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Junger Journalismus

Der Schülerpreis CLAUS für journalistisches Arbeiten wurde heuer zum 4. Mal vergeben. Projektleiter Hermann Rogger stellt die Teilnehmerinnen und die Preisträgerin vor.
Claus 2022
Foto: Karl Engl
Der Schülerpreis CLAUS für journalistisches Arbeiten wird heuer zum vierten Mal vergeben. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgruppe Begabungsförderung im Schulverbund Pustertal, der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion in Bozen, der Gemeinde Sexten und des ORF Wien im Gedenken an den aus Sexten gebürtigen Journalisten Prof. Claus Gatterer (1924-1984).

Der Ablauf

 
Die Vorbereitung erfolgt im Rahmen eines Begabungsprojektes, zu dem sich Schüler*innen der 3. und 4. Klassen der weiterführenden Schulen aus Südtirol und dem Bundesland Tirol anmelden können.
Zwei Coaches betreuen die Schüler*innen. Die Filmemacherin und Radiomoderatorin Karin Duregger begleitet sie bei der Themenfindung und bei der inhaltlichen Ausarbeitung der Beiträge, der Medientechniker und Filmproduzent Jiri Gasperi steht ihnen bei der technischen Umsetzung beratend zur Seite. 
Die Schüler*innen nehmen im Herbst an einem einführenden Workshop teil und werden dann in Kleingruppen und z.T. auch einzeln gecoacht. Letztlich machen sie aber alles selbst, von der Idee bis zur Konzeptentwicklung, vom Drehbuch bis zu den Interviews, dem Filmen, schneiden, der Musikauswahl bis zum fertigen Produkt.
Ende April ist Abgabetermin und die Beiträge werden in anonymisierter Form einer Jury vorgelegt.
 
 
Diese setzt sich aus zwei Frauen und zwei Männern zusammen, nämlich Barbara Bachmann, einer mehrfach ausgezeichneten freien Reporterin, Teresa Indjein, der Leiterin der Auslandskultur im Außenministerium in Wien, Wolfgang Mayr, einem erfahrenen Radiomann, der viele Jahre für Rai Südtirol gearbeitet hat und Andreas Pfeifer, dem Leiter des ORF-Büros in Berlin.
Für die 14 Teilnehmerinnen am CLAUS 2022, sieben aus dem Pustertal, zwei aus Sterzing, zwei aus Schlanders und erstmals drei aus Osttirol, war es auch diesmal kein einfaches Jahr mit vielen coronabedingten Beschränkungen, wodurch häufig umgeplant und neu geplant werden musste. Die Themen sind sehr vielfältig.
 

Die Beiträge

 
Alexandra Knapp vom Sprachen- und Realgymnasium in Bruneck geht in ihrem Videobeitrag Südtirols Bergbauern“ auf die Berglandwirtschaft und die Probleme der Bergbauern ein und sucht nach Antworten auf die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, einen Hof zu bewirtschaften.
 

 
Arta Bytyqi und Mara Moling vom Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Bruneck haben sich in ihrem Audiobeitrag mit dem Thema „Tiertransporte“ auseinandergesetzt. Jedes Jahr werden Tausende von Tieren auch von Südtirol aus in weit entfernte Orte transportiert, und zwar oft unter sehr schlechten Bedingungen. Ist es Tierquälerei oder wird der Tierschutz hierbei ausreichend beachtet?
 

 
 
Eva Hell und Andrea Moser vom Sprachen- und Realgymnasium in Bruneck haben ein Video gedreht zum Thema „Brennpunkt Kirche“. Darin kommt einerseits eine junge Tertiarschwester zu Wort, die ihr Leben ganz der Nächstenliebe verschrieben hat. Kritische Stimmen sind der Meinung, dass sich auch die Kirche selbst grundlegend ändern müsse.
 

 
Katarina Bilbija vom Sprachen- und Realgymnasium in Sterzing geht in ihrem Audiobeitrag der Frage auf den Grund, wie jugendliche LGBTQ-Mitglieder in Südtirol leben, welche Erfahrungen sie mit Coming-Outs gemacht und welche Reaktionen sie erhalten haben.
 

