Cultura | Salto Return

#240717

In Salto Return geht es nicht um den Streit zur Beschaffenheit der Wahlurnen in Katalonien. Dennoch geht es irgendwie um das "richtige Material". Und um "falsches Blut".
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Foto: Foto: Salto.bz

Parkett und Ballett
Übermotivierte Erziehungspersonen glaubten in meiner Kindheit, in mir einen klassischen Balletttänzer zu erkennen – „einen Spitzentänzer“, wie sie zu sagen pflegten. Daraus wurde nichts. Ich tauschte (nach 15min Schnupperkurs) den Ballettschuh mit dem Fußballschuh. Mit irgendeiner Sportart musste ich mir ja die Füße und Beine kaputtmachen.
Die 15min-Spitzentanz stehen hingegen heute noch für ein sehr persönliches Tanztrauma meinerseits, weshalb ich auch einmal jährlich eine Tanzvorstellung mit Niveau besuche – in der Vorstellung mein Tanztrauma irgendwie zu beheben. So kam die Veranstaltung beim Festival Tanz Bozen, am vergangenen Freitag, gerade recht. Ich sah die Chance zur Spitzentanz-Therapie. Und nutze die Gelegennheit.
Der Tänzer und die beiden Tänzerinnen tanzten zu außergewöhnlichen Reggae-Dub-Rhythmen. Grandios. Eine beachtliche Minderheit im Publikum verließ allerdings – aus welchen Gründen auch immer – den Saal. Waren es böse Kulturbanausen? Stille Wasser, die mit lautem Reggae nicht zurrechtkommen? Laue Zeitgeister, die bei gelb an der Ampel halten?
Egal. Der Tanzabend war furios und mit meiner Therapie machte ich überdurchschnittliche Fortschritte.

Ballett und Wasser
Meinem Wunsch entsprechend, einmal ein getrenntes Interview mit zwei oder mehreren Synchronschwimmern zu führen, könnte laut jüngsten Medienberichten bald in Erfüllung gehen. Letztens holte nämlich das gemischte Doppel Manila Flamini e Giorgio Minisini - zur Musik A scream from Lampedusa (Michele Braga) -, Gold bei den Weltmeisterschaften in Budapest. Gratulation!
„Was hat diese Sportart nicht alles mitgemacht“, denke ich in meiner Hängematte, synchron zu jener meiner Nachbarin schwingend. Nach vielen Hoch- und Tiefs, „hielt sich die Unter-Wasser-Sportart über Wasser.“

Synchronschwimmerei ein Trendsport? Insbesondere Männer möchten wieder eintauchen, gleichberechtigt, synchron schwimmen, war doch synchrones Schwimmen, Ende des 19. Jahrhunderts, reine Männersache. 

Holz und Plastik
„Zum letzten Mal: Holz oder Plastik?“ soll ein genervter Unter- oder Oberinner Bodenleger mürrisch gesagt haben, als er über einen längeren Zeitraum ein junges Bozner Paar – sie Balletttänzerin, er Synchronsprecher – beraten hatte. Die noblen Städter diskutierten über mehrere Stunden zum richtigen Bodenbelag für ihr Sommerhaus am Ritten.
Die Diskussion um das richtige Material grassiert hierzulande aber vor allem, wenn es um das Thema Wegbeschilderung geht. Ob Schilder aus Holz sein dürfen, oder aus Plastik sein müssen, ect…?
Eine besonders interessante Lösung sah ich im Passeiertal, wo traditionelle Holzschilder sukzessive von Holzimitaten aus Plastik abgelöst werden. (Siehe oben, oder drinnen..) 
Am Rande eines Treffens des Tiroler Landadels dort, fragte mich ein wohl flüchtig kennender Blaublütiger: „Das schaut fast aus wie Holz? Was meinen Sie, Herr Doktor, Magister, Geometer?" Ohne eine Antwort abzuwarten, fabulierte er weiter: „Wir vom Landadel hätten die Weg-Schilder ja gern weg, oder zumindest aus Samt und Seide. Die könnt man dann immer waschen, oder eben waschen lassen. Wir vom Adel tun ja nicht viel arbeiten.“

Ich verließ, als beobachtender Gast, schweigend den Zaun, der die Grenze zwischen dem blaublütigen Herrn von Zu Was weiß Ich und mir, den Buntblütigen, markierte.
Es war mir in diesem Moment vollkommen egal, aus welchem Material der uns trennende Zaun war. Ich war froh, dass er zwischen uns stand.
Contenance bitte!