Moritz Windegger
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Cultura | Vorausgespuckt

Schwester Heimatlosigkeit

Die Eroberung des Paradieses setzt den Verzicht auf den Besitz irdischer Güter voraus. Alle eingeschlossen.

Mit Interesse habe ich das Interview in der Dolomiten mit Moritz Windegger gelesen, dem ehemaligen patriotischen Journalisten, der vor einigen Tagen in Bozen seine feierliche Profess abgelegt hat. Das Schwierigste, der Verzicht, der ihm die meisten Probleme bereitet habe (oder immer noch bereitet), sei, dass er nicht in der Lage sei, sich von den Dingen zu trennen, die er besessen hat oder noch besitzen hätte können. Seine Worte: “Mit 17 dachte ich, es sei der Gehorsam. Mit 26 dann wäre es die Keuschheit gewesen. Aber seit ich mit 36 ins Kloster eingetreten bin, habe ich erkannt, dass die Besitzlosigkeit das schwierigste ist”. Das Loslassen vom Eigenen, das sei der schwierigste Schritt, so Windegger, um dem Beispiel von Franziskus wirklich würdig zu sein. Ich kenne Windegger zu wenig, um beurteilen zu können, wie stark dieses Gewicht ist, von dem er sich nun mühsam befreien wollte. Im Allgemeinen muss jemand, der sich seines Eigentums entledigt, genug davon haben, um einen Unterschied zwischen Vorher und Nachher zu bemerken (Franziskus, um auf den Gründer des Ordens zurückzukommen, in den Windegger schließlich eingetreten ist, war ein reicher Bursche). Aber hier geht es nur um materielle Güter, während es wahrscheinlich ist, dass die Enteignung, die erforderlich ist, um ein Leben in Armut zu führen, auch andere Arten von Besitz umfasst, zum Beispiel den einer bestimmten irdischen Herkunft. Kurz gesagt, Armut bedeutet auch, wenn nicht sogar vor allem, Heimatlosigkeit (auch weil die eigentliche Heimat, die himmlische, erst nach dem Tod ihre Pforten öffnet). Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass der gute Moritz auf alles verzichtet, sogar auf seine Zigarre, aber es fällt mir sehr schwer, mir ihn glücklich weit weg von all den Identitätsfesseln vorzustellen, in die er bisher eingewickelt und wieder aufgerollt wurde. Es müsste schon ein wahres Wunder geschehen, denke ich, damit Windegger Josef Rampolds “Das Beste vom Federfuchser” durch Jean-Pierre de Causades “L'abandon à la Providence divine” unter seinen Lieblingslektüren ersetzt.