Ambiente | Pesitzide

Bürgermeister-Clinch

Fünf Vinschger Bürgermeister stellen sich in der GEO-Causa gegen ihren Kollegen Ulrich Veith. Der erhält dafür Rückendeckung von der Umweltgruppe Vinschgau.
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Foto: uberding

In Berlin kassierte er gerade Applaus von Tausenden Demo-Teilnehmern. In Südtirol wenden sich nach der heftigen Kritik von Landespolitik und Wirtschaft auch einige Vinschger Amtskollegen gegen die Aussagen, die der Malser Bürgermeister Ulrich Veith im GEO-Magazin getätigt hat. „Als Bürgermeister von Gemeinden, wo seit Jahrzehnten Obstbau betrieben wird, sehen wir keine Begründung, unseren Menschen und auch unseren Gästen das Spazieren in der Natur und auch auf Wegen in den Obstanlagen zu verbieten bzw. es ihnen abzuraten“, schreiben die Bürgermeister von Laas, Schlanders, Latsch, Kastelbell/Tschars und Martell in einer gemeinsamen Aussendung. „Stolz auf unsere Bauern“ ist nicht nur der Titel, sondern auch die wichtigste Botschaft der Stellungnahme, in der die Bürgermeister von einer vielfältigen und zukunftsträchtigen von Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaft schreiben.

 

 

Ein Vorstoß, der wiederum die Umweltschutzgruppe Vinschgau auf den Plan gerufen hat: „Anscheinend sind sich diese Bürgermeister der Tragweite ihrer Aussage nicht bewusst“, kritisiert der Vorstand der Gruppe die Entwarnung aus den Gemeindestuben. Damit würden die betroffenen Bürgermeister die Warnhinweise der Herstellerfirmen und des italienischen Gesundheitsministeriums in den Wind schlagen. „Darüber hinaus kommunizieren sie nach außen, dass sie ihrer Verpflichtung, Bürgerinnen und Bürger vor Gefahren durch Pestizide zu schützen, nicht nachkommen“, kritisiert die Umweltschutzgruppe.

Ihre Begründung dafür: Bereits im Merkblatt zu Fluazinam – also jenem Wirkstoff, der in der zuletzt durchgeführten Studie des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz auf Südtirols Spielplätzen am häufigsten gefunden wurde – könne laut Angaben des italiensichen Gesundheitsministeriums folgende Warnung gelesen werden: „Kann das Kind im Mutterleib schädigen, kann allergische Reaktionen verursachen.“ Der Anwender werde deshalb aufgefordert, das behandelte Grundstück nicht innerhalb von 24 Stunden nach der Behandlung wieder zu betreten. „Der Anwender selbst kennt somit die Gefahr und kann sich dementsprechend verhalten“, schreibt die Umweltschutzgruppe Vinschgau. „Wer von den Einheimischen und Gästen ist in Kenntnis davon, welches Grundstück in welchem Zeitraum mit welchem Wirkstoff behandelt wurde? Wohl niemand.“ Daher seien Einheimische und Gäste darauf angewiesen, von Amtspersonen vor Gefahren gewarnt zu werden.

Gemäß Art. 32 der italienischen Verfassung ist der Schutz der Gesundheit ein fundamentales Recht des Individuums, erinnert der Vorstand der Umweltschutzgruppe. Die Gemeindeordnung der Autonomen Region Trentino – Südtirol sehe vor, dass der Bürgermeister Maßnahmen auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheit ergreift. „Bürgermeister Ulrich Veith ist durch die abgegebene Empfehlung seiner Verpflichtung als Bürgermeister nachgekommen“, stellt sich der Vorstand hinter den Malser Bürgermeister. Unverständlich ist seinen Aussagen zufolge die Entwarnung von Veiths Amtskollegen auch im Hinblick auf das Ergebnis der letzten Studie des Dachverbandes für Umweltschutz, wonach zwischen Schlanders und Partschins 92% der Kinderspielplätze mit Pestiziden kontaminiert seien. Geben die Bürgermeister auch dort Entwarnung, fragen die Umweltschützer.