Società | Albatros

An der falschen Stelle gespart

Monika Thomaser leitet eine Sozialgenossenschaft. Im Interview erklärt sie, warum Genossenschaften wie ihre es mit öffentlichen Auftraggebern schwer haben.
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Foto: Albatros

Monika Thomaser führt die Geschäfte der Meraner Sozialgenossenschaft Albatros.

Was ist das Besondere an einer Sozialgenossenschaft?

Albatros ist eine Sozialgenossenschaft des Typ B. Wir integrieren Menschen in die Arbeitswelt, die es am „freien“ Arbeitsmarkt schwer haben: Menschen, die sich von Suchterkrankungen oder Alkoholismus erholen, Haftentlassene, psychisch Kranke und Menschen mit Behinderung. Manche finden nach einer Zeit bei uns eine andere Arbeit, aber sehr viele bleiben auch bei uns.

Was für Arbeiten verrichten Sie?

Wir bei Albatros haben eine Dienstleistungsabteilung, die Reinigung und Gartenbau anbietet. Das ist typisch für Sozialgenossenschaften. Außerdem haben wir eine Tischlerei und machen auch Holzarbeiten, das ist weniger häufig, weil es dafür speziellere Qualifikationen braucht.

Es gibt ein Gesetz, das die öffentliche Verwaltung verpflichtet, 2% der Waren und Dienstleistungen bei Sozialgenossenschaften des Typ B zu kaufen. Erreicht die Verwaltung dieses Ziel?

Auf Landesebene wird dieses Ziel erreicht und sogar überschritten. Anders ist es bei der örtlichen Verwaltung, wie etwa den Bezirksgemeinschaften, den Gesundheitsbezirken und den Gemeinden. Die sind teilweise noch weit weg von diesem Ziel.

„Wir kommen nur zum Zug, wenn mehr als der Preis zählt“

Woran liegt das?

Zum einen betrifft eine einzelne Ausschreibung oft viele Bereiche und große Volumina. Kleinere Firmen können so große Aufträge nur schwer stemmen. Wir haben mehr als 60 Mitarbeiter, aber die meisten Sozialgenossenschaften sind kleiner. Es wäre einfacher, wenn einzelne Tätigkeiten getrennt vergeben würden. Dazu kommt der Preisdruck. Der ist im Dienstleistungssektor sehr groß. Wir arbeiten unter erschwerten Bedingungen und kommen nur zum Zug, wenn mehr als der Preis zählt.

Manche würden einwenden, es wäre richtig, dass die öffentliche Verwaltung spart.

Im Grunde spart der Staat dadurch nichts. Die Menschen, die bei uns arbeiten, sind alle aus Meran. Sie werden arbeitslos, wenn wir sie nicht beschäftigen. Die Kosten dafür muss wiederum die Allgemeinheit tragen. Und man verpasst die Chance, diese Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Dafür muss die Politik sensibilisiert werden.

Haben Sie auch Privatkunden?

Ja, mittlerweile haben wir nur mehr 10 Prozent öffentliche Kunden. Vor fünf Jahren haben wir angefangen, uns umzuorientieren – zum Glück! Wenn wir uns auf öffentliche Ausschreibungen verlassen hätten, gäbe es uns so nicht mehr. Erst kürzlich haben wir wieder einen Auftrag verloren.

„Wenn wir uns auf öffentliche Ausschreibungen verlassen hätten, gäbe es uns nicht mehr.“

Wie kam es dazu?

25 Jahre lang waren wir mit der Caritas für die Gebrauchtkleidersammlung in Meran zuständig. Jetzt haben die Stadtwerke ein Unternehmen aus Bozen beauftragt, zum Glück auch eine Sozialgenossenschaft. Eine Person war normal angestellt, deren Vertrag konnten wir nicht verlängern. Die zweite war in der Arbeitsintegration, und die konnten wir woanders unterbringen. Das ist in so einem Fall unsere Priorität.

Warum ist die Zusammenarbeit mit Privatkunden einfacher?

Für die zählt eben nicht nur der Preis, sondern auch soziale Aspekte und die Qualität der Dienstleistung. Außerdem spielt es eine Rolle, ob man schon lange gut zusammenarbeitet und sich vertraut. Ein wichtiger Punkt ist auch das Lokale. Viele Meraner Unternehmen legen Wert darauf, von Meraner Unternehmen beliefert zu werden.

Welche Unternehmen sind das zum Beispiel?

Wir arbeiten zum Beispiel mit Lichtstudio Eisenkeil, Alpha&Beta und dem AVS zusammen, mit Legacoopbund und mit Aspiag und der Kurverwaltung Meran – die sind teilweise öffentlich, unterliegen aber nicht den Regeln der Verwaltung.