Economia | Mobilität

Von der Haus- zur Hoteltür: Nachhaltig reisen in den Alpen?

Mehr als 130 Millionen Touristen reisen jährlich mit ihrem eigenen Auto in die Alpen. Wie soll "nachhaltiges Reisen" in einer Region gelingen, die durch Verkehr und Tourismus bereits stark belastet ist?

Die Gemeinde Pfelders im Passeiertal macht es vor: Seit 2007 präsentiert sich die Berggemeinde auf 1.600 m als "sanft-mobiler Urlaubsort: Kein Auto, kein Stress und viel Natur." Tagestouristen dürfen mit ihren Autos in den Ort nicht hinein, nur die Dorfbewohner selbst bzw. die Hotelgäste können bis vor die Haustür fahren. Die Weiterfahrt durch die Dorfgassen garantiert das "Zugele", der Dorfexpress und im Sommer die Pferdekutschen. Über solche und ähnliche Konzepte haben Forscher, Touristiker und Transportunternehmer im Rahmen eines Eurac-Projekts nachgedacht und ihr Projekt „ACCESS2MOUNTAIN“ vorgestellt. 

Als Erfolgsbeispiele werden unter anderem Konzepte von Gästekarten angeführt, die als Ticket für den regionalen und lokalen öffentlichen Transport, als Eintrittskarten oder Gutscheine dienen. Der Vinschgerzug wurde als Südtiroler Vorzeigebeispiel genannt.  Mit einer Fahrkarte der Vinschger Bahn können Bus und Bahn benutzt werden, heißt es im Projekt, außerdem werde auch das Ausleihen von Fahrrädern entlang der Strecke gefördert. „Eine besondere Herausforderung ist immer noch die so genannte letzte Meile, also der Weg etwa vom Bahnhof oder der Bushaltestelle bis zum Hotel. Es gibt häufig keine geeigneten Lösungen, wie der Gast bequem und ohne lange Wartezeiten mit nachhaltigen Verkehrsmitteln bis zum Hotel gelangen kann“, erklärt Miriam Weiß vom EURAC-Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement. 

Eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche nachhaltige und multimodale Verkehrslösungen sei, dass alle Tourismuspartner - Tourismusverbände, Gastbetriebe, Bus- und Bahnunternehmen –  eine gemeinsame Vision für ein Verkehrskonzept entwickeln und damit die Grundlage für eine solide Zusammenarbeit und eine dauerhafte Finanzierung schaffen. Infrastrukturen, die über die Jahre oft vernachlässigt wurden –  alte Bahngleise oder Seilbahnen - könnten dabei wiederaufgenommen werden. Das Ziel von Verkehrskonzepten sollten einfache und leicht verständliche Angebote sein, die vor allem ein nahtloses Umsteigen zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln ermöglichen. Denn der Gast suche sich in erster Linie den Urlaubsort aus und nicht die Verkehrsmittel, wie Weiß erklärt. 

Im Rahmen der Projekt-Abschlussveranstaltung im Steirischen Nationalpark Gesäuse, die als „autofreie“ Veranstaltung nur per Bahn mit dem „Gesäuse-Express“ erreicht werden konnte, wurde von allen Projektpartnern eine gemeinsame Abschlusserklärung zur nachhaltigen Mobilität im Tourismus unterzeichnet. Das Dokument fasst die wichtigsten Empfehlungen aus dem Projekt zusammen und ist an Politik, öffentliche Verwaltung und Transport- und Tourismusverbände gerichtet.