Società | Pro-Europa Bewegung

Pulse of Europe

Wie Menschen Zeichen setzten für die Zukunft Europas
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

“Ich bin neidisch auf euch Europäer”, sagte mein syrischer Mitbewohner zu mir. Wir waren gerade auf dem Weg nachhause von der Pro-Europa Bewegung Pulse of Europe. Menschen hatten sich am Hauptplatz in Passau versammelt und ihre Unterstützung der Europäischen Union bekundet. Es waren viele Studenten vor Ort, jeder konnte ein Statement dazu abgeben, was für ihn Europa bedeutet, warum es so wichtig ist, seine Stimme abzugeben und was noch getan werden kann, um die EU besser zu machen. Es wurde  gesungen, Europaflaggen wurden geschwenkt und am Ende wurde eine Menschenkette gebildet und die Europahymne Freude, schöner Götterfunken gesungen.

Seit einigen Wochen versammeln sich jeden Sonntag Menschen in verschiedenen Städten Deutschlands, um sich für ein solidarisches Europa einzusetzen. Die Bürgerinitiative hat sich mittlerweile bis nach Amsterdam und Paris verbreitet. Auf ihrer offiziellen Webseite (http://pulseofeurope.eu) definieren die Initiatoren das große Ziel „Bis zum 12. März 2017, dem letzten Sonntag vor den Wahlen in den Niederlanden, so viele Menschen wie möglich in Europa zu versammeln, die für Europa einstehen und so dazu beitragen, dass nach den Wahlen pro-europäische Kräfte mehrheitsfähig regieren können.“

Mousa, mein Mitbewohner, war sichtlich begeistert von der Veranstaltung. Die Solidarität und Freude zwischen den Teilnehmenden war regelrecht spürbar. „Da wo ich herkomme, im Nahen Osten“, sagte er, „da sprechen  wir alle dieselbe Sprache, wir haben dieselbe Religion und teilen ähnliche Traditionen. Und trotzdem hassen wir uns gegenseitig und bekämpfen uns.“

Es stimmt. Europa spricht weder dieselbe Sprache, noch teilt sie eine Tradition und Kultur. Europa hat keine gemeinsame Identität. Das ist wohl einer der häufigsten Kritikpunkte und Erklärungsversuch, wenn es darum geht zu verstehen, woran die Union gerade zu scheitern droht.  Doch ist eine gemeinsame Identität wirklich Voraussetzung für eine geeinte Europäische Union? Muss es denn immer eine gemeinsame Geschichte geben, Religion, oder Herkunft?  Ich finde, das Beispiel im Nahen Osten zeigt gut, dass das nicht automatisch zu Frieden führt.

Ich habe Mousa daraufhin gesagt, dass es bei uns früher genauso war. Vor weniger als 100 Jahren tobten in Europa zwei Weltkriege. Wir hassten uns gegenseitig und bekämpften uns. Ich habe heute das Privileg diesen Satz in Vergangenheitsform zu schreiben.

Darauf will Pulse of Europe aufmerksam machen. Daran wollen die Teilnehmer Europa erinnern. Ich schreibe diesen Beitrag, um, wenn auch nur im Kleinen, zur medialen Aufarbeitung dieser Bewegung beizutragen. Es ist wichtig, der negativen Berichterstattung über Populismus, Brexit und drohendem Zerfall Europas die positiven Nachrichten entgegen zu setzten. Nicht alle sind gegen die EU. Nicht alle wollen raus aus der EU. Nicht alle wählen Wilders, Le Pen und CO. 600 Menschen in der Frankfurter Innenstadt demonstrierten für den Zusammenhalt der EU. Geschätzte 500 Proeuropäer setzten in Berlin ein Zeichen für Europa. Mehrere Hundert Demonstranten gingen in Köln für Europa auf die Straße. Solche Sätze werden in Zukunft hoffentlich öfter durch die Medien gehen. Hoffentlich auch bald in Südtirol.