Ambiente | Dolomiten

Numerus clausus

Dachverband und Mountain Wilderness weisen auf die Schattenseiten des Welterbes Dolomiten hin und fordert die UNESCO zu einer Überprüfung auf.
Dolomiten
Foto: Othmar Seehauser
„Es ist an der Zeit ernsthaft in gewissen Gebieten in den Dolomiten eine Art Numerus clausus anzudenken“, sagt Andreas Riedl. Der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz verweist dabei etwa auf die Zustände am Pragser Wildsee oder am Ranuikirchlein in Villnoss. 
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Mountain Wilderness Italia haben am Montag für ihre gemeinsame Pressekonferenz einen bewusst provokanten Titel gewählt: „10 Jahre Dolomiten UNESCO – Ein Grund zum Feiern?1“ Und es waren die beiden Vorsitzenden Klauspeter Dissinger und Silvia Simoni, die eine klare Antwort auf diese Frage gaben: Keinesfalls.
Denn das Fazit aus der Sicht der Umweltschützer fällt mehr als nur ernüchternd aus: In den ersten zehn Jahren ab Verleihung des UNESCO-Welterbe-Titels an die Dolomiten wurde damit in erster Linie das Gebiet vermarktet, stellenweise über die Grenzen des Erträglichen hinaus. Die eigentliche Aufgabe, nämlich die weitgehend natürlichen Landschaften in ihrer Integrität zu bewahren, wurde hingegen nicht prioritär behandelt.
 
 
Die Verleihung des Welterbe-Titels hat zu einem massiven Ansturm auf die Hotspots der Welterbestätten geführt und zudem wurden und werden die Gebiete mit neuen Infrastrukturen zusätzlich anthropisiert“, erklärten Dissinger und Simoni auf der Pressekonferenz.
Diese Entwicklung stehe im klaren Gegensatz zu den Werten und Auflagen, mit denen die Dolomiten im Jahr 2009 den Status eines Welterbes verliehen bekommen haben. Klauspeter Dissinger: „In den offiziellen Dokumenten finden sich klare und unmissverständliche Auflagen, um den außergewöhnlichen Wert und die Bedingungen für die Integrität („outstanding universal value and conditions of integrity“) des Gebietes zu erhalten“.
Dachverband und Mountain Wilderness Italia fordern jetzt eine nachvollziehbare Strategie für einen verträglichen Tourismus sowie ein Verbot der Intensivierung von Infrastrukturen, um den langfristigen Erhalt des Gebietes zu gewährleisten. Die Realitäten auf den Dolomiten-Pässen, am Pragser Wildsee, in Villnöss, an den eigens errichteten Welterbe-Terrassen würden diesen Auflagen ganz klar widersprechen.
In den kommenden zehn Jahren muss es in Bezug auf unseren Umgang mit dem Weltnaturerbe Dolomiten eine deutliche Zäsur geben. Sonst könnte es leicht passieren, dass wir dies nicht mehr lange zu feiern haben“, hieß es auf der Pressekonferenz.
Zudem denkt man auch daran bei der Kommission des UNESCO-Welterbes zu intervenieren. „Eine Überprüfung der Situation wäre durchaus angebracht“, sagt Andreas Riedl. Vielleicht beginnt man dann endlich ernsthaft über eine Schließung der Dolomitenpässe nachzudenken.