Die Briten sind als Engländer, Schotten, Waliser und Nordiren tief im Kreis der europäischen Familie verankert. Natürlich wollen wir euch in der EU! Mit Haut und Haaren – ja, und auch mit allen euren Faxen. Trotzdem, ich kann mich nicht daran erwärmen, dass dieser Brexit (das Wort tut mir immer noch weh), dass dieser Brexit jetzt noch in die Länge gezogen werden soll, dass dieses unkonstruktive Chaos der letzten zwei Jahre jetzt ohne Aussicht auf Konstruktivität noch weitergehen soll. Habt ihr nicht gerade zwei, nein, fast drei Jahre lang derart das europäische Tagesgeschehen dominiert, dass in kritischen Zeiten keine Luft mehr für Reformen geblieben ist? Jetzt stehen EU-Wahlen an, und niemand weiß, wie die Sitze zu verteilen werden sein, weil noch nicht klar ist, ob es bis dahin einen Brexit gibt. Wieviel Chaos denn noch, bitte?
... und was wir wollen ?
Zwei Jahre lang hatte ich bei jeder Nachrichtensendung gehofft, nur darauf gebrannt, dass endlich jemand sagen würde, ein neues Referendum müsse her, weil die Umfragen inzwischen eindeutig anders ausschlagen. Aber die Umfragen haben nicht ausgeschlagen. Und jetzt, da die Labour-Partei um drei Stunden nach Zwölf sich das mit dem zweiten Referendum aus parteipolitischem Kalkül heraus dann plötzlich doch überlegt, und die Umfragen immer noch nicht ausgeschlagen haben, jetzt soll ich mich darüber freuen? Sagen wir, es stünde 52 zu 48. 52 Prozent wollten wirklich plötzlich in der EU bleiben. Was soll mir denn lieber sein? Eine EU mit den Briten, von denen 48 Prozent die EU wegen dem abgebrochenen Brexit bis aufs Blut hassen, die mit eiserner Thatcher-Manier und Sonderregeln und Ausnahmen und dann doch wieder neoliberal dominant das Bebälk der EU verbiegen? Oder eine EU ohne Großbritannien, wissend dass dort draußen 52 Prozent sich der Unfähigkeit nationaler Politik bewusst sind und sich liebend gerne, freundschaftlich und ohne Großwahn, wieder um Eintritt bewerben möchten? Ein sauberer Reset?
Wenn dich jemand unter Wasser hält, kämpfe nicht nach oben, es ist chancenlos. Du musst nach unten wegtauchen, um an anderer Stelle wieder an die Oberfläche zu gelangen. Taucht Briten, taucht. Wir warten mit dem Handtuch.
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Ich wünsche mir, dass die EU und das vereinigte Königreich eine für alle Beteiligten gute Lösung finden. Am besten wäre wohl eine Freihandelszone. Frederic Bastiat sagte einmal: “When goods don’t cross borders, Soldiers will." Zu deutsch bedeutet das so viel wie: Wenn Waren nicht Grenzen überschreiten, werden es Soldaten tun." Gute Handelsbeziehungen und partnerschaftlicher Austausch sind die besten Friedensgaranten und das war bzw. ist immer noch eine der Grundprinzipien, welche die EU zu einem positiven Projekt machten.
Doch aktuell schaut es ja eher nicht nach einer partnerschaftlichen Lösung aus...
Das fehlte gerade noch! Dann steigen morgen dank Rechtspopulisten alle nach und nach aus und die EU entwickelt sich bestenfalls zur Wirtschaftsgemeinschaft zurück. Die Briten wollen einfach alle Vorzüge genießen ohne Pflichten zu haben, das geht nicht, sonst sind doch alle anderen die Deppen. Sollen sie sich doch endlich aus dem Staub machen, bislang waren sie sowieso nur Schwarzgeldschleußer für krumme Börsengeschäfte und geizige Millionäre.
Was ist die Alternative? Soll die EU am vereinigten Königreich ein Exempel statuieren?
nein, aber belohnen auch nicht.
Wer sich selbst ausserhalb einer Gemeinschaft stellt, ist eben „draussen“...
Was für ein Exempel? Wollten Sie gehen? Ja, dann sollen sie! Wenn die EU hier jetzt klein beigibt, schießt sie sich doch selbst ins Bein. Was macht die Briten denn so wertvoll? Hauptsächlich eben nur der Kapitalmarkt der londoner City, welche zum Großteil nur für Börsenspekulanten und Gauner interessant ist. Und genau hier liegt der Hund vergraben, denn der Brexit schadet in erster Linie den mächtigen Lobbies der Finanzwelt die auch im Brüssel großen Einfluss haben.
MÄDN, ich bitte dich mir eine Sache zu erklären: Du hast davon geschrieben, die Briten wollten die Vorzüge genießen, ohne die Pflichten zu übernehmen.
