Ambiente | Natur

CO2-Speicher gehen verloren

Moore verschwinden weltweit zusehends. Landschaftsökologe Stefan Zerbe macht in Salurn auf die fatalen Folgen für Artenvielfalt und Klima aufmerksam.
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Foto: Norbert Eccli
Vergangene Woche hatte der Bezirk Überetsch-Unterland des Heimatpflegeverbands Südtirol zu einem Vortragsabend in den Herrenhof nach Salurn geladen. Der Landschaftsökologe Prof. Stefan Zerbe von der Universität Bozen referierte über die Bedeutung von Mooren, Torflagerstätten und Feuchtgebieten für Boden, Wasserhaushalt und Klima. Am Ende einer anregenden Diskussion stand die Forderung nach einer dringlichen Erhebung des Moor- und Torfbestandes in Südtirol mittels eines Moorkatasters und in der Folge eine Unterschutzstellung der noch funktionsfähigen Moore und der nachhaltigen Sicherung von Torfbeständen.
Moore bedecken weltweit zwar nur drei Prozent der Landoberfläche, speichern aber mehr als 40 Prozent des Bodenkohlenstoffs.
Rund 50 Besucher:innen waren in den Saal des Herrenhofs Salurn gekommen, vorwiegend aus Salurn, aber auch aus den anliegenden Gemeinden, um den Ausführungen von Stefan Zerbe zu folgen. Der Professor für Umwelt und Angewandte Botanik an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik an der Universität Bozen und Leiter der Arbeitsgruppe „Interdisziplinäre Landschaftsökologie und Ökosystemrenaturierung“ erläuterte die verschiedenen Arten von Feuchtgebieten und Mooren und ging auf ihre wichtigen Ökosystemleistungen ein.
 
 

Wasser- und Kohlenstoffspeicher

 
„Neben ihrer Produktionsleistung (Früchte, Schilf, Heilpflanzen u.v.m.) und ihrer Bedeutung als Lebensraum für spezifische und vielfach bedrohte Arten sind sie ein wichtiges und vielfach unterschätztes Regulatorium für den Wasserhaushalt“, so Zerbe. Ein funktionsfähiges Moor, könne große Mengen Wasser aufsaugen, speichern und langsam wieder abgeben und fungiere so als natürliches Auffangbecken bei Starkregenereignissen. Außerdem – und besonders relevant in Zeiten der Klimakrise – seien intakte Feuchtgebiete in der Lage, Kohlenstoff zu speichern und das in großem Ausmaß.
Da Torf als Moorsediment fast vollständig aus Kohlenstoff besteht, sei im Umkehrschluss klar, wie kritisch der Abbau ist. Denn mit dem Abbau wird dieser Kohlenstoff freigesetzt. Moore bedecken weltweit zwar nur drei Prozent der Landoberfläche, speichern aber mehr als 40 Prozent des Bodenkohlenstoffs.
 

Feuchtgebiete bedroht

 
In Südtirol sind viele Moore und Feuchtgebiete in den letzten 100 Jahren verschwunden oder zerstört worden. Flüsse wurden begradigt und verbaut, die Landnutzung bis an den Gewässerrand ausgedehnt, Böden wurden entwässert, versiegelt und durch eine intensive Nutzung überdüngt. Neben den wenigen intakten Mooren sind aber die Torflagerstätten – wie eben in Salurn, wo Torf abgebaut wird – in den Talebenen erhalten geblieben. Für Zerbe ist klar, die Renaturierung im Sinne einer Wiedervernässung einiger Teilgebiete eine große Chance sein kann, zum Beispiel als Retentionsräume für Wasser bei Überschwemmungen.
„Während in Südtirol die Renaturierung, d.h. die Wiederherstellung der Ökosystemleistungen, von Abschnitten der Bäche bzw. Flüsse mit ihren Auen in den vergangenen Jahren sehr gute Fortschritte gemacht hat, schaut es bei den Mooren und Torflagerstätten weniger erfreulich aus, weil es sich hier oft um landwirtschaftlich genutztes Gebiet handelt und ein Interessenkonflikt besteht. Ein erster Schritt wäre eine dringend zu empfehlende Erfassung und Bewertung über ein aktualisiertes Moorkataster (die letzte Erfassung ist ca. 30 Jahre alt) und daraus folgend die Unterschutzstellung der funktionsfähigen Moore und die Renaturierung von geschädigten Mooren“, so der Landschaftsökologe. „Und was auch klar sein muss: Wer seriös Klimaschutz betreiben will, muss den Torfabbau sofort und vollständig einstellen und ein zukunftsfähiges Moorschutzprogramm auf Landesebene etablieren.“
 
 
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Seba Phragmites Lun, 11/28/2022 - 16:23

Wie kann man schreiben es werden beim Torfabbu in Salurn Moore trockengelegt?? Man sieht genau im foto dass die Landschaft total im Wasser ist und es keine Pumpensystem gibt!! Allerdigs hat Salurn, und das Unterland gar keine Moore, es sind landwirtschaftlich- genutzte Gebiete die durch der Torf Sanierung, und das Einbau von sauberes Aushubmaterial verbessert werden. Dass muss gesagt werden! Allerdings gibt es keine Alternativen dazu!
Der Torfabbau in Deutschland, ( wo es bis jetzt genaue daten und fakten gibt) findet auf einer Fläche von zirka 12.000 ha statt und es werden zirka 7 mio/ m3 jährlich abgebaut. Es entstehen jährliche Emissionen von zirka 1,9 mio Ton CO2, das insgesamt NUR ca. 0.2% an den Gesamtemissionen Deutschlands zählen! Gar nichts!! Es gibt sicher andere Tätigkeiten die wichtigere Co2 Verstöße haben.....

Lun, 11/28/2022 - 16:23 Collegamento permanente