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Thor: Love And Thunder

Der vierte Thor-Film ist schon seit einigen Wochen in den Kinos und wird wohl nicht mehr ganz so lange zu sehen sein. Für wen sich der Blockbuster noch lohnen könnte.
Sie kömpfen um ihre Beziehung und retten nebenbei die Welt der Götter: Jane Foster und Thor Odinson im neuen Marvel-Blockbuster „Thor_ Love  Thunder”.
Foto: Disney / Marvel
  • Es sei vorausgeschickt: Wir haben uns sehr gut unterhalten im vierten Thor-Film, „Thor: Love And Thunder“. Der knapp 2stündige Film ist ein Blockbuster wie er im Bilderbuch steht. Überbordende Special Effects, überraschende Momente, viel Humor ... Bubblegum-Kino eben.

    Es gibt ein willkommenes Wiedersehen mit den Guardians Of The Galaxy und es ist toll zu sehen, wie es dem Regisseur Taika Waititi gelingt, die Kinder in diesen üppigen Streifen einzufügen. Eine hervorragende und überzeugende Art und Weise, das (sehr) junge Publikum anzusprechen und für sich zu gewinnen.

    Trotz all dem Humor, all dem ganzen CGI-Spektakel liegt der Story ein ernsthafter, breit angelegter Gedanke zugrunde, nämlich die Beziehung der Götter zu ihren „Untergebenen” ... und umgekehrt. Man könnte es auch Religionskritik nennen. Waikiki gibt keine Antwort, aber er stellt ganz zu Beginn des Film, als sich Gorr gegen seinen Gott stellt, die Frage nach ihre Sinn so klar, wie man sie nur stellen kann. Das Thema wird ein wenig ins Lächerliche gezogen, als sich Thor, in der Omnipotence City mit den versammelten Gottheiten aller Zeiten und Universen, einem egomanen Zeus stellt. Lustig, ja, aber letztlich eine verpasste Chance, typische Hollywood-Oberflächlichkeit.

  • Der offizielle Trailer: „Thor: Love And Thunder” (Marvel Entertainment / Disney)
    (c) Marvel Entertaiment / Disney

  • Und so zieht sich das eigentlich durch den ganzen Film. Gleich zu Beginn des Film beispielsweise: Thor's Volk mussten sich nach der Zerstörung Asgards eine neue Heimstätte suchen und haben sie auf der Erde gefunden. „New Asgard” wird als klassisches Tourismus-Dorf gezeigt, das verkauft und vermarktet, was es nur zu verkaufen und zu vermarkten gibt. 

    Es kommen sofort und unweigerlich Parallelen zu Venedig oder auch Südtirol (!) in den Sinn. Ohne die Peinlichkeit und die Konsequenzen sich selbst zu verkaufen zu hinterfragen, wird Tourismus und Business als Problemlösung dargestellt. Lustig, ja. Aber auch bitter, und peinlich.

    Fazit: Nicht zu viel nachdenken während des Films und etwaige Erwartungen von früheren Marvel-Filmen möglichst niedrig halten.

    So kann auch „Thor: Love And Thunder” gesehen werden. Es ist letztlich ein Wiederkäuen der immer gleichen „Bilder” – sprich Klischees – um ein möglichst breites Publikum zufriedenzustellen. Da nützt auch das bisweilen überraschende Casting der Nebenrollen nichts, Russell Crowe als Zeus etwa, oder Christian Bale, der als Bösewicht Gorr eine sehr gute Figur macht.

    Irgendwie schlimm auch der Soundtrack: Guns'n'Roses werden mit „Sweet Child O' Mine” und „Paradise City” – beide von 1988 (!) – mit gleich zwei Songs gefeatured, ABBA und Enya bekommen ebenfalls einen Spot zwischen der üblichen „Klassik-Dramatik” von Michael Giacchino. Man ist zum Glück aller meistens von den Bildern abgelenkt.

    Fazit: Nicht zu viel nachdenken während des Films und etwaige Erwartungen von früheren Marvel-Filmen möglichst niedrig halten. Es gibt immer wieder Situationen, die die Tiefpunkte wettmachen, denn Taika Waititi hat eine dicht verpackte Story geschrieben und auf die Leinwand gebracht, die sich in durchaus kurzweiliger Art und Weise entfaltet.

  • Macht einen hervorragenden Job als Thor's Gegner: Christian Bale als Gorr, The God Butcher. Foto: Marvel Entertainment / Disney
  • Irgendwie ist alles nicht ganz so toll wie es eigentlich sein könnte.

    Und die beiden Post-Credits-Scenes? Unspektakulär die erste, nicht wirklich reizvoll die zweite. Dass Thor zurück in die Kinos kommen wird, das wurde gleich am Ende mit der sinngemäßen „Thor Will Be Back”-Einblendung gleich am Ende des Films signalisiert. Gegen wen er es ausnehmen wird, ist – aus unserer Sicht  – eine Enttäuschung und unterstreicht eine Tendenz, die letzthin in den Marvel-Filmen und -Serien festzustellen ist: B-Charaktere kommen in den Fokus, leichtes Popcorn-Kino und Humor überwiegt, packende Stories wie etwas „Black Widow” oder die Serie „Hawkeye” letztes Jahr gab es heuer noch nicht. „Ms. Marvel” ist nach einer tollen ersten Folge zu einer beliebigen Teenie-Serie mutiert, „Moon Knight“ hatte ebenfalls einen guten Start, konnte das von den Trailern (und den ersten zwei Folgen) gegebene Versprechen aber nicht einhalten. Im August soll dann schon She-Hulk kommen, als Comedy.

    Irgendwie ist alles nicht ganz so toll wie es eigentlich sein könnte.

  • Links:

    Thor: Love And Thunder bei Marvel.com: https://www.marvel.com/movies/thor-love-and-thunder

  • Sie kämpfen um ihre Beziehung und retten nebenbei die Welt der Götter: Jane Foster und Thor Odinson im neuen Marvel-Blockbuster „Thor: Love And Thunder”. Foto: Marvel Entertainment / Disney