Meine Frage ist, welche Vorzüge du da konkret meinst, denn ich spreche ja nur vom Freihandel und Teilaspekten der Personenfreizügigkeit. Welche Vorzüge wollen die Briten denn sonst noch?
Denn meines Wissens würden sie ja auf alle sonstigen EU-Subventionen verzichten, die wie du weißt gerade in der Landwirtschaft ziemlich hohe Summen darstellen.
Insofern erschiene mir ein Freihandelsabkommen nicht gerade wie ein "Schuss ins eigene Bein", denn die EU hat wohl sicherlich mehr zu bieten als nur den Freihandel, oder? Das wäre meine zweite Frage: Was macht deiner Meinung nach die EU für Mitglieder attraktiv? Denn genau das ist ein wichtiger Punkt, wenn es darum geht, EU-Skepsis abzubauen.
Genau um den Freihandel, hauptsächlich im Finanz und Dienstleistungssektor, geht es doch. Ohne Hürden Teil dieses Marktes zu sein, darf für einen Aussteiger nicht möglich sein. Was die Agrarsubventionen betrifft, müsste man sich konkrete Daten anschauen, ich schätze mal die Briten importieren da sowieso viel mehr als sie exportieren, sodass eine Schließung zum Binnenmarkt eventuell für die britischen Landwirte sogar profitabel sein könnte.
Beim Schuss ins eigene Bein geht es nicht darum was die EU zu bieten, sondern zu verlieren hat! Wie gesagt, wenn wir anfangen einzelnen Mitgliedern zu erlauben sich die Rosinen rauspicken, dann ist jeder der dies nicht tut einfach nur ein Trottel. Personenfreizügigkeit ist da ein gutes Stichwort. Wenn die Briten ihre Dienstleistungen ohne Hürden in der ganzen EU anbieten wollen, dann müssen sie auch akzeptieren, dass der polnische Klempner seine Dienste ohne Hürden bei ihnen anbietet.
Die Frage was die EU abgesehen vom Freihandel attraktiv macht, hast du damit aber nicht beantwortet.
über 50 Jahre Frieden;
der größte Wohlstand, die größte Sicherheit und die geringste Kriminalität und geringste Korruption weltweit;
die beste Bürgerbeteiligung an der Politik weltweit;
jeder Politiker kann gnadenlos abgewählt werden....
„Gute Handelsbeziehungen und partnerschaftlicher Austausch“, ja nicht einmal enge Verwandschaft der Entscheidungsträger waren im 19. und im 20. Jahrhundert „Friedensgaranten“.
Die Familie sucht man sich nicht aus - Freunde und Handelspartner schon. Die Geschichte von Kain und Abel ist archetypisch dafür.
Denkst du etwa Handel ist kein Faktor, der zu Frieden beiträgt?
Meine jahrzehntelange Erfahrung mit den Engländern hat mich einiges gelehrt. England ist ein abgewirtschaftetes Land wo ein Teil der Leute glauben sie könnten wieder auf Raubzug durch die Welt gehen, und dabei gut leben. In Verkennung aller Fakten.Die unfähige May hat aber schon erlebt was ihre Commonwealth Staaten von ihr halten. Modi in Indien, das soeben GB im Sozialprodukt überholt hat, hat sie praktisch rausgeworfen als sie einen Handelsvertrag andeuten wollte. Indien wurde von der englischen Kaste geknechtet. Die englische Königin besitzt hunderte von Millionen an geraubtem indischen Juwelen und Kunstwerken. England ist nicht Trafalgar Square, sondern verlotterte Dörfer und Städte in Mittelengland, Industrieruinen, Infrastrukturen aus dem 19. Jahrhundert. Und ganze Stadtteile von London deren Häuser in ihrem Standard bei uns als unbewohnbar definiert würden. England lebt heute von den Finanzgaunern in der Londoner City . Deswegen möchten sie wieder die EU über den Tisch ziehen.
Bravo Benno, absolut deiner Meinung! Vor einigen Wochen las man auf Spiegel Online eine Meinung, die ebenfalls diese Vorgehensweise als die mittlerweile - auch psychologisch - vernünftigste vertrat: Eine Zeit der Trennung und dann, eventuell, einen neuen Willensakt, Teil des europ. Konstruktes zu werden, ausgehandelt unter neuen Prämissen, z.B. dass die Mitgliedschaft keine Sonderprivilegien zeitigt und nicht zum Bremsen der vertieften Zusammenarbeit eingesetzt werden kann. In Bereichen wie Außen- u. Verteidungspolitik habe sich seit dem Brexit mehr bewegt, als in den Jahrzehnten davor, liest man.
Die britische Regierung weiß, dass die deutsche Regierung die Briten unbedingt in der EU haben will, um eine Aufweichung der Austeritätspolitik abblocken zu können. Die Regierungen von Österreich, Finnland und Niederlanden bringen dafür zuwenig Stimmgewicht mit. Deshalb zieht sich der Brexit wie ein Strudelteig.