Società | Subventionen

Theater bereits auf Sparflamme

SVP-Fraktionsvorsitzende Magdalena Amhof will Kulturschaffende besser bezahlen. Johanna Porcheddu vom Meraner Theater in der Altstadt hält das für dringend notwendig.
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Foto: TidA
Seit der Covid-Pandemie ist evident, dass viele Kulturschaffende unter prekären Arbeitsbedingungen tätig sind und über wenig soziale Absicherung verfügen. Die SVP-Fraktionsvorsitzende Magdalena Amhof hatte deshalb zu Beginn des Jahres in einem Beschlussantrag die Einrichtung eines Künstlersolidarfonds gefordert und legt nun einen weiteren Beschlussantrag vor: „Kulturarbeit ist Arbeit wie jede andere auch und verdient eine faire und leistungsgerechte Entlohnung“, sagt Amhof. Sie will, dass „Fair Pay“ im Kulturbereich offen diskutiert und umgesetzt wird.
Anregungen und Initiativen dazu müssen überprüft bzw. breit unterstützt werden, mit dem Ziel den Kunst- und Kulturschaffenden in unserem Land eine sichere Zukunft zu garantieren - Magdalena Amhof
 

Stellenwert von Kultur

 
In deutschsprachigen Ländern wird seit einigen Jahren eine rege Diskussion über leistungsgerechte Entlohnung von Kunst- und Kulturschaffenden geführt. „Es ist höchst an der Zeit, dass auch wir uns einer solchen Diskussion stellen und gemeinsam mit Veranstaltern, Verbänden und Kulturschaffenden überprüfen, wie das ‚Fair Pay‘, sprich eine faire Entlohnung, im Bereich von Kunst und Kultur verbessert werden könnte. Anregungen und Initiativen dazu müssen überprüft bzw. breit unterstützt werden, mit dem Ziel den Kunst- und Kulturschaffenden in unserem Land eine sichere Zukunft zu garantieren“, sagt Amhof. Die vergangenen Jahre hätten deutlich gezeigt, dass hier ein Handeln notwendig ist.
Ich warte nur, bis sie die Weihnachtsbeleuchtung einschalten, dann gehe ich auf die Barrikaden - Johanna Porcheddu
Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen verfügen Kultur- und Kunstschaffende über wenig soziale Absicherung. Amhof verweist auf das Verzeichnis der Kunstschaffenden, welches derzeit eingerichtet wird und den eingetragenen Personen den Zugang zu verschiedenen Leistungen gewähren wird. An der Definierung dieser Leistungen arbeiten die Kulturabteilungen des Landes in engem Austausch mit den Interessensvertretungen. Landesrat Philipp Achammer hat angekündigt, dass eine erste Leistung die Zuzahlung einer Zusatzrente sein wird.
 
 

Sicht der Kulturbetriebe

 
In der Zwischenzeit ist und bleibt es ein Überlebenskampf für Kunst- und Kulturschaffende in Südtirol. Johanna Porcheddu leitet seit zwei Jahren das Theater in der Altstadt in Meran und sieht sich wie alle anderen Branchen auch mit hohen Energiekosten konfrontiert. „Die Subventionen sind in den letzten 20 Jahren trotz Inflation nicht gestiegen, sondern sogar gesunken. So können wir unsere freischaffenden Schauspieler:innen leider kaum fair bezahlen, obwohl wir es sehr gerne würden“, erklärt Porcheddu, selbst Schauspielerin und Theaterwissenschaftlerin.
 
 
Zudem hat Meran kürzlich entschieden, die Beiträge für Kulturvereine wegen der hohen Energiekosten um 50 Prozent zu kürzen. „Ich warte nur, bis sie die Weihnachtsbeleuchtung einschalten, dann gehe ich auf die Barrikaden“, meint Porcheddu lachend. Ob der Scherz ernst gemeint ist, bleibt offen. „Mittlerweile können wir uns nur noch sechs Produktionen pro Jahr leisten (früher waren es bis zu neun!), die meisten mit maximal zwei bis drei Schauspieler:innen.“
 

Welche Kultur für wen?

 
Die in einem salto.bz-Interview geäußerte Forderung des Kulturlandesrates Philipp Achammer, die Interessen der Kulturschaffenden besser zu vertreten, kann die Theaterleiterin zwar nachvollziehen, findet sie aber wenig hilfreich. „Zwischen den Stadttheatern in Südtirol sehe ich mehr Solidarität als Konkurrenzdenken. Das gibt es eher in Anbetracht großer, einzelner Events, welche sehr viel kosten und meistens nur als Touristenattraktion gelten, aber umso mehr Beachtung erhalten“, so Porcheddu.
Wieso Kulturbetriebe wie das Theater in der Altstadt von Meran nicht mehr Lobbyarbeit machen, liege an fehlenden Ressourcen und der geringen Wahrscheinlichkeit auf Erfolg: „Das Problem ist, dass unser Wirtschaftsfaktor, so beachtlich er auch sein mag, monetär nicht mit dem Handel oder dem Tourismus konkurrieren und man unseren Wert und unsere Werte schwer auf eine materialistische Waagschale legen kann. Reichtum und Bereicherung durch Kultur sind unermesslich aber nicht messbar“, so Porcheddu.  
 
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Peter Duregger Gio, 09/22/2022 - 16:10

Wenn Frau Johanna Porcheddu auf die Barrikaden geht, um für die Kulturschaffenden einzustehen, dann stelle ich mich auch hin. Und ich wünschte mir, dass sich viele anschließen. Kultur ist Lebenselixier!

Gio, 09/22/2022 - 16:10 Collegamento permanente