Politica | Staatsmann

Abschied in aller Freundschaft

Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer auf Besuch in Südtirol. Mit Landeshauptmann Kompatscher sprach er über Schutzmacht und Südtirol, Brexit und den Brenner.

Die letzte Auslandsreise seiner Amtszeit hat den österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer am Samstag nach Südtirol geführt. In zwei Wochen endet nach zwölf Jahren sein Mandat als höchster Staatsmann Österreichs. Zu seinem Nachfolger wurde am 22. Mai Alexander Van der Bellen gewählt. Um kurz vor 11 Uhr landete Fischer am Samstag (25. Juni) auf dem Bozner Flughafen, wo er von Landeshauptmann Arno Kompatscher empfangen wurde. Anschließend ging es ins Stadtzentrum auf den Landhaus-Platz. Dort wurde Fischer im Rahmen eines “Landesüblichen Empfangs” samt Musikkapelle, Schützenformation und Gewehrsalven willkommen geheißen.

Bundespräsident Fischer und seine Frau Margit wurden am Bozner Flughafen von Landeshauptmann Kompatscher mit seiner Frau Nadja begrüßt. Foto: LPA/ohn

Bei seiner Ankunft wurde die österreichische Nationalhymne angestimmt, auch die Tiroler Landeshymne erklang. Nach der offiziellen Zeremonie geleitete Kompatscher den österreichischen Bundespräsidenten in sein Büro im Palais Widmann. Nach einer kurzen Besichtigungstour setzten sich Kompatscher und Fischer zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen. Im Anschluss an das einstündige Treffen gaben die beiden eine Presseerklärung ab.

Landesüblicher Empfang für den Bundespräsidenten am Silvius-Magnago-Platz. Foto: LPA/ohn

Arno Kompatscher bezeichnete es als “große Ehre für unser Land”, dass Heinz Fischer für seine letzte Dienstreise Südtirol ausgewählt habe. Er wolle diese Gelegenheit nutzen, dem Bundespräsidenten für seine “große Unterstützung” zu danken. “Wir bedanken uns, für die Begleitung Österreichs als Schutzmacht. Angesichts des Umbaus Italiens und der Verfassungsreform ist diese Funktion weiterhin aktuell und wird auch in Zukunft gefragt sein.” Ganz wie es sich für einen Staatsmann seines Formats gehört, gab der scheidende Bundespräsident Zusicherungen diesbezüglich: Österreich werde auch in Zukunft an der Seite Südtirols stehen und sich um die Sorgen und Anliegen des Landes kümmern. Die sehr guten Verbindungen zwischen Österreich und Italien seien dabei hilfreich. “Der Ausgang der italienischen Verfassungsreform ist nicht vorhersehbar”, erklärte Fischer, doch werde es in jedem Fall Anpassungen und Adjustierungen brauchen.

Landeshauptmann Kompatscher zeigte Fischer im Rahmen seines Besuchs das Mikrofon, durch das Silvius Magnago das Los von Trient gefordert hatte. Foto: LPA/ohn

Weitere Themen des Vier-Augen-Gesprächs waren neben der Schutzmachtfunktion Österreichs – aus hochaktuellem Anlass – der Brexit, die Zukunft Europas, die politische Lage Österreichs, die Flüchtlingsfrage und der Brenner gewesen. Vor der Presse erklärten sich beide Politiker als überzeugte Europäer. Fischer zeigte sich erfreut über die “Entschärfung des Brenner-Grenzproblems”. “Es wäre etwas sehr Unangenehmes gewesen, wenn es wirklich zu einer Dichtmachung des Brenners gekommen wäre”, sagte der Bundespräsident. Wenn sich die Lage derzeit ruhig darstelle, dann sei das “ein Beispiel für die europäische Zusammenarbeit”, betonten Fischer und Kompatscher. Südtirol sehen die beiden dabei in der Rolle des Mediators.

Auf eigenen Wunsch besucht Fischer, dessen Hochzeitsreise übrigens auch nach Südtirol ging, am Nachmittag die Dokumentationsausstellung unter dem Bozner Siegesdenkmal. Begleitet vom Landeshauptmann und Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi. Dann geht es für ihn nach Lindau an den Bodensee weiter.