Società | Zukunft

Spannende Zeitreise

Das 12. Global Forum Südtirol beschäftigte sich mit Zeit. Nie hatten der Mensch so viel Zeit wie heute. Ist die Zeit reif für neue utopisch erscheinende Zukunftsbilder?
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Foto: GFS
Der Trend wird sich fortsetzen. Trotzdem klagt jeder über Zeitknappheit, ganz nach dem Motto „Ich habe keine Zeit!“. Was ist eigentlich die Zeit? Wie gehen wir mit ihr um? Ist die 4-Tage-Woche Utopie oder ein Modell für die Zukunft Südtirols? 
Beim 12. Global Forum Südtirol (GFS) am Freitag zum Thema „Zeit ist Geld – kollektives Burnout oder Paradigmenwechsel?“ im ausgebuchten Auditorium der Eurac Research in Bozen gingen internationale Experten zusammen mit mehr als 160 anwesenden Teilnehmern diesen Fragen auf den Grund.
Ein Virus, das keine Uhr-Zeiten kennt, zeigt uns gerade auf, wie fragil unsere postmoderne Tempokultur ist. Mit der Erfindung der mechanischen Uhr und spätestens seit der industriellen Revolution wird unser Leben nicht mehr vom Rhythmus der Natur-Zeit, sondern vom Takt der Uhr-Zeit bestimmt. Die Zeit wurde plötzlich mit einem neuen Kriterium besetzt und verrechnet: Geld. Seither wird auch nicht mehr zwischen Uhr und Zeit unterschieden. Unser Leben ist auf die Minute durchgetaktet: Schlaf, Arbeit, Essen und Freizeit.
Eröffnet wurde das 12. GFS durch einen Impulsvortrag von Roland Psenner, dem Präsidenten der Eurac Research, sowie durch Christian Girardi, dem Gründer und Organisator des Global Forum Südtirol.
 "Ich bin besonders erfreut und dankbar, dass das Forum auch in diesem Jahr stattgefunden hat. Die Kraft und Motivation wurde uns von all jenen Personen und Unternehmern übertragen, die uns aufgezeigt haben, wie man auch in diesen Zeiten mit Innovation und Kreativität sich der Zeit stellen kann. Die Zeit ist reifer denn je für neue bis gestern utopisch erscheinende Zukunftsbilder, denn Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien. Einige davon wurden binnen weniger Wochen Wirklichkeit, auch in Südtirol: vom Digitalisierungsschub bis hin zur Renaissance regionaler Kreisläufe. Darauf gilt es aufzubauen. Es ist Zeit für das Jetzt, für die Zukunft", unterstrich GFS Gründer und Organisator Christian Girardi.
 
 
Unter dem Titel „Time is honey – Vom klugen Umgang mit der Zeit“ hat der Münchner Zeitforscher Jonas Geissler das 12. GFS eröffnet und uns auf eine spannende Zeit-Reise mitgenommen. Im Anschluss folgte der Impulsvortrag des Extrembergsteigers Simon Gietl. Unter dem Titel „So viele Berge, so ein Glück – Leben im Rhythmus der Natur“ hat er uns aufzeiget, wie wichtig es ist - nicht nur in Extremsituationen - nach dem Rhythmus der Natur anstatt dem Takt der Uhr zu leben. Der zweiten Teil der Veranstaltung wurde vom Hotelier und Naturmensch Michil Costa eröffnet. Unter dem Titel "The Times They Are a-Changin’ – Tempo. Tourismus. Achilles Intuition und die Geduld Odysseus" hat er uns wichtige Impulse zur Bedeutung des "sich-Zeit-Nehmens" im Unternehmen, aber auch im Umgang mit der Natur gegeben. Abschließend haben das neuseeländische Unternehmerpaar und Erfinder der 4-Day-Week-Bewegung, Charlotte Lockhart & Andrew Barnes, unter dem Titel "The 4 Day Week – The benefit of a productivity focused and reduced hour workplace" erläutert, wie man trotz Reduzierung der Arbeitszeit und bei gleichbleibenden Lohn die Zufriedenheit und Produktivität am Arbeitsplatz erhöhen kann.
Auch die über 160 Teilnehmer konnten sich an der spannenden Debatte beteiligen. Die Veranstaltung wurde durch einen Impuls von Giacomo Fornari (Direktor) sowie Enzo Weber (Pianist) der Musikhochschule Monteverdi umrahmt, sowie von der Sängerin Simona Bondanza. Das 12. GFS wurde von Dorotea Mader moderiert. Auch der Termin des 13. Global Forum Südtirol 2021 steht bereits fest: 24.09.2021.