Cultura | Salto Return

#270317

In Salto Return geht es nicht um 700 Jahre Meran, Proteste in Russland oder Wahlen im Saarland. Es geht um eine einfache Frage.
Boot
Foto: Null_(Y)acht_15

Frage
Als ich am vergangenen Wochenende gerade meine Yacht für die anstehenden Monate startklar machte, bedrängte mich ein kleiner, mit seinen Eltern vorbeiziehender Junge, mit der Frage, ob ich wüsste, was der Ausspruch „echter Zauber“ zu bedeuten hätte. Viele Menschen hätte er bereits gefragt, niemend hätte ihm eine zufriednstellende Antwort gegeben.
Auch ich hatte auf die scheinbar einfache Frage keine Antwort. Doch wie immer kontere ich in solchen Situationen (auch um mein Gesicht zu wahren), mit einer wahren Geschichte.
Ich erzählte über den polnischen Kinderbuchautor, Arzt und Pädagogen Janusz Korczak, der vor 75 Jahren im Vernichtungslager Treblinka zu Tode gekommen war und dass eben er, der Vater der Kinderrechte, genau solche Fragen besonders liebte. "Zudem" sagte ich "wurde Korczak vergangene Woche zum Paten für einen österreichischen Jugendpreis ernannt, der junge Menschen ausgezeichnet, die durch besondere soziale Kompetenzen auf sich aufmerksam machen."

Natürlich war das keine Antwort für den Jungen, das wusste ich. Enttäuscht zog er mit seinen Eltern und Freunden ab. Aber was hätte ich sagen sollen? Etwa, dass die Antwort wahrscheinlich wieder in der Vergangenheit zu suchen ist, beispielsweise 1967, vor 50 Jahren? Nicht hier, bei meinem kapitalistischen Yacht-Getue…

Antwort
1967 hatte der Architekt und Bildhauer Walter Pichler einige Prototyp-Helme erfunden, auch jenen, den ich persönlich als "faszinierendes Zeugnis zeitgenössischer Kunst" bezeichne.
Wie gerne möchte ich mit Pichlers tragbaren Wohnzimmer, à la Toni Erdmann, auf einer Party erscheinen. Doch weder darf ich den wunderbaren Helm mein Eigen nennen, noch werde ich auf (gute) Partys eingeladen. Egal.

Noch bis 5. Juni ist Walter Pichlers Ausstellung Radikal: Architektur & Prototypen in Salzburg zu sehen. Die umfangreiche Werkschau im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg in Salzburg pendelt zwischen Kunstausstellung und Dokumentation und zeigt die ganze Bandbreite von Pichlers Schaffen. Es werden immer wieder Führungen und sogar Workshops für Kinder angeboten, wo die Kleinen neue Häuser und Städte der Zukunft entwerfen können – ganz im Sinne des Künstlers.
Meine privaten, sehr primitiven Pichler-Forschungen haben mich lediglich ins Eggentaler Dorf Birchabruck (Ponte Nova) gebracht. Dort, in einer kleinen Schmiede am Eggentaler Bach, ist Walter Pichler nämlich aufgewachsen, hat beim Kardauner-Bauern gegenüber Kühe gehütet, und – ich kann es mir nicht anders vorstellen – wohl bereits als Kind, erste phantastische Welten „im Kopf“ entstehen lassen.

Völlig überraschend kam deshalb folgende Nachricht, die Salto Return heute gegen 13 Uhr (Winterzeit) erreichte. So soll sich seit der Umstellung zur Sommerzeit ein menschenähnliches Wesen mit einem eigenartigen Kunst-Helm im Bachbett der Pichler`schen Schmiede herumtreiben und laut der herumliegenden und herumfliegenden Flyer am Samstag, den 1. April, zur Prototyp-Performance bitten – bei Polenta und Polizeischutz, ab 10 Uhr (Winterzeit).
„Das wird ein echter Zauber“ sagen die Leute im Dorf (und auch die vom Tourismusverein).
Und ich auch. Endlich habe ich eine Antwort auf die "Zauber"-Frage. Dank Walter und seinem tragbaren Wohnzimmer.