Economia | Gehälter

Privat entlohnt nicht besser

Stagnierend, ungleich verteilt, in Bozen am höchsten und im Vinschgau am niedrigsten: Was das ASTAT über die Gehälter der Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft sagt.
Münzen
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Wie haben sich die Gehälter der Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft von 2010 bis 2015 verändert? Das Landesstatistikinstitut ASTAT ist dieser Frage nachgegangen und stellt fest: Die Bruttogehälter in der Privatwirtschaft – die Landwirtschaft wurde bei der Untersuchung nicht berücksichtigt – stagnieren.

Im Jahr 2015 waren südtirolweit 167.431 Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft beschäftigt. Das sind 3.608 mehr als 2010 (+2,2%). 42,5% aller Arbeitnehmer sind weiblich, während 72,8% in Vollzeit arbeitet.

Nominal mehr, real weniger

Zwischen 2010 und 2015 sind die durchschnittlichen Bruttogehälter der Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft um 8% gestiegen, von 26.554 auf 28.686 Euro. “Allerdings”, weist das ASTAT hin, “ist der inflationäre Wertverlust im beobachteten Zeitraum mit 10,2% höher”. Daraus ergibt sich ein inflationsbereinigter Rückgang der durchschnittlichen Jahresbruttoentlohnung von 2%.

Der reale Wertverlust der Entlohnung ist in allen Altersklassen zu beobachten. Einzige Ausnahme: die über 60-Jährigen, die jedoch die Klasse mit der geringsten Anzahl an Arbeitnehmern darstellt.

Ungleich verteilt

In einem zweiten Teil der Untersuchung geht das ASTAT auf die Entlohnung des einzelnen Arbeitnehmers ein. Das Einkommen aus unselbstständiger Arbeit ist ungleich verteilt, wie die Statistiker am Beispiel der in Vollzeit beschäftigten Arbeitnehmer belegt: 22% der gesamten Lohnsumme geht an die 10% der Arbeitnehmer mit der höchsten Entlohnung. Die “ärmsten” 10% der Vollzeitbeschäftigten beziehen lediglich 5% der gesamten Summe aus den Jahresbruttoentlohnungen. Die untersten 10% verdienen im Durchschnitt 16.417 Euro im Jahr, die obersten 10% 70.966 Euro.

Bozen am Lukrativsten (auch für Pendler)

Am meisten verdienen Vollzeitbeschäftigte in Bozen: Das mediane Jahresbruttogehalt beläuft sich dort auf 30.627 Euro, während es südtirolweit 28.401 Euro beträgt. “Es zeigt sich somit”, so das Fazit des ASTAT, “dass in der Landeshauptstadt die landesweit lukrativsten privatwirtschaftlichen Arbeitmöglichkeiten bestehen”. Auch bei Betrachtung der Verteilung der Gehälter nach Wohnort der Arbeitnehmer liegt Bozen (29.005 Euro) weit vorne, der höchste Wert wird in diesem Fall jedoch im Pustertal (29.266 Euro) verzeichnet. Auffallend ist laut Statistkamt, dass die mediane Entlohnung in Bozen bei den Ansässigen deutlich niedriger ist als bei den Beschäftigten. “Dies legt die Vermutung nahe, dass von den Einpendlern durchaus gut bezahlte Jobs besetzt werden”.

Im Westen am Wenigsten zu holen

“Weit weniger rosig sieht die Situation im Westen des Landes aus”, meldet das ASTAT. So werden im Vinschgau die geringsten Entlohnungen ausbezahlt. Die mediane Entlohnung liegt hier (gemessen am Arbeitsort) bei 26.141 Euro, was nur 85,4% des entsprechenden Wertes in Bozen und 92,0% des Landesmedians entspricht. Betrachtet man den Medianwert der Bezüge der Arbeitnehmer mit Wohnort im Vinschgau, so liegt dieser mit 26.752 Euro leicht höher. “Dies zeigt eine zu Bozen umgekehrte Situation”, analysiert das ASTAT: “Während in der Landeshauptstadt die Einpendler das Lohnniveau heben, scheinen es im Vinschgau (wie übrigens auch in den meisten anderen Bezirksgemeinschaften) die Auspendler zu sein.”