Politica | Doppelpass

Bruggers Zwischenruf

Der ehemalige SVP-Obmann Siegfried Brugger widerspricht Philipp Achammer: Es brauche mehr Mut und nicht einen Maulkorb.
Brugger, Siegfried
Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser
Zu mehr Mut ruft der langjährige SVP-Obmann und ehemalige Kammerabgeordnete Siegfried Brugger die SVP Führung in Sachen österreichischer Staatsbürgerschaft für Südtiroler in einer Aussendung auf.
Brugger bezieht sich dabei auf die Kritik des Obmannes der SVP Philipp Achammer auf den Brief einer Mehrheit der Landtagsabgeordneten, darunter sieben SVP Vertreter, an die Verhandlungsführer für die Koalitionsbildung in Wien, der laut Achammer „nicht richtig“ sei, weil er als öffentlicher Zuruf an die Verhandlungsführer verstanden werden könnte.
Wir Südtiroler haben genügend Augenmaß, um zu wissen, welche Anträge wir Österreich gegenüber stellen können und wir sind auch selbstbewusst genug, dass wir nicht bitten müssen, um fragen zu dürfen“, so Brugger.
Österreich und auch die SVP Führung können sich in diesem Falle Italien zum Vorbild nehmen. Italien habe bereits 2006 in weitherziger Weise sehr vielen Auslandsitalienern in der ganzen Welt , besonders aber jenen in Istrien, Dalmatien und Fiume das Recht auf den italienischen Pass eingeräumt. Dies sei durchaus mit der Situation Südtirols vergleichbar. Die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Südtiroler wäre folglich eine Frage der Gegenseitigkeit.
Wir Südtiroler haben genügend Augenmaß, um zu wissen, welche Anträge wir Österreich gegenüber stellen können und wir sind auch selbstbewusst genug, dass wir nicht bitten müssen, um fragen zu dürfen.
Siegfried Brugger
Der langjährige SVP-Parlamentarier plaudert zudem aus der Schule: Staatssekretär Gianclaudio Bressa habe seinerzeit ihm und seinem Kollegen Karl Zeller gegenüber, die als erste bereits 2006 das Thema Doppelstaatsbürgerschaft aufs Tapet gebracht hatten, volles Verständnis für den Südtiroler Wunsch gezeigt. Er habe dies auch öffentlich erklärt. Es gehe lediglich um das gleiche Recht für alle Staatsbürger, eine von Vorfahren früher einmal besessene und dann verlorene Staatsbürgerschaft wiederzuerlangen. Im Falle der Südtiroler sei das die österreichische Staatsbürgerschaft zusätzlich zur italienischen. Die meisten Altösterreicher würden heute in eigenen Nationalstaaten leben und eine ihnen gemäße Staatsbürgerschaft besitzen. Südtirolern sei hingegen die österreichische Staatsbürgerschaft gegen ihren Willen genommen und trotz des positiven italienischen Gegenbeispiels nicht wieder verliehen worden.
Siegfried Bruggers Resümee: „Österreich soll dem italienischen Beispiel folgen und dem berechtigten Wunsch vieler Südtiroler entsprechen. Das würde als wertvolle und weitsichtige Geste europäischer Offenheit verstanden werden und die Freundschaft und das Zusammenwirken der beiden Staaten verstärken“.

 

Bild
Profile picture for user △rtim post
△rtim post Gio, 11/23/2017 - 17:06

Beschämend und einfach nur noch peinlich - unsere Landesherrlichkeiten! Los von Trient von 1957 mit Requisiten ... auf auf Schloß Sigmundskron nachspielen, sich beim 250. Geburtstag von A. Hofer als Tiroler initiieren ... dann aber bei einem Höflichkeitsbesuch in Wien den mehrheitlichen Willen der Südtiroler-innen und dessen Ausdruck in einem Landtagsbeschluss zur Doppelstaatsbürgerschaft hintertreiben.
Gibt es "Herzensanliegen" bei gleichzeitigem Stillstand? Das sollte sich mancher in der SVP mal fragen.
Siegfried Brugger hat da völlig recht, es fehlt manchem in der SVP und dem LH Arnold Kompatscher offenbar die Fähigkeit Chancen zu erkennen und der Mut politische Ziele (Vollautonomie, Doppelstaatsbürgerschaft... ) umzusetzen.
Es ist doch unverständlich, warum Südtirol im Zuge der Autonomie-Referenden in Venetien und der Lombardei nicht auch ein eigenes Referendum zur Vollautonomie abhalten hätte können.

Gio, 11/23/2017 - 17:06 Collegamento permanente