Economia | Kavernengarage

„Abluftkurort Meran“

Das Komitee SOS Kavernengarage stellt das PPP-Projekt aus Umweltschutzgründen und Sicherheitsbedenken in Frage. Die Verträglichkeitsstudie habe keine Glaubwürdigkeit.
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Foto: Salto.bz
Das Komitee SOS Kavernengarage hat sich heute, am 26. Juli, in einer Pressekonferenz neben der Meraner Pfarrkirche St. Nikolaus an die Medien gewandt. „Wir wollen die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass Bevölkerung und Gastbetriebe unter dem Bau des Küchelbergtunnels gelitten haben. Lärmbelastung kann krank machen und ich glaube, jeder Mensch hat Recht auf Nachtruhe“, erklärt die Anrainerin Barbara Kuen.
Es ist die längste, teuerste und energiefressendste Variante des Küchelbergtunnels, um die Kavernengarage zu ermöglichen - Josef Vieider
2004 entschied die SVP und die Rechtsparteien im Meraner Gemeinderat, dass nicht nur der Küchelbergtunnel, sondern auch ein großer Parkplatz für Autos im Küchelberg – das PPP-Projekt Kavernengarage – gebaut werden sollen. „Die Kavernengarage war für uns der Grund, um aus der Koalition mit der SVP auszusteigen“, erklärt der ehemalige Gemeinderat der Grünen, Josef Vieider auf der Pressekonferenz der SOS Kavernengarage im Gespräch mit salto.bz.
Die Grünen hätten bereits zu diesem Zeitpunkt, das Großbauprojekt als Fehlentscheidung abgewiesen. „Es ist die längste, teuerste und energiefressendste Variante des Küchelbergtunnels, um die Kavernengarage zu ermöglichen“, so Vieider. Die Empfehlungen der 2002 durchgeführten Eurac-Verträglichkeitsstudie zur Verkehrssituation in Meran seien dabei nicht berücksichtigt worden.
 
 

Baubeginn unklar

 
Nach dem Bau des Tunnels steht nun die Kavernengarage an, die in den Felsen eingebaut werden und von der Meraner Pfarrkirche bis zur Galileistraße reichen soll. Die Lüftungsschächte der Garage sind unter dem Tappeinerweg geplant, die Trümmer der Grabungen sollen im Weinberg der Pfarrkirche St. Nikolaus gelagert werden. Der geplante Baubeginn am 22. Juli musste wegen verschiedener Auflagen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. „Es sind viele Ämter, die mitreden“, erklärte Georg Oberrauch, Präsident der Investorengruppe der Kavernengarage „Meran Centrum Parking AG“, Mitte Juli gegenüber der Dolomiten.
 

Unangekündigter Baulärm

 
Den betroffenen Bürger:innen sei der Baulärm der Arbeiten am Tunnel nicht angekündigt worden: „Der Bau des Küchelbergtunnels hat uns wie ein Tsunami überrollt und wir haben sehr viele Anfragen und Briefe geschrieben. Da wir von niemandem erhört wurden, gründeten wir das Komitee SOS Kavernengarage“, erklärt Kuen. Ein Termin für das von Bürgermeister Dario Dal Medico (La Civica per Merano Dal Medico Sindaco) angekündigte Treffen mit Anrainer:innen steht noch aus.
 

Umstrittenes Projekt

 
Meran habe laut den Recherchen des Komitees bereits sieben Parkplätze, die teilweise nicht ausgelastet seien. Die Garage wird in dem Berg, der den historischen Ortskern der Stadt trägt, erbaut und es sei fraglich, ob die Häuser und die Pfarrkirche keine Schäden davontragen würden. Die Aushöhlung des Küchelbergs reiche bis zu 20 bis 30 Meter unter die Häuser. Der Tirolersteig unter dem Tappeinerweg, Häuser am Küchelberg und die Statue des Arztes Franz Tappeiner zeigen bereits Risse.
 
 

Fragwürdige Studie

 
Der im Dezember 2021 durchgeführten Umweltverträglichkeitsstudie des Ingenieurbüros GMK schenkt das Komitee wenig Glauben: Dort werden die Schäden für die Umwelt und die Bevölkerung nicht erwähnt, obwohl die Gemeinden Meran und Tirol sowie die Provinz bereits im September 2021 von dem schwerwiegenden Baulärm wussten.
Anstatt PPP-Projekte wie die Kavernengarage braucht es PPP-Projekte in eine zukunftsorientierte Richtung - Annemaria Waldner
Außerdem kritisiert der Zusammenschluss von Bürger:innen das Fehlen von Informationen und die Auswirkung der Parkgarage auf den Tourismus: Meran ziele darauf ab, „mehr Tourist:innen in das historische Zentrum und die angrenzenden Straßen zu locken, die bereits kurz vor dem Kollaps stehen; mit anderen Worten, dieses Projekt verstärkt den ungewollten Massentourismus“, schreiben sie in ihrer Aussendung.
Die Kavernengarage berge zudem die Gefahr, Verkehrsprobleme und einen Anstieg der CO2-Emissionen auszulösen. Auch die Belastungen für Anrainer:innen und Gastbetriebe werden hingenommen und nicht entschädigt. Gleichzeitig könnte dieselbe Garage bei geringer Auslastung nach Auslaufen der 50-jährigen Konzession der Investorengruppe hohe Erhaltungskosten verursachen, die die Gemeinde Meran selbst zahlen müsste.
 

Forderungen

 
Das Komitee stellt deshalb das Projekt Kavernengarage in Frage und fordert eine unabhängige, detaillierte Studie, die sowohl Sicherheits- und Gesundheitsrisiken als auch Umweltauswirkungen behandelt. Auch ein Entschädigungs- und Sicherheitsplan für alle Betroffenen wird verlangt.
Pascale Anne Fouqueau vom Komitee SOS Kavernengarage warnt davor, „die Luftkurstadt Meran zu einer Abluftkurstadt“ zu machen. „Anstatt PPP-Projekte wie die Kavernengarage braucht es PPP-Projekte in eine zukunftsorientierte Richtung“, sagt Annemaria Waldner vom Komitee am Ende der Pressekonferenz.
 
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Josef Fulterer Mer, 07/27/2022 - 08:00

Klima-Krise!!!
### Hauptverursacher: die leichtfertige Verschwendung der fossilen Brennstoffe
# Steuer-frei in der Luftfahrt
# hemmungslos beim Privatverkehr
# sinnlos und falsch beim LKW-Lastverkehr
# leichtfertig bei der Gebäude-Klimatisierung und in der Industrie

Mer, 07/27/2022 - 08:00 Collegamento permanente
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rotaderga Mer, 07/27/2022 - 14:31

Wenn alle mit Strom unterirdisch fahren hat Hermann natürlich Recht.
Ansonsten kommt die Abluft konzentriert aus dem Lüftungskamin.

In Covid-Zeiten hat es sich umgepolt: Positiv ist schlecht und Negativ ist gut. (ena)

Mer, 07/27/2022 - 14:31 Collegamento permanente
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Josef Fulterer Mer, 07/27/2022 - 22:30

Es ist der zuviele Privatverkehr, "der während dem Bau von Verkehrslösungen schon wieder so zugenommen hat," dass danach das Weiterkommen womöglich sogar noch mehr Zeit raubt.
1 Bus kann 50 Menschen bewegen und braucht dafür 50 Meter freie Straße
25 PKW mit selten 2 Menschen besetzt, brauchen (25 x 40 Meter = 1 km freie Straße
1 kleiner Zug das 10fache!

Mer, 07/27/2022 - 22:30 Collegamento permanente