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Die Flüchtigkeit des Glücks

Beim Literaturtag am Samstag (27.1) im Rahmen der „Bücherwelten“ in Bozen gibt es Gespräche und Kurzlesungen. Sechs Autorinnen und Autoren stellen ihre neuen Bücher vor.
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Foto: Bücherwelten

„Ich weiß, was es heißt, glücklich zu sein“, so beginnt eines von Robert Kleindiensts Gedichten in seinem neuen Buch „Brandseelaute“. Doch das Glück ist nicht nur bei ihm ein flüchtiger Lebensbegleiter: In Irene Diwiaks Debütroman etwa,„Liebwies“, flammt es als Trugbild auf in einer Welt, in der frau mit Schönheit weiter kommt als mit Können.

„Der Literaturtag ist eine Art Speed-Dating mit zeitgenössischer Literatur“ sagt Monika Obrist von der Sprachstelle/Südtiroler Kulturinstitut. Gemeinsam mit Katrin Klotz vom Südtiroler Künstlerbund und Evelin Moschen von der Landesbibliothek Teßmann zeichnet sie für den Literaturtag 2018 verantwortlich, dem Highlight der Veranstaltung Bücherwelten im Bozner Waltherhaus: „Sechs Autorinnen und Autoren und ihre neuen Bücher kann man bei Kurzlesungen und anschließender Diskussion kennenlernen. Das Motto Die Flüchtigkeit des Glücks ist das verbindende Element der sehr unterschiedlichen Werke.“

„Im Gewimmel der Leipziger Buchmesse 2017 haben Monika, Katrin und ich uns eine große Zahl von Autorinnen und Autoren angehört, wir haben viel gelesen und uns ausgetauscht und dann aus dieser Vielfalt unsere persönliche Auswahl getroffen“ erinnert sich Evelin Moschen. 
Die Autoren und Autorinnen Irene Diwiak, Ada Dorian, Robert Kleindienst, Radek Knapp, Luise Maier und Julia Wolf werden in kurzen Lesungen und anschließenden Gesprächen – geführt vom Autor, Nachrichtensprecher und Kulturjournalisten Christoph Pichler – über ihre Texte und ihre Version des Glücklichseins und die Flüchtigkeit präsentieren.

In Ada Dorians Roman „Betrunkene Bäume“, der für den Bachmann-Preis nominiert war, werden die Weiten der Taiga zum Sehnsuchtsort zweier Menschen, die es nach Aussöhnung drängt. Mit viel schwarzem Humor erzählt Radek Knapp in „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“ von der Suche eines jungen Menschen nach jenem Glück, das sich „Zuhause“ nennt. Luise Maier seziert in ihrem Debütroman schonungslos und nüchtern eine Familie, in der das titelgebende Faktum „Dass wir uns haben“ kein Grund zur Freude ist. Was bleibt am Ende des Lebens an Glück in Erinnerung, wenn man Resümee zieht? Diese Frage stellt schließlich Julia Wolf in ihrem mehrfach preisgekrönten Roman „Walter Nowak bleibt liegen“.

Dauerhafter als das Glück ist in allen Büchern die Sehnsucht: nach Verbundenheit mit Menschen, nach Liebe, nach einem Zuhause. Die sechs literarischen Gäste sind vorwiegend jung und vielversprechend.
(Monika Obrist)

„Besonders gespannt bin ich auf die Lesung von Luise Maier“, meint Katrin Klotz, „sie hat ein sehr intensives Buch mit einer sehr nüchternen Sprache geschrieben, über Nähe und Distanz, über eine dysfunktionale Familie, kurzum ein Buch das "weh tut". Ich bin gespannt welchen Ausschnitt die Autorin für Bozen aussucht und wie sie ihn lesen wird.“ Evelin Moschen fügt hinzu: „Maiers nüchterne, schonungslose, aber feinfühlende Art zu schreiben ließ mich beim Lesen nicht mehr los.“
Monika Obrist freut sich vor allem auf die bunte Mischung: „Auf die Lyrik von Robert Kleindienst, auf Radek Knapps Humor, auf Luise Maiers gnadenlose Sprachbilder, auf Irene Diwiaks epischen Erzählstil, auf einen Ausflug an den Sehnsuchtsort Taiga mit Ada Dorian und auf Julia Wolfs Lebens-Resümee eines alternden Mannes.“