Ein herrlicher Platz für Rast und Jause: Platzgangl
Foto: Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

Auf dem Bergwaal bei Glurns

Ein kurzer Rundwanderweg durch schöne und vielfältige Landschaft – fernab vom Trubel des nahen, viel besuchten, mittelalterlichen und mauergegürteten Städtchens.

Das Buch: “Südtirols schönste Waalwege, Wanderungen am Wasser für die ganze Familie” (Folio Verlag, ISBN 978-3-85256-776-1) wird überarbeitet, so bin ich schon wieder im oberen Vinschgau, bei Glurns unterwegs. Westlich von Glurns steigt ein bewaldeter Berg auf, das Glunser Köpfl. An seinem Bergfuß stoßen Wiesen- und Felder auf einem bewachsenen Murkegel keilförmig bis zum Waldrand vor, an der Spitze dieses Kegels schaut das einsame Kirchlein St. Martin weit übers Obervinschgau hinaus. In der Nähe beginnt ein kurzer Rundwanderweg durch schöne und vielfältige Landschaft. Dabei sind wir auf einer Teilstrecke des Glurnser Bergwaales unterwegs, fernab vom Trubel des nahen, viel besuchten, mittelalterlichen und mauergegürteten Städtchens. 

 

Der Wanderweg

Ausgangspunkt für den Rundweg am Bergwaal sind der Bildstock und eine Informationstafel der Parkverwaltung -wir sind bereits im Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch- an der Zufahrtsstraße kurz unterhalb vom Kirchlein St. Martin. In der Nähe finden sich einige Parkmöglichkeiten am Weg. Der Fußweg mit der Markierung Nr. 24 beginnt in der Kehre und verläuft parallel etwas unterhalb der asphaltierten Straße bergauf zum Martinskirchlein. Von dort folgen wir einem breiten Forstweg durch Lärchenwiesen, kommen an einem Grillplatz, Brunnen und einem Wasserbecken, einer „Tschett“ vorbei, überqueren das Bachbett des vom Glurnser Köpfl herabfließenden Bächleins, verlassen den breiten Güterweg nach links und fädeln bei der Wasserfassung am Ende des Waales den Steig am Bergwaal (Markierung 20) ein. Bis hier 15 Minuten Gehzeit. Dieser Waalweg führt nicht wie gewohnt eben neben dem Wasserlauf einher, sondern windet sich in Kurven mit mäßiger, aber deutlicher Steigung immer leicht bergauf durch schönen Nadelwald. Das rasch fließende Waalwasser hat sich dabei tief in den Waldboden eingeschnitten. Der Steig wird flacher, wir stoßen auf einen Forstweg, wir verlassen hier den Waalweg, der noch ein ganzes Stück bergauf bis zur Fassung an einem Bach weiterführt. Wir hingegen folgen dem breiten jetzt ebenen Weg nach links (Markierung 25/A), er führt durch Föhrenwald zum Platzgangel, einer unwahrscheinlich schönen und meist einsamen Lichtung. Tische und Bänke, ein kleiner Teich, Brunnen, eine Grillstelle laden zur beschaulichen Rast ein, es ist der schönste Platz für eine mitgebrachte Jause. Die Aussicht übers Obervinschgau ist traumhaft, wahrlich ein Platz zum Schwärmen! Der Rückweg geht im spitzen Winkel links über den breiten Feldweg (Nr. 25) zur Ausgangsstelle mit Panoramatafel und Parkplatz zurück

Gehzeit 1 h 20 m, 140 Hm, 3,2 Km Länge

 

Platzgangl

Der Begriff „Gangl“ bezeichnet einen eingezäunten, geschützten Bereich für das Weidevieh, das hier in alten Zeiten über Nacht zum Schutz vor Wolf und Bär zusammengetrieben und beaufsichtigt wurde. So wurde einst Herdenschutz betrieben, heutzutage gibt es anscheinend nur mehr die „Entnahme“, heißt Abschuss der Wildtiere. So ändern sich die Zeiten.

 

Das Kirchlein von St. Martin

Die alleinstehende Kapelle besticht vor allem durch die außergewöhnliche Panoramalage. 1668 errichtet, wurde sie unter Kaiser Josef II gesperrt, 1795 wiedereröffnet, 1799 von den Franzosen in Band gesteckt, 1872 erneuert und vor etlichen Jahren abermals renoviert und kürzlich mit Lärchenschindeln neue eingedeckt. Sie bildet mit dem hölzernen Dachreiter mit Spitzhelm und der nördlich angebauten, zum Teil älteren Einsiedelei eine interessante architektonische Einheit. Der hl Martin wird im Alpenraum nicht nur als Wohltäter verehrt –er teilte als römischer Soldat seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte einem Bettler- sondern auch als Viehpatron, der um Gesundheit für die Haustiere angerufen wurde, weshalb viele Martinskapellen und Bildstöcke auf Feld und Flur, so wie hier bei Glurns, anzutreffen sind.

 

Infos 

Start: Glurns, bei St. Martin.

Anfahrt: In Glurns an der Kirche westlich außerhalb der Stadtmauern in die Straße nach Prad abbiegen, nach 100 rechts die schmale Asphaltstraße bergauf Richtung St. Martin nehmen, nach 400 m Parkplatz beim Infoschild des Nationalparks. 

 

Die Einkehr

Am Weg finden wir keine Einkehr, aber am Weg mehrere Wasserbrunnen. In Glurns gibt es keinen Mangel an Wirtshäusern, mein Tipp:

Restaurant Flurin

In einem mittelalterlichen Wohnturm, raffiniert umgebaut und genutzt, verwöhnt der junge Thomas Ortler als Quereinsteiger die Gäste mit phantasievollen Kreationen unter Verwendung vieler heimischer Produkte, ein Genuss für Augen und Gaumen.

Flurin, Laubengasse 2, Glurns, www.flurin.it, Tel.: 0473 428136

Sonntag abends und Montag Ruhetag