 
Spaß oder Sucht – Wie die Jugend sich in Drogen stürzt“, so der Titel des Videos von Theresa Frick, ebenfalls vom Sprachen- und Realgymnasium in Sterzing, in dem Jugendliche über ihre Erfahrungen mit Drogen erzählen. Wie kommen sie an diese Substanzen? Wie weitläufig sind sie vertreten? An welche Drogen kommen Jugendliche in Südtirol?
 

 
Emily Lechner und Denise Tribus vom Sprachen- und Realgymnasium in Schlanders gehen in ihrem Audiobeitrag auf das Thema „Häusliche Gewalt an Frauen in Südtirol“ ein. Im Gespräch mit einer betroffenen Frau und einer Expertin versuchten sie das Thema zu ergründen und den Zuhörer*innen näher zu bringen.
 

 
 
Luisa Mistelberger und Lara Weitlaner von der Fachschule für wirtschaftliche Berufe der Dominikanerinnen in Lienz stellen in ihrem Audiobeitrag „Minimalismus: Sind wir die Summe unseres Besitzes?“ fest, dass immer mehr Menschen einen Lebensstil, der von Überkonsum und Kaufrausch geprägt ist, bewusst ablehnen und gehen der Frage nach, ob weniger wirklich mehr ist.
 

 
But is it Art? Was ist Kunst und wie weit darf sie gehen? Welchen Stellenwert hat die Kunstfreiheit und wer darf darüber entscheiden? Isabell Tagger von der Bundeshandelsakademie und -handelsschule in Lienz hat einen Videobeitrag gestaltet zur Kunst, ihren Grenzen und Möglichkeiten und ihren politisch-gesellschaftlichen Aufgaben.
 

Der Audiobeitrag „Am Rande des Ruins” von Cornelia Hofmann vom Sprachen- und Realgymnasium in Bruneck beschäftigt sich mit dem Krieg in der Ukraine, mit dem Schicksal von Menschen, die geflüchtet sind und in Südtirol Zuflucht gefunden haben, aber auch mit Menschen, die in der Ukraine geblieben sind. Ihr Leben wurde über Nacht auf den Kopf gestellt und sie sind buchstäblich am Rande des Ruins.
 

 

Die Preisträgerin

 
Die Gewinnerin des CLAUS 2022 ist die 17-jährige Lea Marie Steinwandter aus Toblach, eine Schülerin einer 4. Klasse des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums in Bruneck.
 
 
 
Sie stellt in ihrem Audiobeitrag „Kultur in der Krise“ (Länge: 9.07 Minuten) die nach Corona nun allmählich wieder erwachende Kultur ins Rampenlicht und beleuchtet sie von verschiedenen Seiten: „Es sind nun bereits über zwei Jahre vergangen, in denen uns die Pandemie fest im Griff hat. Dabei wurde das kulturelle Leben besonders hart auf die Probe gestellt. Beinahe keine Kultur mehr zu erleben, ging an niemandem spurlos vorbei. Diese Zeit brachte viele Veränderungen und Herausforderungen mit sich, die teilweise auch in Zukunft noch im Kulturgeschehen Platz finden werden.
 

 
Die Botschafterin Teresa Indjein hielt als Sprecherin der Jury die Laudatio. Landesrat Philipp Achammer überreichte der Preisträgerin eine Bronzestatuette des Innsbrucker Künstlers Georg Loewit, den CLAUS. Die Schülerin darf außerdem ein einwöchiges Praktikum beim ORF in Wien machen und erhielt auch einen Gutschein über 500 € zur Deckung der Fahrtspesen nach Wien sowie von Unterkunft und Verpflegung.
 

Das Folgeprojekt

 
Zwölf der 14 Teilnehmerinnen nehmen Ende September mit sechs Kärntner Oberschüler*innen an einem dreitägigen Folgeprojekt mit den Titel „Interkulturelle CLAUS-Tandems 2023“ in Wien teil, wobei sie von sechs Jungjournalist*innen als Mentor*innen begleitet werden. Die Ergebnisse des Projekts werden bei der nächsten Preisverleihung im Juni 2023 zu sehen sein.