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Neue Regierung

Die erste Frau im römischen Chigi-Palast

Giorgia Meloni hat im Eiltempo ihre neue Regierungsmannschaft präsentiert - mit vielen alten Gesichtern
Colonna di
Ritratto di Gerhard Mumelter
Gerhard Mumelter22.10.2022
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Es ist eine Zeitenwende: zum ersten Mal in der Geschichte Italiens wird das Land von einer Frau regiert.  Weniger positiv ist, dass es sich um eine Vertreterin der Postfaschisten handelt. Eile schien geboten: nach den Wirrnissen der vergangenen Tage, den Eskapaden von Silvio Berlusconi und dem üblichen totoministri war Meloni darauf bedacht, konkrete Zeichen zu setzen und Effizienz zu beweisen - auch angesichts der Skepsis, mit der in den EU-Hauptstädten von Berlin bis Paris nach Rom geblickt wird - besonders nach dem jüngsten theatralischen Konflikt zwischen Meloni und Berlusconi: "Serviremo l`Italia con orgoglio."
Was sofort auffällt: In der 24-köpfigen Ministerriege der ersten weiblichen Regierungschefin sitzen gerade mal 6 Frauen - ein Viertel des Kabinetts. Fünf sind parteilose Fachleute. Der Ex-Cavaliere Silvio Berlusconi wurde trotz seines Drängens in der Ministerliste nicht berücksichtigt - er bleibt jedoch nach dem jüngsten Austausch von Geschenken mit Putin eine mina vagante. Alles wurde im Eiltempo abgewickelt. Die neue Regierungschefin gab vor der Presse eine Erkärung ab, die kaum eine Minute dauerte - ein Rekord. Die erste Frau im römischen Chigi-Palast kann es kaum erwarten, nach Wochen des Tauziehens und der politischen Spekulationen zur Tagesordnung überzugehen und Zeichen zu setzen. Vizepremier und neuer Aussenminister wird mit Antonio Tajani ein Urgestein - seit Jahrzehnten in der Politik. Der 70-jährige Römer gehörte 1994 zu den Mitbegründern von Forza Italia, war lange EU-Abgeordneter und mehrmals EU-Kommissar. Kaum angebracht scheint Melonis Entscheidung, ihren Schwager Francesco Lollobrigida zum Landwirtschaftsminister zu befördern. Die Ernennung des Lega-Vertreters Roberto Calderoli zum Regionenminister wurde in Südtirol mit Genugtuung aufgenommen.

Der Ex-Cavaliere bleibt nach dem jüngsten Austausch von Geschenken mit Putin eine mina vagante.

Lega-Chef Matteo Salvini wird Vizepremier und Infrastrukturminister, mit seinem Parteikollegen Giancarlo Giorgetti übernimmt ein Draghi-Vertrauter und Ökonom das Wirtschafts- und Finanzressort. Das Gesundheitsressort  geht an den Nuklearmediziner Orazio Schillaci von der römischen Universität Tor Vergata. Die Vertrauensabstimmungen in Kammer und Senat sollen am Dienstag und Mittwoch über die Bühne gehen. Dann kann die Arbeit der ersten, von einer Frau geleiteten Regierung offiziell beginnen beginnen.  Surreal mutet die Umbenennung etlicher Ministerien an: Das Landwirtschaftsministerium heisst nun ministero dell`agricoltura e della sovranità alimentare, jenes per lo sviluppo economico erhält den den Zusatz e del made in Italy  und das Unterrichtsministerium trägt den neuen Namen ministero della scuola e del merito. Das Familienministerium schliesslich erhält die Beifügung e della natalità.  Eine Forderung Melonis kann man uneingeschränkt teilen: "Stop a Berlusconi." Wie sie im Detail verwirklicht werden soll, bleib vorerst unklar.

 

 

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Ritratto di △rtim post
△rtim post 22 Ottobre, 2022 - 14:22

Ja, der Zeitenwandel. Statt Schwarzhemd als Dresscode nun also Tailleur in Schwarz. Ausdruck der Fortführung des totalitären Erbes (Ciano-Mussolini) wohl auch die Familien- und Freundeswirtschaft bis auf der Ministerebene mit der Nominierung des Schwagers Lollobrigida.

