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„Gegenseitig nicht auf die Füße steigen“

„Wir müssen uns nicht gegenseitig auf die Füße steigen“ - Rosmarie Handgruber und Tiziana Battisti haben viel aus den gemeinsamen Treffen mitgenommen und zeigen wie wichtig das Programm für Südtirol ist.
Avvertenza: Questo contributo è un messaggio promozionale e non rispecchia necessariamente l'opinione della redazione di SALTO.
Tiziana Battisti e Rosmarie Handgruber
Foto: Ivo Corrà

„Deine Sprache ist gefragt“. So lautet der Slogan des Programms „Voluntariat per les Llengües“, das vom Amt für Zweisprachigkeit der Provinz organisiert wird. Seit sieben Jahren finden sich freiwillige Paare zusammen, um ihre Sprachkenntnisse weiterzugeben beziehungsweise aufzubessern. Es geht nicht nur um das Erlernen der anderen Sprache, sondern auch darum, die bestehenden Barrieren zwischen den Sprachgruppen aufzubrechen und eine Brücke zu schlagen. Wie und wo die Treffen gestaltet werden und über was gesprochen wird, kann jedes Paar ganz individuell selbst entscheiden.

 

Rosmarie Handgruber aus Bozen und Tiziana Battisti aus Brixen haben zum Beispiel bei Ausflügen in die Berge oder während Spaziergängen durch die Lauben geplaudert. Im Interview erzählen sie ihre Erfahrungen.

 

Salto.bz.: Wie seid ihr auf „Volontariat per les Llengües“ aufmerksam geworden?

Rosmarie: Durch die Werbung mit den zwei Tassen, die zum Beispiel an den Bushaltestellen sind. Mir hat einfach dieses Plakat gefallen. Und da habe ich gedacht, das wäre eine Möglichkeit einmal in der Woche einer anderen Person die gerne Deutsch spricht meine Sprache weiterzugeben. Privat habe ich auch viele italienische Freunde. Es ist ja auch nicht unterrichten im Sinne von Text oder Fehler korrigieren, sondern es geht darum zu sprechen. Der Sprachpartner soll ohne Angst die Möglichkeit haben Deutsch zu sprechen und ich muss ihn nicht bewerten oder korrigieren.

Tiziana: Ich habe das Projekt im Internet gefunden durch eine Werbung. Ich habe keine deutschen Freunde und habe die Werbung gesehen und gedacht, vielleicht ist das eine Chance für mich Deutsch zu sprechen. So habe ich dann Rosemarie gefunden und wir haben zehn Treffen zusammen gemacht.

 

Trefft ihr euch im Moment auch?

Rosmarie: Ich habe im Moment eine andere Sprachpartnerin.

Tiziana: Ich schreibe gerade meine Thesis und habe keine Zeit. Ich schreibe nur und konzentriere mich darauf.

 

Für deine sprachlichen Fortschritte hat dir das Programm viel gebracht?

Tiziana: Ja, es war sehr gut und eine schöne Erfahrung. Ich habe viel Deutsch gesprochen und habe die B2 Prüfung ohne Angst gemacht und bestanden.

 

Es fällt dir also jetzt leichter auf Deutsch zu kommunizieren wenn du unterwegs bist?

Tiziana: Ja, aber der Dialekt…Ich schreibe und spreche nur Hochdeutsch und der Dialekt ist für mich…

Rosmarie: Wieder eine andere Sprache!

 

Es sind im Prinzip zwei Sprachen, die man lernen müsste?

Tiziana: Ja.

 

Rosmarie, was bringt dir das Programm?

Rosmarie: Tiziana war glaube ich schon die achte Person mit der ich dieses Programm gemacht habe. Ich bekomme logisch kein Geld, das möchte ich auch nicht. Es ist ein freiwilliger Dienst und ich gebe gerne mein Deutsch weiter. Es ist auch gut, dass es vom öffentlichen Dienst organisiert und kontrolliert wird. Wenn es Probleme geben sollte, gibt es auch eine Ansprechperson. Diese Person ist beim ersten und beim zehnten Treffen am Anfang des Treffens dabei. Man macht zehn Treffen und kann dann entscheiden, ob man nochmal zehn Treffen machen will. Die Treffen werden von uns auch dokumentiert. Dies gibt auch eine gewisse Sicherheit.

Tiziana: Dieses Projekt ist sehr kostbar und es ist das einzige kostenlose, weil viele Kurse sind zu bezahlen.

 

Und das Sprechen kommt in den herkömmlichen Kursen ja meistens zu kurz?

Rosmarie: Ja es geht darum, nur zu sprechen und zu kommunizieren. Es wird eine Stunde nur Deutsch gesprochen. Sicher passiert es mal, dass ein italienisches Wort hinein rutscht und das ist ja auch kein Problem. Es ist auf freiwilliger Basis und dadurch, dass niemand bezahlt und auch niemand Geld bekommt, ist es keine Verpflichtung. Wenn sie bezahlt, dann hat sie Ansprüche an mich, sie könnte ja etwas verlangen.

 

Ein Lernen auf Augenhöhe sozusagen…

Rosmarie: Ja. Ich habe keine Verpflichtungen, weil ich muss ihr nicht die grammatischen Fälle beibringen in der einen Stunde. Es kann daraus ja auch eine Freundschaft werden. Ich bin auch schon mal mit einer Sprachpartnerin in Urlaub nach Sizilien gefahren. Meiner Meinung nach würde Geld das Projekt ruinieren. 

 

Wie habt ihr eure Treffen gestaltet?

Rosmarie: Wir suchten verschiedene Themen, es geht ja darum, dass man viel spricht und viele neue Verben und Ausdrücke benutzt. Wir haben uns dann getroffen und sind spazieren gegangen und haben über die Dinge gesprochen, die wir gesehen haben, zum Beispiel über Dinge in den Vitrinen unter den Lauben. Und wenn sie etwas nicht verstanden hat, dann habe ich es ihr auf Deutsch erklärt. Als sie zum Beispiel die Prüfung gemacht hat, hat sie mir erzählt wie es war und wie sie sich vorbereitet hat. Wir haben auch über private Sachen geredet, sie klettert zum Beispiel und ist eine gute Sängerin. Das sind alles Themen, die man aufgreifen kann. Beim ersten Treffen ist es noch ein bisschen schwierig, aber dann geht es immer besser. Man muss sich ja auch kennenlernen.

Tiziana: Wir sind auch in die Berge gegangen, zum Beispiel auf den Ritten.

 

Tiziana, würdest du das Programm auch nochmal machen?

Tiziana: Ja auf jeden Fall, ich habe gute Erfahrungen gemacht.

 

Müsste es mehr solcher Projekte geben, nicht nur um die jeweils andere Sprache zu lernen, sondern auch um die Sprachgruppen einander näher zu bringen?

Rosmarie: Ja. Leider ist das so in Südtirol und es ist meiner Meinung nach ein politisches Problem. Es entsteht nicht im Privaten, sondern es wird von oben diktiert und das ist schade. Weil wir könnten ja zusammen leben, gemeinsam nebeneinander, wir müssen uns nicht gegenseitig auf die Füße steigen.