Politica | Nasenflügeltests

Der Erfolg der Nasenflügeltests

„Mit den Nasenflügeltests war die Schule Vorreiter und hat Großes geleistet“ Philipp Achammer ​​​​​​​- Aber war es tatsächlich ein Erfolg?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Dieser Frage möchte ich hier auf den Grund gehen und anhand der veröffentlichten Zahlen, diesen Erfolg aufzeigen und Verbesserungspotenziale äußern.

Der Nutzen:

Quelle: http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_626034.pdf

Vom 9. März bis 13. Juni wurden insgesamt 794.035 Nasenflügeltests an Schulen durchgeführt. Davon waren 578 positiv. Von diesen 578 positive Nasenflügeltests konnten 263 durch Überprüfung mit PCR-Test bestätigt werden. Somit konnten laut offiziellen Angaben 4.700 Quarantänefälle vermieden werden und Infektionsketten unterbrochen werden.

Die Kosten:

Quelle: http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_625287.pdf

Die Kosten der flächendeckenden Nasenflügeltests an Südtirols Schulen beliefen sich, berechnet auf die endgültige Anzahl von 794.035 Tests, auf ca. 2.382.105 Euro. Pro Test kamen im Durchschnitt Spesen zu 1,50 Euro dazu. Dieser Betrag beinhaltete die Einschulung des Weißen und Roten Kreuzes, sowie der Supervision und der Verteilung durch die Apotheken. Diese Gesamtspesen beliefen sich insgesamt bei 794.035 Tests, auf 1.191.052,5 Euro. So ergaben sich Gesamtkosten von: ca. 3.573.247,5 Euro

Der Schaden:

Von 578 Fällen wurden 315 Schüler*innen fälschlicherweise isoliert. Diese 55% falsch positiven Ergebnisse hatten unnötige psychologische Belastung zur Folge und es entstand somit für alle Betroffenen ein Schaden. Die Privatsphäre war aufgrund der kollektiven Testung nicht gewahrt. In der Gesellschaft ging gegenseitiges Verständnis verloren, es entstand eine zu erwartende Spaltung und somit auch ein gesellschaftlicher Schaden. Weiterer negativer Nebeneffekt waren die Unmengen an erzeugtem Müll. Insgesamt waren nur 0,033% positiv. Aufgrund des Verhältnisses zwischen Gesamtkosten zu positiven Fällen, besteht meiner Meinung nach und aufgrund dieser Ineffizienz, auch ein finanzieller Schaden. So ergaben sich pro positiven Fall, Kosten von 13.586,49 € oder 760,26 € pro vermiedenen Quarantänefall.

Offene Fragen:

War es nun ein voller Erfolg? Oder gibt es vielleicht noch Verbesserungspotential beim Verhältnis zwischen Nutzen, Kosten und Schaden?

Ist diese Bilanz für Eltern und Steuerzahler akzeptabel oder wäre es angebracht, mehr Nutzen für die Kosten zu fordern?

Mögliche Verbesserungspotenziale:

Meiner Meinung nach sollte das Ziel sein, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, mit weniger Ressourcen gleich viele Quarantänefälle zu vermeiden.

Für unsere Kinder sollte so viel wie möglich Normalität gewährleistet werden und das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit muss gewahrt bleiben. Deshalb sollten Ressourcen nur eingesetzt, Maßnahmen nur getroffen werden, wenn sie auch einen nachweislichen Nutzen bringen.

Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt haben gezeigt, dass die Negativwahrscheinlichkeit bei 99,967% lag. Wäre es da nicht eine Überlegung wert, die Testhäufigkeit von dieser Wahrscheinlichkeit, Risikobewertung abhängig zu machen? Was würde dagegensprechen, nur bei Einstufung als enger Kontakt, zur Verhinderung der Quarantäne und nur für diesen festgelegten Zeitraum der möglichen Quarantäne zu testen? Somit wäre es vermutlich auch organisatorisch möglich, auf die sichereren und anwenderfreundlichen Speicheltests auszuweichen.

Siehe Nr. 41/09/2021 Screeningmethode in den Schulen: http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_626928.pdf

Es sollten Voraussetzungen geschaffen werden, um die Eigenverantwortung zu fördern und zu fordern.

Die Klassen dürfen meiner Meinung nach kein Ort des Testens sein. Mein Vorschlag wäre, in Schulen einen zentralen Ort zum Testen einzurichten. Das Problem mit der Privacy wäre so gelöst. Es würde so auch die Möglichkeit geschaffen, dass sich Schüler*innen, aber auch Lehrpersonal z.B. nach einer Familienfeier am Wochenende, sich eigenverantwortlich testen lassen könnten. Den Schüler*innen sollten zudem Nasenflügeltests für zu Hause zur Verfügung gestellt werden, um auch so zu ermöglichen, dass Eltern in Eigenverantwortung die Kinder bei Verdacht testen können. Meiner Ansicht nach wäre dieser gezielte Einsatz effizienter. Das gesparte Geld könnte man dann sinnvoller und nachhaltiger investieren. Zum Beispiel für die Verbesserung der Luftqualität in Klassenräumen. Dadurch sollte es möglich sein, die Wahrscheinlichkeit für Infektionsketten weiter zu senken.

Siehe Nr. 1625/2021 betreffend Luftreinigungssysteme: http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_624701.pdf

Wie könnten wir als Eltern zum Erreichen solcher Ziele beitragen?

Im Grunde liegt es an uns. Es geht um das Wohl unserer Kinder. Es sind unsere Steuergelder, sowie die von uns gewählten Politiker*innen, die unsere Interessen vertreten sollten. Wenn wir uns einig sind, nicht spalten lassen, könnte man mit Sicherheit viele Verbesserungen erreichen.

Die aktuelle Situation

Leider scheinen diese Erkenntnisse aus dem ersten Pilotprojekt wenigen bewusst zu sein. Derzeit sollten sich die Kinder zweimal in der Schule und zusätzlich noch bei bestimmten Freizeitaktivitäten mit den Nasenflügeltests selbst testen. Eltern, welche diesen Maßnahmen kritisch gegenüberstehen, werden wieder aufs Neue medial diffamiert und es zählt nur, wieviel Prozent sich am Screening freiwillig beteiligen. So gibt es nur für oder dagegen und jede sachliche Diskussion geht im Eifer des Gefechts unter.

Die Teilnahme am Projekt

Um eine ausgewogene Information zu gewährleisten, möchte ich hier auch auf den Elternbrief des Sanitätsbetrieb verweisen, welchen der Bildungsdirektor und die Landesschuldirektoren der drei Bildungsdirektionen unterzeichnet haben, weshalb man am Projekt teilnehmen sollte.

Für unsere Kinder haben wir uns aus oben genannten Erkenntnissen und möglichen Potenzialen dazu entschieden, an dem Screening nur bedingt teilzunehmen. Also mit der Bedingung, dass nur bei Einstufung als enger Kontakt und nur für den Zeitraum der möglichen Quarantäne, die Teilnahme am Projekt erfolgt und somit getestet werden darf.

Für uns ist dies die richtige Entscheidung, auch in der Hoffnung, dass in Zukunft gemachte Erkenntnisse in neu getroffenen Entscheidungen mit einfließen und so effizientere Lösungen vielleicht möglich werden.