Ritratto di Am Pere
Am Pere 22 Ottobre, 2022 - 20:16

Unabhängig der Kleiderwahl kann sich Südtirol auf unangenehme Zeiten gefasst machen. Lollobrigida, La Russa, Fontana und Santanché sind Hardliner, v.a. Lollobrigida hat sich als Südtirol-Hasser hervorgetan.
Am Ende ist man jedoch selbst schuld, wenn man - 100 Jahre nach dem Marsch auf Bozen und Rom - Postfaschisten als Freund betrachtet.
Tajani bewundert Mussolini, Dorfmann bezeichnet Tajani als Freund. Finde den Fehler.

Ritratto di G. P.
G. P. 22 Ottobre, 2022 - 22:56

Und nicht zu vergessen, Regionenminister Calderoli ist auch ein großer Freund Südtirols. Wie heißt es so schön, "wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr".

Ritratto di Manfred Gasser
Manfred Gasser 23 Ottobre, 2022 - 12:18

Was mich etwas verwundert, niemand spricht an, was das wirklich schlimme ist. Es gibt kein Koalitionsvereinbarungen, oder weiss jemand etwas über die Programme und Ziele der neuen Regierung? Ich habe bisher nur über Personalien reden hören, nie über Programme.

Ritratto di G. P.
G. P. 23 Ottobre, 2022 - 15:24

Programme? Komplett unwichtig, wenn nach dem Motto regiert wird: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.

Ritratto di Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler 23 Ottobre, 2022 - 15:45

Das allerschlimmste an dieser neuen Regierung ist wohl die ultrakatholische Ministerin für "Familie und Natalität". Sie will die Frauen wieder an den Herd schicken, damit sie möglichst viele Kinder zum Wohle und zur Größe der Nation produzieren. Kein Wunder, dass die italienischen Bischöfe die ersten waren, die der neuen Ministerpräsidentin gratuliert haben. Sie sehnen wohl wieder die Zeiten des Konkordates mit Mussolini zurück, als die italienischen Bischöfe aus lauter Freude über die ihnen von Mussolini gewährten Privilegien auch seine Massenmorde befürwortet und sogar noch mit finanziert haben (giornata della fede!).

Ritratto di Dietmar Nußbaumer
Dietmar Nußbaumer 23 Ottobre, 2022 - 20:04

Wird den Exodus der Jungen und die niedrige Geburtenrate auch nicht aufhalten, nicht einmal mitsamt dem Segen von diesem Verein. Hilfreicher wäre ein Italien, dessen Volkswirtschaft in Ordnung ist und in dem jeder der arbeitet in Würde leben kann.

Ritratto di Karl Trojer
Karl Trojer 24 Ottobre, 2022 - 07:49

Anders als Berlusconi und Salvini, habe ich von Giorgia Meloni den Eindruck, dass sie authentisch und fair ist. Auch scheint mir das von ihr in den letzten Tagen mitgeteilte Vorhaben kurz, bündig und klar im Sinne des Gemeinwohls zu legen. Möge sie zeigen können, was sie drauf hat.
Wer ihr den Mussolini unterschiebt, möge sich an unser eigene Geschichte erinnern : wie sehr hat Südtirol "heim ins Reich gerufen" und wieviele ehemalige Nazis haben nahc 1945 demokratisch hochrangige Posten erhalten...

Ritratto di Peter Gasser
Peter Gasser 24 Ottobre, 2022 - 12:08

Zitat: “Wer ihr den Mussolini unterschiebt...”:
da brauchts nix zum unterschieben, es reicht, sie zu zitieren.

Ritratto di M A
M A 24 Ottobre, 2022 - 10:55

Den Posten des "Reformenministers" mit dem ältesten Regierungsmitglied zu besetzen (76 Jahre) kommt einem nicht spontan...?

Ritratto di Karl Trojer
Karl Trojer 25 Ottobre, 2022 - 14:17

.... da wäre ich mit meinen 84 Jahren dem salto.bz wohl gar nicht mehr zumutbar... Muss ich mich dann für jeden Kommentar entschuldigen ? ...

Ritratto di Arne Saknussemm
Arne Saknussemm 26 Ottobre, 2022 - 10:34

Sie wird genauso scheitern wie alle anderen vor ihr. Dieses Land ist mit diesen Politikern in dem aktuellen Pateisystem unregierbar.

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