie zielen darauf ab, CO2 aus einer Reihe von Anwendungen abzuscheiden, einschließlich der Wasserstoff- und Biokraftstoffproduktion, die zusammen fast die Hälfte der neu angekündigten Projekte ausmachen.

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Auf Länderebene investiert China am meisten in saubere Energie

Der Anstieg der Investitionen in saubere Energie ist weltweit ungleichmäßig verteilt, die meisten Investitionen werden in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften der OECD Länder, wie den USA und Europa sowie in China getätigt. Mit 380 Milliarden US$ hat China auf Länderbasis im Jahr 2021 am meisten in saubere Energie investiert, an zweiter Stelle liegt die EU mit 260 Milliarden US$, gefolgt von den USA mit 215 Milliarden US$. In den Schwellen- und Entwicklungsländern (ohne China) liegen die Ausgaben für saubere Energie noch auf dem Niveau von 2015.

Mehr als 80% des Verkaufs von Elektrofahrzeugen konzentrieren sich auf China und Europa.

Die Ankurbelung der geringen Investitionen in saubere Energie in weiten Teilen der Schwellen- und Entwicklungsländer bleibt laut IEA eine große Herausforderung.

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Investitionen in fossile Energie

Als Folge der massiv gestiegenen Energiepreise gibt es auch bei den Investitionen in fossile Brennstoffe einen steigenden Trend, doch die Investitionen liegen immer noch fast 30% unter dem Niveau von 2015, dem Jahr der Unterzeichnung des Pariser Abkommens und unter dem Niveau vor der Pandemie im Jahr 2019. Der zyklische Anreiz in Zeiten hoher Preise zu investieren, wird in einigen Bereichen durch politische Bestrebungen zur Diversifizierung, weg von fossiler Energie aus Russland verstärkt. Die Energiekrise hat zu neuen Investitionen in fossile Energie geführt, einschließlich einer Ausweitung der Kohleproduktion vor allem in den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften.

Manche Länder erhöhen ihre Investitionen in fossile Brennstoffe, um ihre Versorgungsquellen zu sichern und zu diversifizieren, doch laut IEA liegen dauerhafte Lösungen für die heutige Energie-Krise nicht in einer Ausweitung der fossilen Energien, sondern in der Beschleunigung des Übergangs zu sauberer Energie.

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Steigende Preise von kritischen Mineralien drohen den Trend sinkender Kosten für saubere Energietechnologien umzukehren

Die Preise für Schlüssel-Mineralien, die im Bereich saubere Energien gebraucht werden, sind seit Anfang 2021 stark gestiegen. Insbesondere die Preise für Lithium, aber auch die für Kobalt, Nickel, Kupfer und Aluminium haben aufgrund einer Kombination aus rasant steigender Nachfrage, unterbrochenen Lieferketten und der Unsicherheit hinsichtlich einer Verknappung des Angebots stark angezogen.

Viele Regierungen fördern Investitionen im Bereich der Schlüssel-Mineralien mit dem Ziel eine sichere Versorgung für ihre heimischen Versorgungsketten für saubere Energie zu gewährleisten und gleichzeitig Innovation und Recycling zu unterstützen. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich der Pool der Investoren in diesem Sektor erweitert, da Fahrzeug- und Batteriehersteller (z.B. Volkswagen, Tesla, CATL und LG Energy Solution) direkt an der Gewinnung und Verarbeitung kritischer Mineralien beteiligt sind, um ihre Produktionsketten zu sichern.

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Fazit

Obwohl die Investitionen in saubere Energie auch als Folge der derzeitigen Energiekrise stark steigen, reichen sie bei weitem nicht aus, um die Energie- und Klimakrise zu bewältigen. Laut IEA bedarf es eines viel schnelleren Anstieges der Investitionen, um die Belastung für die Verbraucher durch die hohen Preise der fossilen Brennstoffe zu verringern, die Energiesysteme sicherer zu machen und um die Klimaziele zu erreichen. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern, die zwei Drittel der Weltbevölkerung ausmachen, muss viel mehr getan werden, um die Investitionen in saubere Energie anzukurbeln.

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* Saubere Energie ist Energie, die während ihres Lebenszyklus sehr wenig bis gar keine Treibhausgasemissionen verursacht.

**An den derzeit extrem hohen Kraftstoffpreisen verdienen vor allem die großen Energiekonzerne. Die Gewinne der Energiekonzerne sind im Jahr 2021 stark gestiegen und werden 2022 noch weiter ansteigen. Laut ersten Schätzungen der IEA wird sich das Nettoeinkommen der großen Öl- und Gasproduzenten der Welt im Jahr 2022 auf beispiellose 4 Billionen US-Dollar verdoppeln.

Die Gesamtenergierechnung, die von den Verbrauchern weltweit bezahlt wird, dürfte laut Schätzungen der IEA 2022 zum ersten Mal 10 Billionen US-Dollar übersteigen, besonders betroffen sind die armen Länder und die ärmsten Teile der Gesellschaft.

***Russland ist der weltweit größte Exporteur von Öl und Gas und der größte Einzellieferant von Öl und Gas nach Europa. Als Folge des Ukraine-Krieges und der Sanktionen exportiert Russland weniger Energie in die westlichen Staaten, was zu einer Verknappung von fossiler Energie, vor allem von Gas geführt hat.

**** CCU (Carbon Capture and utilisation) = Kohlenstoffabscheidung und Nutzung.

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Josef Fulterer Ven, 08/05/2022 - 06:10

Im Zusammenhang mit der Klima-Krise, ist auch der von der Industrie besonders gehätschelte Geschwindigkeitsdrang, in Frage und an den Pranger zu stellen.
Den Geschwindigkeiten von über 80 km / Stunde, setzt die Luft einen Energie-fressenden Wiederstand entgegen, der mit der eingesparten Zeit nicht zu rechtfertigen ist.
Auf total verkehrten Weg ist die Autoindustrie, die unter die Tonnen-schweren SUVs dicke Batteriepakete hängt, um mit Fahrleistungen zu prahlen, "die sogar die Verbrenner noch übertreffen,"
Das gilt auch für die Luftfahrt, die mit Ausnahme der Rettungsflüge, in Zukunft nicht mehr verantwortet werden kann.

Ven, 08/05/2022 - 06:10 Collegamento permanente